Freitag, 16. August 2013

Wallis 2013 - Wanderung von Randa zur Europahütte (2.200 m) am Europaweg

Europahütte auf dem Europaweg Grächen - Zermatt
Unsere letzte Wanderung des diesjährigen Aufenthaltes in den Walliser Alpen ist erneut eine Gedächtnistour. Von Randa im Mattertal wandern wir zur Europahütte am Europaweg, ein Abschnitt der Tour Monte Rosa, die wir 2004 gegangen sind. 1990 war Randa der Ausgangsort unserer Gipfeltour auf den Dom, 4.554 m, das Dach der Mischabel (Post der Gipfeltour).
Unsere Wanderung von Randa zur Europahütte verbindet zwei persönlich bedeutende Erlebnishorizonte und lässt Ereignisse und Details aufleben, die jenseits unserer aktiven Erinnerungen schlummerten. Diashow der Fotoserie  






Pension Sporting in Randa
Dorfstraße in Randa
Randa hat als Walliser Bergdorf seinen ursprünglichen Charakter bis heute kaum eingebüßt, was auch daran liegen mag, dass hier kein Skitourismus stattfindet. Den Weg nach Randa finden vor allem Bergsteiger und Wanderer auf der Durchreise zu Alpenhütten am Europaweg oder in der Mischabelgruppe. Seit unserem Besuch im Jahr 1990 hat sich das Ortsbild nur wenig verändert. Unsere damalige Unterkunft, die 'Pension Sporting' (keine Webseite!), erkennen wir spontan aufgrund des äußerlich unveränderten Bildes.




Randa mit Alpubel (4.206 m) im Hingergrund
Der Lärchenweg zur Europahütte ist weitgehend identisch mit dem unteren Abschnitt des Domhüttenweges, der nach der Abzweigung vom Europaweg in einen anspruchsvollen alpinen Pfad übergeht. Bereits in Randa (ca. 1.400 m) ist die Dorfstraße schon so steil, dass Hühner Steigeisen tragen. Hinter den Wiesen von Obermatt steigert sich ab dem Dorfbach die Steilheit des Weges noch einmal deutlich. Zum Glück sind wir im Schatten eines Lärchenwaldes nicht unmittelbar der Sonne ausgesetzt. Nach 45 Minuten erreichen wir den Lärchberg (1.850 m), ab dem der Weg moderater und der Wald lichter wird.






Festigletscher zwischen Dom und Täschhorn
Festigletscher, Grabengufer
Wenig später treffen wir auf die Umleitung des Europaweges. Die Originalstrecke ist seit September 2010 gesperrt wegen Steinschlaggefahr am Grabengufer. Verursacher des Problems ist zwischen den Gipfeln Dom und Täschhorn der Festigletscher, der kontinuierlich Geröllmassen in Richtung Grabengufer vor sich herschiebt. Eine vor Steinschlag schützende Galerie am Grabengufer, die wir im Sommer 2004 nutzen konnten, war auf Dauer dem Bergdruck nicht gewachsen. Die im Juli 2010 eröffnete 230 m lange Hängebrücke Grabengufer sollte das Problem nachhaltig lösen, musste aber nach weniger als 3 Monaten Betrieb aufgrund von Steinschlagschäden wieder gesperrt werden! Die Natur erweist sich einmal mehr als stärkere Kraft.  

Gesperrte Hängebrücke am Grabengufer
Nach weiteren 45 Minuten Gehzeit blicken wir an der Abzweigung des Domhüttenweges vom Europaweg (2.238 m) im Süden auf die imposante Hängebrücke am Grabengufer. Die für die Sperrung verantwortlichen Schäden sind aus der Distanz nicht zu erkennen.
Wir wenden uns in die Gegenrichtung nach Norden in Richtung Europahütte, bis zu der 10 Minuten Restgehzeit angekündigt sind.






Europahütte von Norden
Europahütte von Süden
Aus südlicher Richtung ist die Europahütte erst zu sehen, wenn man fast vor ihr steht. Nach der Rast werden wir noch einen kleinen Abschnitt auf dem Europaweg nach Norden gehen und können aus der entgegengesetzten Blickrichtung die exponierte Lage der Hütte fotografieren.
Zunächst kommen wir nach 1:45 Stunden Gehzeit auf 2.220 m Höhe an dieser großartigen Hütte an, die wir zu den attraktisten uns bekannten Hütten im gesamten Alpenraum zählen.





