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Motiv mit Wanderern auf der Vulkanroute |
Heute erleben wir pures Wanderglück! Der Tag beginnt bereits vielversprechend. Am Morgen herrscht im Südwesten der Insel sonniges Wetter und nach drei stürmischen Tagen regt sich kaum ein Lüftchen. Der Höhenzug der ‚Cumbre’ bietet ein geteiltes Bild. ‚Cascadas’ hüllen die nördliche ‚Cumbre Nueva’ in Wolken, während die südliche ‚Cumbre Vieja’ wolkenfrei ist.1)
Wir schnüren die Wanderschuhe und fahren zum ‚Refugio El Pilar’ auf 1.440 m Höhe, um auf dem Wanderweg ‚GR-131’ (‚El Bastón’) einen Abschnitt der ‚Ruta de los Volcanes’ zu gehen. Die gesamte Vulkanroute vom ‚Refugio El Pilar’ bis zum ‚Faro de Fuencaliente’, dem Leuchtturm an der Südspitze der Insel, hat eine Länge von 24 km. Die Strecke ist durchaus an einem Tag machbar, logistische Herausforderungen des Rücktransportes nach ‚El Pilar’ möchten wir jedoch vermeiden. Wir ziehen es vor, die Route in mehreren Abschnitten zu gehen und nehmen uns für heute vor, am ‚Volcán de la Deseada’ umzukehren.2)
Diashow der Fotoserie
Anfahrt
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Motiv am Llano del Jable |
Aus Richtung ‚El Paso’ fahren wir auf der Straße ‚LP-3’ in Richtung ‚Santa Cruz de La Palma’. Kurz vor dem großen Straßentunnel durch die ‚Cumbre’ zweigt an einem nicht zu übersehenden Wegweiser die Straße ‚LP-301’ in südlicher Richtung nach ‚El Pilar’ ab. Die 8 km lange, kurvenreiche Auffahrt auf der schmalen und mitunter ruppigen Strecke nach ‚El Pilar’ ist bereits ein Erlebnis für sich.
Wir durchfahren zunächst die ‚grüne Hölle’ eines subtropischen Regenwaldes. Die enge Schneise der Straße windet sich durch dichte Vegetation, deren Gerüst Wacholderbäume, Lorbeerbäume und Kiefern bilden. Mit zunehmender Höhe wir die Vegetation lichter. Kanarische Kiefer dominiert jetzt das Bild. In ca. 1.200 m Höhe führt die Straße beim Vulkan ‚Montaña Quermada’ (1.362 m) durch das vulkanische Aschefeld des ‚Llano del Jable’, das wir vor einer Woche durchwandert sind.3)
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Mirador Llano de lJable, 1.220 m |
Am ‚Mirador Llano del Jable’ (1.220 m) unterbrechen wir die Fahrt. Nach Westen reicht die Aussicht über die vulkanische Landschaft und das Aridanetal hinweg bis an die Westküste bei ‚Puerto de Tazacorte’. Nach Norden blicken wir auf den wolkenfreien Kraterkamm der Caldera de Taburiente, während im Osten der Nord-Ost-Passat eine dicke Wolkenschicht über die ‚Cumbre Nueva’ schiebt.
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Refugio El Pilar, 1.440 m |
Der letzte Abschnitt der Anfahrtstrecke führt durch Kiefernwald zum ‚Refugio El Pilar’ (1.440 m). Das größte Freizeitgelände der Insel liegt an einem Knotenpunkt mehrerer Wanderwege. Zahlreiche Picknick- und Grillplätze und ein großer Grillplatz ziehen insbesondere an Wochenenden und Feiertagen einheimische Inselbewohner an. Ein angrenzender Campingplatz dürfte eher Etappenwanderern des ‚GR-131’ (‚El Bastón’) dienen. Dank der günstigen Wetterlage starten heute etliche Wanderer und Wandergruppen zu Touren. Parkplätze sind in ausreichender Anzahl kostenlos verfügbar.
Wanderung auf der Vulkanroute ab ‚El Pilar’
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Cascadas an der Cumbre Nueva |
Der Einstieg in die Route ist problemlos auszumachen. Vom ‚Refugio El Pilar’ führt der komfortable Weg vorerst durch schattigen Kiefernwald. In einem großen Bogen umgehen wir auf dem moderaten Anstieg den Pico Birigoyo (1,807 m) ansteigend. Wir befinden uns bereits oberhalb der Wolkengrenze und schauen in einer Lichtung auf ‚Cascadas’ an der ‚Cumbre Nueva’.
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Wegabschnitt der Vulkanroute |
Nach ca. 1,5 km Strecke erreichen wir ein vulkanisches Aschefeld mit nur
noch lichtem Kiefernbewuchs. Zwei parallel angeordnete Reihen aus
Lavabrocken markieren den Routenverlauf.
