Donnerstag, 26. Juli 2012

Südtirol 2012 - Auf dem Meraner Höhenweg zeigt sich der Vinschgau in Bestform (aktualisiert am 20.08.2013)

Motiv am Meraner Höhenweg beim Giggelberg
Unsere Unzufriedenheit mit den Wetterbedingungen der letzten Wochen ist zwar nicht vergessen, verblasst jedoch deutlich nach den Erlebnissen des heutigen Tages, die wir als großzügige Entschädigung gerne entgegennehmen. Das Wetter zeigt sich heute endlich so, wie wir es aus der Vergangenheit kennen, nämlich hochsommerlich.
Wir wandern auf einem Abschnitt des Meraner Höhenweges (Nr. 24), der uns mit einem Feuerwerk an Highlights überrascht und begeistert. Die Streckenführung verbindet Schluchten und Wasserfälle, führt über eine längere Hängebrücke und bietet großartige Ausblicke auf die Landschaft. Der Weg führt an alten Höfen vorbei, von denen unglaublich steile Wiesen bewirtschaftet werden. Mehrere Jausenstationen laden zur Einkehr ein. Fotografisch lassen sich die Eindrücke des Tages nicht angemessen widergeben. Diesen Weg muss man 'life' erleben. Am 8.08.2012 wiederholen wir den Weg und am 20.08.2013 gehen wir die Route in umgekehrter Richtung. Die Fotos sind daher eine Mixtur dieser drei Wanderungen.


Sonnenberghof mit Wirtschaftsflächen in Steillagen
Sofern zwei Autos zur Verfügung stehen, kann jeweils ein Auto an einer der beiden Talstationen der 'Texelbahn' und der 'Seilbahn Unterstell' in Naturns-Kompatsch abgestellt werden. Andernfalls verkehrt eine Buslinie zwischen den beiden Talstationen. Aus Gründen der persönlichen Befindlichkeit bevorzugen wir die Gehrichtung von der 'Texelbahn' zur 'Seilbahn Unterstell'. (2013 sind wir die Gegenrichtung gegangen.)
Von der Bergstation der 'Texelbahn' am ‚Giggelberg’ gehen wir in westlicher Richtung bis zum Gasthof Lint, von dem wir auf kurzem Weg zur Bergstation der ebenfalls neuen Seilbahn ‚Unterstell’ absteigen, die uns zurück nach Naturns-Kompatsch bringt. Was in der Wegbeschreibung nüchtern klingt, erweist sich in der Realität als einer der schönsten Wanderwege, den wir bisher in Südtirol kennengelernt haben.
Der Meraner Höhenweg war in der Vergangenheit für uns keine ernsthafte Option, weil er überwiegend in einer Höhe unterhalb typischer Hochgebirgsregionen verläuft. In diesem Jahr entdecken wir die Faszination dieser Region. 


Motiv in der 1000 Stufenschlucht
Motiv in der 1000 Stufenschlucht
Motiv in der 1000 Stufenschlucht

Höhepunkt der Wanderstrecke ist auf etwa halbem Weg die ‚1000 Stufenschlucht’. Tatsächlich sollen es laut Beschreibung nur 967 Stufen sein, die in die Schlucht hinunter und aus ihr wieder hinauf führen. Überprüft haben wir die Angabe nicht, die Größenordnung scheint aber zu passen. So tief, wie die 1000 Stufen vermuten lassen, müssen wir nicht ab- und aufsteigen. Der Name bezeichnet nämlich nicht eine große Schlucht (wie z. B. die Uiana-Schlucht), sondern drei aufeinanderfolgende tiefe Einschnitte des Berghangs, die aufgrund der Wegführung nacheinander jeweils im Ab- und Aufstieg zu queren sind. Im Inneren der Schluchten treffen wir auf einen größeren und einen kleineren Wasserfall. Einige Passsagen sind leicht ausgesetzt, bilden aber dank der Sicherungen keine größeren Hürden. Aufmerksamkeit verlangen kurze, steinschlaggefährdete Abschnitte. Bei gutem Wetter, wie heute, ist das Risiko gering.


Jause am Pirchhof
Pirchhof am Meraner Höhenweg
Nachdem die Schluchtenpassage hinter uns liegt und wir seit zwei Stunden unterwegs sind, bietet sich der Pirchhof für eine Jause an. Umgeben von einem Blumenmeer sitzen wir auf einer sonnigen Aussichtsterrasse ca. 1.000 m über dem Talgrund des Vinschgaus. Der Pirchhof überrascht mit einer ambitionierten Speisekarte und bietet sogar Eigenbauweine im offenen Ausschank zum kleinen Preis an (1/4 l zu 2,50 € – 3,50 €). 


Hausnudeln am Pirchhof
Für Wein sind wir zwar grundsätzlich empfänglich, was jedoch nicht gilt, wenn noch die halbe Wegstrecke vor uns liegt. Die Karte macht darauf aufmerksam, dass der Pirchhof unterschiedliche Obstsäfte aus eigener Produktion anbietet und industriell produzierte Säfte ablehnt. Das gefällt uns, aber wir ziehen trotzdem ein Weizenbier vor, das zum Glück nicht unter die Restriktionen der Getränkepolitik fällt. Röstkartoffeln mit Spiegeleiern und Speck (6,50 €) sind eine potentielle Verführung, erschweren aber die Fortsetzung der Wanderung. Das Tagesangebot der ‚Hausnudeln’ (7,00 €) erweist sich als gute Alternative. Positiv ist der hervorragende Service auf der Terrasse anzumerken. Die digitale Revolution ist inzwischen auch in den Bergen angekommen. Bestellungen werden am Pirchhof per mobiler Datenerfassung an die Küche weitergeleitet.




Hängebrücke am Meraner Höhenweg
Hängebrücke am Meraner Höhenweg
Auf der Fortsetzung unseres Weges erspart eine große Hängebrücke den Ab- und Aufstieg durch eine weitere Schlucht. Anschließend könnten wir den Meraner Höhenweg verlassen, um auf einem sanft abfallenden Weg zur Bergstation der Seilbahn ‚Unterstell’ zu gehen. Eine Abkürzung kommt uns gar nicht erst in den Sinn. Wir genießen den Weg und nehmen darum in Kauf, zum Gasthof Lint noch einmal anzusteigen, um auf einem steiler abfallenden Weg zur Seilbahn zu gehen.



Technische Daten des Rundweges


·    Gesamtgehzeit: 3:15 Stunden (3:00 Stunden mit Abkürzung auf Weg 24b)
·    Absolute Höhendifferenz: 288 m
·    Gesamtleistung im Aufstieg/Abstieg liegt wegen der Profilierung, je nach Gehrichtung, 477 und 728 Höhenmeter
·    Technische Anforderungen: Leicht; etwas ausgesetztere Abschnitte sind gesichert, verlangern aber auch Trittsicherheit
·    Konditionelle Anforderungen: Leicht-Mittel
·    Markierung: Gut
·    Sonstiges: Wegen steinschlaggefährdeter Abschnitte sollte diese Route bei trockenem Wetter gegangen werden.
Das Kombiticket beider Bahnen kostete im Jahr 2013 mit Gästekarte 13,00 €. Zwischen den Talstationen der beiden Seilbahnen verkehrt die Buslinie 265. Die Parkplätze sind an beiden Seilbahnen kostenlos.

Erlebniswert: 1 (Premiumweg!)

1 Kommentar:

  1. Ein toler Bericht! Nur noch wenige Tage, dann werden wir das live sehen. ich freu mich so!

    Viele Grüße aus Hessen! Jörg

    AntwortenLöschen