Rast an der Europahütte
Rast an der Europahütte
Im Unterschied zu 2004 ist die Hütte schwach besucht, was vermutlich der beschriebenen Problematik am Grabengufer geschuldet ist. Auf der Terrasse entscheiden wir uns für einen Aussichtsplatz, den wir so schnell nicht wieder aufgeben werden. Zur Feier des Tages ist heute trotz des stolzen Preises von 15 SFR (ca. 12 €) eine Portion Rösti mit kleinem Spiegelei nicht zu vermeiden.






 
Ausblick von der Terrasse der Europahütte nach Westen
Von der Terrasse blicken wir nach Westen auf das Schalihorn (3.974 m) und auf die ebenmäßige Pyramide des mächtigen Weisshorns (4.505 m), zwischen denen der Schaligletscher (auch als Hohlichtgletscher bezeichnet) und der Bisgletscher liegen. Da der Bisgletscher steil in das Mattertal abfällt, stürzen immer wieder große Eismassen in das Tal, die starke Zerstörungen und Todesopfer verursachen.  








Als Rückweg nach Randa wählen wir eine Alternativroute, auf der wir zunächst dem Europaweg in Richtung Grächen folgen, aktueller Standort unseres Aufenthaltes in den Walliser Alpen (Post zum Standort Grächen). Diesen Weg sind wir auch im Jahr 2004 gegangen. Nach 15 Minuten Gehzeit verengt sich die Route zu einem schmalen Saumpfad auf einem steil abfallenden Hang. Mit der Ausgesetztheit des Pfades können wir umgehen, aber der weiche Untergrund auf dem labilen Hang erscheint uns als unnötiges Risiko, zumal wir nur mit leichten Schuhen unterwegs sind. Wir entscheiden uns für die Umkehr und gehen auf dem Aufstiegsweg über den Lärchberg zurück nach Randa.

Technische Daten der Wanderroute

  • Typ: Rundweg (Rückweg auf dem Hinweg mit Umwegen)
  • Streckenlänge: 10 km (inkl. Umwege, sonst eher 8 km)
  • Gesamtgehzeit: 4:05 Stunden, (1:45 Hinweg, 2:20 Rückweg inkl. Umwege)
  • Absolute Höhendifferenz: 953 m
  • Gesamte Aufstiegsleistung:  1.007 m
  • Gesamte Abstiegsleistung:  936 m
  • Technische Anforderungen: leicht+ (kurze Abschnitte mit Blockwerk und Geröll erfordern Trittsicherheit)
  • Konditionelle Anforderungen: leicht-moderat (der Weg ist nicht schwierig, aber steil)
  • Orientierung und Markierung: ausreichend
  • Wetter und Temperatur: sonnig, ca. 20 Grad in der Höhe und 27 Grad im Tal
  • Einkehrmöglichkeiten: Randa, Europahütte
  • Sonstiges: Die ohnehin mit ca. 8 Stunden Gehzeit sehr lange Etappe auf dem Europaweg von Zermatt zur Europahütte (2004 sind wir diese Etappe gegangen) erfordert erneut zeit- und kraftraubende Umwege von mehreren Stunden wegen Steinschlaggefahr am Grabengufer. Da diese Problematik viele Wanderer abschreckt, planen die beteiligten Gemeinden mit Blick auf das Jahr 2014 eine neue, 365 m lange, Hängebrücke an einer anderen Stelle, um den Europaweg wieder attraktiver zu machen.

Erlebniswert

Die Wanderung bringt uns zurück an Orte oder in deren Nähe, mit denen wir spannende, anstrengende, anspruchsvolle und auch grenzwertige Höhepunkte unserer alpinen Erfahrungen verbinden. Auch ohne diesen Hintergrund lohnt sich ein Tagesbesuch der attraktiven Europahütte unbedingt! Von der Hütte bieten sich großartige Ausblicke auf den Gipfel des Weisshorns (4.505 m), der als einer der schönsten, aber auch anspruchsvollsten Alpengipfel gilt, seine Nachbargipfel (Schalihorn, 3.974 m und Bishorn), auf den Schaligletscher und auf den gefährlichen Bisgletscher. Die Eindrücke dieser Woche in den Walliser Alpen motivieren uns zu einer Rückkehr für zwei Wochen im nächsten Jahr.

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