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Amphitheater der Bletterbachschlucht unter dem Weißhorn |
Der
Bletterbach bei
Aldein hat seit der letzten
Eiszeit in nur etwa 15.000 Jahren eine im Alpenraum einzigartige Schlucht durch eine bis zu 400 m starke Schicht von Sedimenten und vulkanischen Ablagerungen gefräst, die unterhalb des
Weißhorns ein geologisches Profil über 280 Millionen Jahre aufschließt. Das Gebiet Südtirols lag damals am
Äquator. Allerdings gab es Europa vor 280 Millionen Jahren nicht, sondern den Superkontinent
Pangea, der vor ca. 230 Millionen Jahren auseinanderzubrechen begann. Das Modell von
Plattentektonik und
Kontinentaldrift gilt als 'reife Wissenschaft', aber die Dynamik des Modells ist bisher ungeklärt.
Ein Netz von Wanderwegen macht die 8 km lange
Bletterbachschlucht zugänglich. Seit 10 Jahren hat die Schlucht als
GEOPARC Bletterbach den Status 'UNESCO Welterbe', was sich einerseits positiv auf die Infrastruktur auswirkt, andererseits viele Touristen anzieht und den
GEOPARC Bletterbach zu einem beliebten Familienziel macht. Wer Wert auf Ruhe legt, sollte vor 10:00 Uhr eintreffen.
Diashow der Fotoserie
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Besucherzentrum GEOPARC Bletterbachschlucht |
Von
Seis am Schlern reisen wir ca. 60 km in 1:10 Std. an. Am Besucherzentrum werden 5 € pP erhoben. Der Preis umfasst Services, wie Parkplatz, Ausstellung, Broschüre, kurze Einweisung zu Wanderwegen, Toiletten und schließlich auch Bereitstellung eines Steinschlaghelms. In der
Bletterbachschlucht besteht nämlich Helmpflicht. Angebotene Führungen kosten moderate zusätzliche Gebühren. Die informative Webseite
GEOPARC Bletterbach fasst Angebote übersichtlich zusammen.
Sehenswerte Gesteinsmuster sowie Veranschaulichung geologischer Strukturen und ihrer Dynamik bilden Schwerpunkt der Ausstellung im Besucherzentrum. Ein kurzer Film informiert über
Kontinentaldrift und Katastrophenereignisse der Erdgeschichte.
In der
Bletterbachschlucht stellen sich Erinnerungen an Canyon-Wanderungen im Südwesten der USA ein. Die Bezeichnung als
Grand Canyon Südtirols ist jedoch im Vergleich der beiden Schluchtensysteme eher als unseriöses Marketing-Geplapper zu betrachten.
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Porphyr und Grödner Sandstein |
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Bletterbachschlucht |
Unsere Wanderung, tatsächlich eher ein Spaziergang, führt vom Besucherzentrum durch einen Wald in ca. 15 Minuten hinab in die Schlucht. 230 bis 280 Millionen Jahre alter rötlicher, vulkanischer
Bozener Quarzporphyr ist an der Basis der Schlucht in einer mehrere Meter starken Schicht abgelagert. Darüber ruht eine an Fossilien reiche Sedimentschicht
Grödner Sandstein mit bis zu 250 m Mächtigkeit. Unterschiedliche Verfärbungen verweisen auf verschiedene eingelagerte Mineralien.
Gesteinsbrocken und Sand im Bachbett machen bewusst, dass wir lediglich eine Momentaufnahme des als
Kreislauf der Gesteine bezeichneten geologischen Zyklusses sehen. Das Gebirge der
Alpen faltete sich erst mehr als 100 Millionen Jahre später auf.
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Bletterbachschlucht |
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Wasserfall im Butterloch |
Weg Nr. 3 führt abwechselnd über Waldpfade oder durch das Bachbett des
Bletterbachs, der zum Zeitpunkt unseres Besuchs nur ein Rinnsal ist. Nach starken Niederschlägen wird der
Bletterbach zum reißenden Wildbach. Weg Nr. 3 endet nach ca. 45 Minuten an einer als 'Butterloch' bezeichneten kesselartigen Geländestufe, über die sich der Butterloch-Wasserfall ergießt. Das 'Buttterloch' ist der verbliebene Rest eines vor ca. 230 Milionen Jahren aktiven Vulkanschlots. Vulkanische Explosionen ließen im Butterloch
Schlotbrekzien entstehen, die in Sedimenten eingelagert sind.
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Weißhorn über der Bletterbachschlucht |
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Talschluss der Bletterbachschlucht |
Der 'Jägersteig' führt über 140 Höhenmeter aus dem Bachbett heraus zur Oberkante der unteren Schlucht, an der wir auf den 'Gorzsteig' treffen. Der Steig folgt zunächst einer Gipfelroute auf das
Weißhorn, 2.317 m, und trifft den
Europäischen Fernwanderweg E5. An der Querung des
Bletterbachs verlassen wir die Wege und steigen weglos im Bachbett auf. Nach ca. 30 Minuten erreichen wir den als 'Gorz' bezeichneten Talschluss in Form eines Amphitheaters unter dem Gipfel des
Weißhorns. In der mehrere hundert Meter hohen Wand ist über der
Gröden-Formation eine 60 Meter mächtige
Bellerophon-Formation freigelegt. Darüber liegen weitere, im Meer entstandene Sedimentschichten, geologisch als
Oolithbank,
Werfen-Formation,
Richthofen-Konglomerat bezeichnet. Die oberste Schicht bildet fast weißer Sarldolomit, der durch Ablagerung von Wirtelalgen (
Kalkalgen) in der
Trias entstanden ist. Der Gipfel des
Weißhorns besteht als Sarldolomit, dessen helle Farbe namensgebend für den Gipfel war. Nach 3 Stunden endet ein hoch interessanter geologischer Spaziergang durch die Erdgeschichte im Übergang vom
Perm zur
Trias.
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