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Pico Nambroque (1.922 m), Teneriffa am Horizont |
Im stetigen und durchgehend moderaten Anstieg öffnen sich immer wieder neue Aussichten. Vor uns liegt der ‚Pico Nambroque’ (1.922 m). Weiter östlich steigt aus einer dichten Wolkendecke das Gebirge der von Küste zu Küste 86 km entfernten Nachbarinsel ‚Teneriffa’ auf, aus dem der ca. 130 km entfernte, 3.718 m hohe ‚Pico del Teide' mit schneebedeckten Hängen herausragt. Südlich von ‚Teneriffa’ lugt ein weiteres Gebirge nur wenig aus der Wolkendecke. Das muss die Insel ‚La Gomera’ sein.
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Westküste, Tazacorte, La Laguna, Caldera de Taburiente |
Nach Norden sind der Kamm der Caldera de Taburiente und die Nordflanke des ‚Barranco de las Angustias’ zu erkennen, unterhalb der das Aridanetal in Richtung Atlantik ausläuft. Die Orte ‚Los Llanos’ und ‚El Paso’ sind deutlich auszumachen.
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'Cráter del Hoyo Negro' mit Wanderern auf dem GR-131 |
Nach ca. 1:30 Stunden Gehzeit erreichen wir den mächtigen Krater ‚Cráter del Hoyo Negro’, dessen östlicher Rand die Route des 'GR-131' passiert. Vor uns sind einige Wanderer auf dem Weg auszumachen.
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Volcán de la Deseada und Lavas la Malforada |
Die Route führt durch eine Senke mit Kiefernbewuchs und steigt erneut in das Kratergelände auf. Wir blicken auf den zweigipfligen ‚Volcán de la Deseada’. Die Route des ‚GR-131’ umgeht den 1.941 m hohen Hauptgipfel und leitet über den 10 m niedrigen Nebengipfel ‚Deseada II’. Eine deutlich auszumachende Routenvariante führt über den Hauptgipfel. Wir bleiben jedoch auf dem ‚GR-131’.
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Volcán de la Deseada II (1.931 m) mit Triangulationssäule |
Nach 2 Stunden Gehzeit erreichen wir den Nebengipfel ‚Deseada II’ (1.931 m) und damit zugleich auch den Wendepunkt unserer Wanderung. Auf dem Gipfel ist eine historische
geodätische Triangulationssäule zurückgeblieben. 'Triangulation' war im 18. und 19. Jahrhundert das klassische Verfahren der Landvermesung.
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Blick nach Norden vom Gipfel des Deseada II |
Eine phantastische 360 Grad-Sicht empfängt uns. Wir überblicken weite Teile von ‚La Palma’ und schauen darüber hinaus über der Wolkenlinie auf Höhen benachbarter Inseln. Im Süden sind einige tiefer liegende Vulkane auf der Routenlinie zu
erkennen. Am Horizont heben sich über der Wolkenlinie die Höhen der ca.
130 km entfernte Insel ‚El Hierro’ ab. Die Sonne strahlt aus einem über
uns wolkenfreien Himmel und ein warmes Lüftchen umschmeichelt uns.
Perfekt!
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Blick nach Süden vom Gipfel des Deseada II |
Nach einigen Fotos treten wir den Rückweg an, unterbrechen ihn aber bald, um im Halbschatten des Kiefernwäldchens in der Senke zwischen ‚Volcán de la Deseada’ und ‚Cráter del Hoyo Negro’ eine Rast einzulegen. Auf nun überwiegend absteigendem Weg kehren wir nach 4:00 Stunden Gesamtgehzeit zurück nach ‚El Pilar’.
Die großartige Route hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Wir nehmen uns vor, in den verbleibenden Tagen unseres Aufenthaltes auch die weiter südlich liegenden Routenabschnitte zu erwandern, wenn die Wetterlage uns keinen Strich durch die Rechnung macht.
Technische Daten
Streckenlänge: 14,6 km
Dauer: 4:00 Stunden Gehzeit (4:40 Stunden Gesamtzeit)
Höhendifferenz: 890 m jeweils im Auf- und Abstieg
Anmerkungen
- Allgemeine Informationen zur Infrastruktur und zu Bedingungen des Wanderns sowie die Charakteristik der beiden Fernwanderwege ‚GR-130’ und ‚GR-131’ beschreibt der Post Wandern auf der'Isla Bonita'
- Unsere Wanderung folgt der Tour Nr. 46 des Rother Wanderführers ‚La Palma’ (13. Auflage 2013).
- Siehe Post vom 20.01.2014: Rundwanderung ab ‚Tacande’ über den ‚Llano del Jable’
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