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Motiv auf dem Grathorn (2.273 m) bei Grächen |
Das instabile Wetter legt heute eine kurze Pause ein. Wir nutzen den sonnigen Tag für eine Wanderung auf dem Europaweg und gehen von Grächen in Richtung Zermatt einen Abschnitt bis kurz hinter dem Grathorn (2.273 m), auf das wir von Grächen blicken, wenn es nicht (wie meistens während dieser Woche) in Wolken gehüllt ist. Der Name 'Grathorn' lässt einen Berg vermuten. Tatsächlich handelt es sich nur um einen Aussichtspunkt auf einem Plateau an der Ostflanke des Mattertals. Der steile Weg und mehr als 800 m Anstieg sind jedoch durchaus gipfelwürdig. Diashow der Fotoserie
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Grathorn, Riedgletscher, Nadelgrat |
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Grathorn, Mattertal, Berner Oberland in Wolken |
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Rast am Europaweg |
Die Wolkenschicht wird inzwischen dichter, sie wirkt aber noch nicht bedrohlich. Für den Rückweg auf der gleichen Route benötigen wir 2:20 Std. (4:50 Std. Gesamtgehzeit bei ca. 900 m Aufstieg und Abstieg).
Am Abend leiten Gewitter und Regengüssen die nächste Wetterstörung ein.(3)
Anmerkungen
(1) Eine einsame Kapelle mit merkwürdigem Namen und in eher versteckter Lage provoziert Fragen. Die Bedeutung des Namens ist auf die Schnelle nicht zu ermitteln. Die Bedeutung der Kapelle vermag Hans Haid, ein Söldener Schriftsteller und Volkskundler, in einem Artikel Über Gletscherbannungen, Bittgänge, scharfe Gelübde, Kinderprozessionen zum Ferner usw. (PDF) mit einer Sage aus der Sammlung „Sagen und Volkserzählungen aus Grächen" zu erklären:
„Wie überall im Wallis, so muss man auch in Grächen die Wiesen und Gärten bewässern, wenn man heuen oder Kartoffeln, Kohl und Rettiche einkellern will. In Grächen selber aber gibt es dafür zu wenig ergiebige Quellen und man grub vor mehreren Jahrhunderten vier Wasserfuhren, welche Wässerwasser vom Riedbach heraus auf die Güter bringen. Der Riedgletscher war früher ein unheimlicher Bursche. Er stieß immer wieder vor und drückte die Fassungen weg, so daß man die Wasserleitungen tiefer verlegen mußte. In dieser Not ließen die Leute zwei Missionspatres kommen und baten sie, den Gletscher zurückzubannen. Früher konnten einige in Schalbettu noch genau die Stelle zeigen, bis wohin sie ihn zu bannen vermocht hatten. Weiter hinauf brachten sie ihn nicht, weil er voll armer Seelen war, welche dort im Eis büßen mußten.
Später legten die Grächener und die St.Nikolauser ein Gelübde ab und versprachen, jedes Jahr am St.Jodertag (4. September) eine Prozession bis nach Schalbettu am Riedbach abzuhalten. Von jeder Familie mußte mindestens eine erwachsene Person nüchtern daran teilnehmen. In Schalbettu waren zuerst zwei Messen und eine Predigt, dann kam man betend zurück. Außer der Prozession versprach man, an Sonn- und Feiertagen nicht zu wässern und auch nicht zu tanzen. Seither rückte der Gletscher nie mehr so weit vor.“
(2) Die dramatische Bergungsaktion hatte erfreulicherweise positiven Erfolg mit dem weniger erfreulichen Nebeneffekt einer Reduzierung unserer Wandergruppe.
(3) Morgen wechseln wir den Standort und reisen für eine weitere Woche ca. 25 km tiefer in das Mattertal nach Zermatt. Die Wetteraussichten bleiben weiter bescheiden.
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