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Uttewalder Grund |
Während in den vergangenen Tagen unsere Wanderziele vor allem in der Höhe lagen, unternehmen wir heute eine Wanderung in die Tiefe. Zwischen Tafelbergen und bizarren Felsriffen weist der
Nationalpark Sächsische Schweiz
zahlreiche, in die Landschaft tief eingeschnittene canyonartige
Felsschluchten mit einem kühlen, feuchten Klima und entsprechender
Vegetation auf. Unsere Route verbindet etliche solcher Schluchten (in der
Sächsischen Schweiz als 'Grund' bezeichnet) zu einem Rundweg. Bei einer Schluchtenwanderung an Spazierwege zu denken, wäre ein Irrtum. Steigen müssen wir auch heute, denn wo es hinunter geht, müssen wir anschließend wieder hinauf. Auf unserer 4,5-stündigen Wanderung (Gehzeit ohne Pausen) durchqueren wir mindestens 10 namentlich identifizierte Schluchten. Die zu bewältigende Höhendifferenz steht einer 'Steinewanderung' (über Tafelberge) kaum nach. Unsere Wanderung startet jedoch mit einem 'Stein'.(1)
Diashow der Fotoserie
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Blick vom Gamrig auf das Elbtal und die Bastei |
Das Auto parken wir etwa auf halbem Weg zwischen den Orten
Waltersdorf und
Rathen. Wer früh anfährt, kann einen von wenigen kostenlosen Parkplätze ergattern. Wer keinen kostenlosen Parkplatz abbekommt, wird zur Kasse gebeten. Das Tagesticket kostet auf Wanderparkplätzen der
Sächsischen Schweiz 3-5 €. Da helfen werder Kurtaxe noch Gästekarte. Ohne Ticket zu parken, ist nicht ratsam, weil Nationalpark-Ranger Parkplätze kontrollieren. Ein fehlendes Ticket kostet deutlich mehr als die Parkplatzgebühr. Wir besetzen den letzten kostenlosen Parkplatz und wundern uns zunächst über bereits vor uns eingetroffene Besucher zu relativ früher Zeit an einem eher unbekannten Platz. Die Frage beantwortet sich bald. Am Parkplatz steigt nämlich das verwitterte kleine Massiv des
Gamrig auf. Der Rest eines ehemaligen Tafelberges ist ein nicht besonders schwieriger und daher bei Familien beliebter Kletterfelsen. Da der
Gamrig auch für Wanderer zugänglich ist und attraktive Aussichten bietet, lassen wir uns diese Option natürlich nicht entgehen.
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Schwedenlöcher |
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Schwedenlöcher |
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Schwedenlöcher |
Nach 'Koppelgrund', 'Nasser Grund', 'Höllgrund' und 'Amselgrund' erreichen wir die
Schwedenlöcher. Ab hier wird die bisher wenig aufregende Wanderung spannend. Die Bezeichnung irritiert, weil die
Schwedenlöcher keine Ansammlung von 'Löchern' sind, sondern als verwinkelte und profilierte Schlucht (bzw. 'Grund') treffender beschrieben sind. Der Name verweist auf Ereignisse des
Dreißigjährigen Kriegs. Die Bevölkerung suchte Schutz in dieser Schlucht, als marodierende schwedische Truppen 1639 den Ort
Rathewalde
zerstörten. 2013 war die Schlucht wegen eines Felssturzes für einige Monate gesperrt. Inzwischen sind akute Gefahren beseitigt und der Weg durch die Schlucht ist repariert. Völlig frei von Risiken sind Wege durch Schluchten verwitternden Sandsteins nie, aber bei gutem Wetter sind keine Felsstürze zu erwarten.
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Pavillonaussicht |
Aus der spannenden Schlucht der
Schwedenlöcher steigen wir in Richtung
Bastei zu einer Wegspinne auf, von der ein kurzer Abstecher zur 'Pavillonaussicht' führt, von der wir auf die
Bastei und etliche bei Kletterern beliebte Felstürme schauen. Im Hintergrund steigen der
Lilienstein und eine Reihe linkselbischer Tafelberge auf.
Unser nächstes Zwischenziel erreichen wir via 'Reingrund', 'Kluftsteig' und 'Bruno-Barthel-Weg'. Der 'Uttewalder Grund' erfordert keine sportlichen Leistungen und macht auch Spaziergänger glücklich. Ausnahmsweise historisch korrekt verläuft der
Malerweg durch diese Maler der Romantik inspirierende wild-romantische Schlucht.
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Kluftsteig zum Uttewalder Grund |
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Felsentor imUttewalder Grund |
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Uttewalder Grund |
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Gasthaus Waldidylle im Uttewalder Grund |
Nach 3-stündiger Wanderung treffen wir im 'Uttewalder Grund' zum genau richtigen Zeitpunkt für eine Rast auf das
Gasthaus Waldidylle. Relativ wenige Gäste könnten skeptisch stimmen, aber das Angebot ist o.k. und die Preise sind moderat. 2/3 unserer Route sind absolviert. Gestärkt gehen wir das letzte Drittel an. 'Zscherregrund' und 'Höllengrund' kennen wir bereits.(2)
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Basteibrücke |
Die
Bastei möchten wir umgehen und hinter dem 'Steineren Tisch' auf einem unmarkierten Pfad zum Elbeufer absteigen. Der Pfad liegt in der Kernzone des
Nationalparks Sächsische Schweiz, in der nur das Begehen markierter Pfade gestattet ist. Wir fügen uns den Regeln und nehmen den Weg über die
Bastei. Traffic auf der 'Basteibrücke' erinnert uns an die Kölner Schildergasse in der Vorweihnachtszeit. Das Gedränge lassen wir bald hinter uns. Jenseits des Ortes
Rathen kommt uns touristischer Auftrieb wie ein vorübergehender Spuk vor.
Anmerkungen
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