Blick auf Juval mit Schloß und Schloßwirt vom Sonnenberg |
Obwohl die Wetterprognose ab
Montag vorerst stabiles Bergwetter ankündigt, erweist sich das ‚Wanderparadies
am Naturnser Sonnenberg’ als eine nicht gerade paradiesische Wanderung am
‚Naturnser Regenberg’. Die Wetterprognose hält nämlich ihr Versprechen nur bis
zum Abend des folgenden Tages. Dann geht es so unsicher weiter wie in den
beiden vorangegangen Wochen. In diesem Jahr treffen wir auf eine ungünstige
Wetterlage, wie wir sie in fast dreißig Jahren nur selten und in ihrer Dauer noch
nie angetroffen haben.
Übersicht des Wandergebietes am Naturnser Sonnenberg |
Die Wettergestaltung liegt
selbstverständlich nicht in der Verantwortung des touristischen Marketings, dem
darum nicht vorzuwerfen ist, wenn der ‚Naturnser Sonnenberg’ heute seinem Namen
nicht gerecht wird. Unser Unverständnis betrifft die Frage, warum ein derart
attraktives und beliebtes Wandergebiet so nachlässig und unzulänglich markiert
ist, dass wir als erfahrene Wanderer und trotz neu erstandener Wanderkarte
(Tabacco 04) gleich mehrfach in die Irre geführt werden. Dass wir nicht als
‚Geisterfahrer’ unterwegs sind, zeigen uns Diskussionen, die auch andere
Wanderer auf der Strecke und an unserer Jausenstation über Wanderrouten führen.
An welchen Strukturen der unübersehbare Handlungsbedarf scheitert, bleibt ein
Geheimnis der Hüter dieser Strukturen.
Höfe am Naturnser Sonnenberg über dem Vinschgauer Tal |
Wir lassen uns vom
wechselhaften Wetter mit leichten Regenschauern nicht abschrecken und nehmen
uns eine Wanderung am ‚Naturnser Sonnenberg’ vor. Ungeachtet der enttäuschenden
Wetterlage entdecken wir tatsächlich eine Wanderregion, deren Existenz uns
bisher entgangen ist, weil es uns in der Vergangenheit (bei meistens besserem
Wetter) in größere Höhen gezogen hat. Um ein ‚Wanderparadies’ glaubwürdig zu
bewerben, müsste die Kennzeichnung von Wegen besser sein, als wir sie
angetroffen haben. Trotzdem sind wir uns sicher, noch häufiger in dieses
Wandergebiet zurückzukehren und hoffen, in Zukunft auf bessere Markierungen zu
treffen.
Bergstation der Seilbahn Unterstell |
Von Naturns-Kompatsch nutzen
wir die Seilbahn nach Unterstell (11 € pP mit Gästekarte für Hin- und
Rückfahrt). Die Bergstation der Seilbahn entlässt uns in eine attraktive
Wanderregion, die ein reiches Angebot an Wanderwegen und Jausenstationen
bietet. Da das Wetter unsicher ist, wollen wir zunächst nicht in die Höhe,
sondern auf einem Abschnitt des Meraner Höhenweges in Richtung Katharinaberg
wandern und abhängig von der Wetterentwicklung später entscheiden, ob wir nach
Katharinaberg absteigen oder weiter aufsteigen, um auf einem Rundweg über die
Dicker Alm abzusteigen.
Vinschgauer Tal vom Naturnser Sonnenberg |
Das Wetter wirkt am Morgen
noch unentschieden und lässt offen, in welche Richtung es sich entwickeln wird.
Beim Gasthof Lint treffen wir auf den Meraner Höhenweg, der mit der Nr. 24
markiert ist, die jedoch selten zu finden ist. Wir folgen zunächst dem Meraner
Höhenweg in Richtung Katharinaberg. Vom Weg bieten sich immer wieder schöne
Ausblicke auf den Vinschgau, Juval und das Schnalstal.
Gasthof Lint am Naturnser Sonnenberg |
Inzwischen werden die Wolken dichter
und auch dunkler. Vielleicht trüben sie unsere Sicht, denn egal, welche
Richtung wir einschlagen, ständig ist ein Weg Nr. 10 ausgewiesen, auf den wir
lt. unserer Karte und auch lt. einem an der Bahn ausliegenden Flyer hier nicht
erwarten können und auf den wir erst später treffen sollten. Uns bleibt nichts
anderes übrig, als zunächst der Route zu folgen und zu hoffen, bald auf einen
Orientierungspunkt zu treffen.
Heute scheint der Tag der
Beregnung zu sein. Ab dem Gasthof Lind sInd alle Beregnungsanlagen an den Höfen
unserer Route aktiv. Diese Art der Beregnung ist am Sonnenberg notwendig und bereitet
uns kein wirkliches Problem, denn ihre Reichweite ist überschaubar und unsere
Kleidung trocknet schnell. Inzwischen erreichen uns aber auch erste Regentropfen.
Sie stellen sich als Vorboten leichter Regenschauer heraus, die uns nun auf dem
gesamten Weg begleiten. Der Weg ist unschwierig, weshalb mit dem Regen keine
Risiken verbunden sind. Ein Stimmungshoch vermag Regen jedoch auch nicht zu
fördern.
An einem Hof weisen Pfeile
mit Wegnummern in wirre Richtungen, die sich uns nicht erschließen. Völlig
irritierend erscheint uns, dass wir uns lt. Marke auf dem Weg Nr. 10 befinden,
obwohl wir erwarten, auf dem Weg Nr. 24 zu gehen. Möglicherweise haben wir eine
Abzweigung übersehen und befinden uns bereits auf dem Anstieg in Richtung
Dicker Alm, wohin wir ohnehin gehen wollten. Diese Annahme erweist sich jedoch
als Irrtum. Der Anstieg führt zum Dickhof. Wir verstehen nicht, warum das so
ist, haben aber nun endlich einen Orientierungspunkt, von dem wir in einer
Stunde zur Dicker Alm aufsteigen, die als Jausenstation ausgewiesen ist.
Jausenstation Dickhof am Naturnser Sonnenberg |
Dort angekommen, scheinen wir
nicht willkommen zu sein. Uns begrüßt lediglich ein aufdringlicher Hund in
einer Umgebung, die wir als schmuddelig und nachlässig empfinden. Eine
Bedienung zeigt sich nicht. Nach einigen Minuten Wartezeit verlassen wir wieder
die Alm, die uns ohnehin nicht gefällt.
Weitere Experimente riskieren
wir nicht und gehen darum zurück zum Dickhof, an dem wir nach 3:45 Stunden Wanderung
eine Pause einlegen. Umgebung, Atmosphäre und Service sind angenehm. Hier
verweilen wir gerne. Der Rückweg zur Bergstation der Seilbahn nach Naturns ist in
einer Stunde Gehzeit problemlos bewältigt.
Technische Daten des Rundweges
· Gesamtgehzeit: 4:45 Stunden
· Absolute Höhendifferenz: 760 m
· Gesamtleistung im Auf- und Abstieg: ca. 1.000 m
(Schätzung)
· Technische Anforderungen: keine
· Konditionelle Anforderungen: mittel
· Markierung: ungenügend (lückenhaft, missverständlich,
irreführend)!
Erlebniswert Wanderwege: 2
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