Mittwoch, 4. Juli 2012

Südtirol 2012 - Drei Juwelen auf einen Streich: Tartscher Bühel, St. Benedikt und Planeiltal

St. Veit (11. Jh) auf dem Tartscher Bühel
Mit dem Aufenthalt im Obervinschgau erschließen wir uns neue Erfahrungen, die uns in der Vergangenheit entgangen sind. Mitunter lagen Ziele auch einfach nur zu weit vom Mittelvinschgau entfernt, um sie zu besuchen. Heute lernen wir gleich drei neue Sehenswürdigkeiten kennen.
Ehe wir eine Wanderung im Planeital unternehmen, bringt uns ein Abstecher auf das 'Tartscher Bühel', das unmittelbar hinter unserer Unterkunft liegt. Auf dem weiteren Weg in das Planeital besuchen wir am Rand der Ortschaft Mals die alte Kirche St. Benedikt, die nur von 10:00 Uhr bis 11:30 Uhr für Besichtungen geöffnet ist. Im Planeital erschließen wir uns schließlich eine neue Wanderroute, die uns als Eingehtour geeignet erscheint und die Mühe des Anstiegs mit der Einkehr auf der Planeier Alm belohnt. Fotoserie: Wanderung im Planeital




Abstecher auf das Tartscher Bühel

St. Veit (11. Jh) auf dem Tartscher Bühel
Am Fuß des Tartscher 'Bichl', wie Einheimische sagen, liegt zwischen den Ortschaften Schluderns und Mals das kleine Dorf Tartsch. Von dort gehen wir auf den felsigen und von Sagen umrankten Rundbunkel des Tartscher Bühels, der aus Glimmerschiefer besteht. Unser Ziel ist die kleine Kirche St. Veit, die im 11. Jh auf dem Boden einer vorchristlichen Kultstätte errichtet wurde. Die Kirche ist leider verschlossen.
Archäologische Ausgrabungen, die auf dem Tartscher Bühel bestehen sollen, finden wir nicht spontan. Der Ort ist jedoch so anregend, dass wir in den nächsten Tagen noch einmal mit mehr Zeit zurückkehren wollen. Heute dürfen wir die kurze Öffnungszeit der Kirche St. Benedikt nicht verpassen und ziehen darum weiter.






St. Benedikt in Mals

St. Benedikt in Malls (8. Jh)
Seit etwa 30 Jahren reisen wir in den Vinschgau, ohne dass wir von der Kirche St. Benedikt Notiz genommen hätten. Heute erkennen wir, ein kulturhistorisch bedeutendes Bauwerk, das zu den ältesten Kulturbauwerken des Vinschgaus zählt, bisher übersehen zu haben. Dieses Versäumnis ist nicht alleine der äußerlichen Unscheinbarkeit des Gebäudes zuzuschreiben, sondern auch einer Interessenlage geschuldet, die in der Vergangenheit eher sportlich ausgerichtet war.


Fresko der Stifterfiguren und Säulenfragmente in St. Benedikt 
Erbaut wurde die Kirche wahrscheinlich im 8. Jh. Der romanische Turm ist im 12. Jh hinzugefügt worden. Die Innenausschmückung dieses äußerlich bescheidenen Gebäudes zeigt Reste karolingischer Fresken, die dem 9. Jh zugeordnet werden. Fotografien sind prinizipiell verboten, aber in einem unbewachten Moment gelingt eine Aufnahme der Stifterfiguren. Dieses karolingische Fresko (8./9. Jh) der Sifterfiguren gilt als eine herausragende kulturelle Kostbarkeit. Die Darstellung zeigt neben dem geistlichen Stifter, mit einem Modell des Kirchengebäudes in der linken Hand (vermutlich handelt es sich um den Bischof von Chur), den unbekannten weltlichen Stifter in der Tracht eines fränkischen Grundherrens. Wir blicken nicht nur auf außerordentlich gut erhaltene karolingische Fresken, sondern auch auf die einzige authentische Darstellung eines fränkischen Grundherrens in Tracht. Am linken Bildrand sind Reste einer Säule zu erkennen, die ehemals eine Chorschranke begrenzte. Die Ornamentik dieser Säule demonstriert die Kunst langobardischer Steinmetze. Die anregenden Eindrücke motiveren zu weiteren kulturellen Exkursionen, die wir angehen wollen, sobald das wechselhafte Wetter keine Bergtouren erlaubt.


Wanderung im Planeiltal

Planeiltal und Punibach
Das Planeiltal haben wir in der Vergangenheit ignoriert, weil uns vermeintlich attraktivere Ziele angezogen haben. Der Standort im Oberbervinschgau und die Ausstattung eines üppigeren Zeitbudgets erlauben die Überprüfung unserer Vorurteile.
Im Planeiltal treffen wir jenseits ausgetretener Touristenpfade auf eine wunderschöne und trotzdem einsame Alpenlandschaft, wie sie in Südtirol nur noch selten zu finden ist. Wir gehen heute nur bis zur Planeiler Alm, ein Anstieg mit lediglich 650 Höhenmetern, den wir zwar in 1:30 Std. bewältigen, der uns aber auch mehr fordert, als wir es aus der Vergangenheit kennen. Unsere Fitness ist offensichtlich nicht besonders gut, aber das lässt sich über sechs Wochen verändern.





Planeil im Planeiltal
Planeiler Alm, 2202 m
Die Einkehr auf der Planeiler Alm belohnt uns für die Mühe des Aufstiegs. Auch hier gibt es keinen Ansturm. Die wenigen Tische auf der Terrasse sind für die eintreffenden Wanderer völlig ausreichend. Nach einer Portion Spiegeleiern mit Speck und einem Hefeweizen treten wir leicht beschwingt den steileren Rückweg an und erreichen nach 1:10 Std. die Ortschaft Planeil.

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