Das lange Wochenende ist vorüber, an Top-Zielen der Sächsischen Schweiz ist Ruhe eingekehrt, das Wetter bereitet noch immer Freude. Die Gunst der Stunde nutzen wir für eine Tour durch die Affensteine, auf der wir 5 Highlights dieser stark zerklüfteten Felsgruppe des Elbsandsteingebirges zu einer 'Best-Of-Tour' verbinden. Aufgrund von Erfahrungen der Vorjahre wissen wir, dass die Tour kein Spaziergang ist, sondern unsere Grenzen von Ausdauer, Kraft und Geschmeidigkeit auf die Probe stellt. Den Test bestehen wir, zwar nicht glorreich, aber mit viel Freude und nicht zuletzt als Bestätigung ganzjähriger Bemühungen um Fitness. Weniger Freude bereiten etliche Fotos, die auf den Klettersteigen bei schwierigen Lichtverhältnissen mit einer kleinen Lumix entstehen. Für gute Fotos fehlt heute Muße, weil sich unsere Aufmerksamkeit auf die Klettersteige konzentriert. - Fotogalerie Tour Best of Affensteine
Hentzschelstiege
Unsere Tour startet und endet im lauschigen Tal der Kirnitzsch an einem abschreckenden Ensemble von Gebäuden am Beuthenfall. Nach ca. 20 Minuten Gehzeit erreichen wir am Bloßstock den nicht leicht zu findenden Einstieg zur Häntzschelstiege. Da wir die Stiege bereits in den beiden Vorjahren gegangen sind, ist diese Hürde leicht zu nehmen. Wie meistens bei anspruchsvolleren Klettersteigen bildet der Einstieg eine Hürde, die Unbedarfte abschrecken soll. Ein Zurück ist nicht vorgesehen, da Gegenverkehr Probleme bereiten würde und der Klettersteig daher nur im Aufstieg benutzt werden darf. Wer den Einstieg geschafft hat, darf auf dem 700 m langen Klettersteig einige weitere Hürden bewältigen, die keine hohen technischen Anforderungen stellen, aber Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und etwas Mut erfordern. Wir sind alleine auf dem Klettersteig unterwegs und gehen den Aufstieg gemächlich an. Der Ausstieg auf das 'Lange Horn' verlangt mit einem Schritt über eine schmale, aber tiefe Schlucht noch einmal Überwindung.
Aussichtsplateau Carolafelsen
Der Weg über das 'Lange Horn' trifft auf den 'Reitstieg', auf dem uns nach 1,5 Stunden heute die ersten Wanderer begegnen. Bald ist auch die Abzweigung zum Carolafelsen erreicht, mit 458 m höchster Punkt der Affensteine und einer der großartigsten und dementsprechend beliebtesten Aussichtsplateaus der Affensteine, wenn nicht gar der Sächsischen Schweiz, an dem außer uns nur 4 weitere Wanderer rasten.
Vom Carolafelsen blicken wir in der vorderen Reihe auf Felstürme der Affensteine, hinter denen die Schrammsteine und der Falkenstein das Panorama dominieren. Im Hintergrund sind prominente 'Steine' der Sächsischen Schweiz zu erkennen, wie Gohrisch, Pfaffenstein, Papstein, Königsstein, Lilienstein. Benannt ist das Felsplateau nach Sachsens letzter Königin, Carola Wasa-Holstein-Gottor, 1833-1907.
Abstieg durch die Wilde Hölle
Als weiteren Klettersteig möchten wir heute erstmals die ungefähr parallel zur Häntzschelstiege verlaufende Zwillingsstiege gehen. Da auf der Zwillingsstiege ebenfalls nur Aufstiege gestattet sind, steigen wir vom 'Oberen Affensteinweg' via Wilde Hölle zum 'Unteren Affensteinweg' ab, um anschließend via Zwillingsstiege wieder den 'Oberen Affensteinweg' zu erreichen. Als Wilde Hölle wird eine feuchte, grüne Schlucht bezeichnet, die nicht tatsächlich 'wild' ist, aber Geröll, größere oder ausgetretene Steinstufen, Leitern und Tritteisen lassen sie in Verbindung mit ihrem Gefälle wilder wirken als typische Wege der Sächsischen Schweiz.
Zwillingsstiege
Einige im Web über die Sächsische Schweiz postende Autoren erklären die anspruchsvolle Zwillingsstiege zu ihrer Lieblingsstiege. Seit Jahren möchten wir uns ein eigens Bild machen, konnten aber bisher die Zwillingsstiege nicht finden. Heute sind wir gut vorbereitet. Ohne Umwege erreichen wir versteckten Zugang und Einstieg zur Zwillingsstiege im bewaldeten 'Großen Bauerloch' (ein von imposanten Felstürmen der Affensteine umgebener Kessel). Wie auf der Häntzschelstiege sind wir alleine unterwegs und schauen zunächst ein wenig ungläubig auf einige locker verteilte Eisenklammern einer senkrechten Felswand. Drahtseile zur Selbstsicherung sind nicht vorgesehen. Der Einstieg ist zunächst nicht schwierig, aber der weite Abstand zwischen Klammern und Bügeln bereitet einige Mühe. Wir nehmen die Hürden mit Hilfe einiger Tritte und Griffe im Fels. Mittlerweile sind am Fuß der Wand 2 weitere Wanderer eingetroffen. Sie beobachten uns, scheinen aber den luftigen, steilen Aufstieg zu scheuen. Hinter der Steilpassage erwartet uns an der Jammerspitze ein enger, tief abfallender Durchgang. Verkeilte Holzbohlen machen den Durchgang aufgrund weiter Abstände nur mit Mut passierbar. Anschließend geht es über offensichtlich erst kürzlich angebrachte Eisenklammern einige Meter abwärts auf eine Rampe, ab der keine weiteren Steighilfen angebracht sind. Wurzeln und Baumäste des bewaldeten Hangs unterstützen den steilen Aufstieg zum 'Oberen Affensteigweg'. Well done!
Idagrotte am Frienstein
Letztes Highlight unserer Runde ist die Idagrotte am Frienstein. Auf dem Plateau des Friensteins befand sich im späten Mittelalter eine Burg der Berka von Dubá und Lipa, die sich wiederholt als Raubritter betätigten (Post vom 15.05.2015). Ein Felsbalkon vor der Idagrotte bietet einen idealen Rastplatz mit schönem Ausblick. Die Felsen liegen jedch im Schatten, weshalb wir auf Fotos des Ausblicks verzichten. Von der Idagrotte treten wir den Rückweg an und erreichen in ca. 50 Minuten den Beuthenfall (4:40 Std. Gehzeit der Runde, 5 Std. Gesamtzeit).
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