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Ausblick vom Carolafelsen in den Affensteinen |
Nach der großartigen
Route über die Schrammsteine vom 13.05.2015 sind heute die benachbarten
Affensteine unser Ziel.(1) Im Vorjahr hat uns die Tour ab
Schmilka über die
Heilige Stiege zur Idagrotte am
Frienstein begeistert (
Post vom 27.06.2014). Highlights drängen zur Wiederholung, aber in Anbetracht des sonnigen Wetters werden wir die Runde heute zu einer fast sechstündigen Wanderroute ausdehnen und mit weiteren Highlights der
Affensteine verbinden. An einem langen Wochende und bei diesem Wetter sind viele Wanderer unterwegs, weshalb wir früh aufbrechen und bereits kurz nach 8:00 Uhr in
Schmilka starten.(2,3) Am Morgen beträgt die Lufttemperatur gerade 6 Grad. Bis zum Mittag wird es warm, während der Andrang vorerst überschaubar bleibt, aber dann tauchen allmählich Wanderkarawanen auf. Geradezu euphorisch beenden wir nach 5:45 Stunden Wanderung (6,5 Stunden Gesamtzeit) eine magische Runde und betrachten schwere Beine nach vielen An- und Abstiegen als sportliche Auszeichnung.
Diashow der Fotoserie
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Heringsgrund |
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Heilige Stiege |
Ab
Schmilka wandern wir und einige weitere Frühaufsteher auf dem moderat ansteigenden Wurzelweg in Richtung
Affensteine. Bei der Zwieselhütte verteilen sich die Wanderer auf mehrere abzweigende Wege. Ab dem Heringsgrund sind wir alleine unterwegs und genießen die nachfolgende
Heilige Stiege(4) für uns allein. Mit 903 Stufen überwindet die gut ausgebaute und unschwierige 'Stiege'(4) 190 m Höhenmeter und endet nach ca. 1 Std. Gehzeit am Schrammsteinweg, den wir vorgestern gewandert sind.(5) Ab hier treffen wir wieder auf einzelne Wanderer, die sich jedoch anderen Zielen zuwenden.
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Felsformation am Frienstein |
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Ausblick vom Schrammsteinweg |
Der Aussichtsplatz 'Carolafelsen' ist vom Wegkreuz nur 10 Minuten entfernt, aber den 'Carolafelsen' heben wir uns für den Rückweg auf und schlagen die Richtung zum
Frienstein ein, weil wir dem zu erwartenden Andrang zur 'Idagrotte' ausweichen möchten. Der
Frienstein wird auch 'Vorderes Raubschloss' genannt, weil sich im späten Mittelalter auf dem Felsen eine
Burgwarte der
Herrschaft Wildenstein befand (ein Spross der böhmischen
Berken von der Duba), die von Raubrittern genutzt wurde.
Um zum
Frienstein zu gelangen, müssen wir zunächst einige Minuten in Richtung
Großer Winterberg gehen(5), von dem ein Verbindungsweg zum Affensteinweg abzweigt. An der vermuteten Abzweigung weisen Wegweiser nur die Richtungen des Schrammsteinwegs aus. Wo ehemals ein Hinweis zum
Frienstein angebracht war, sind im Pfosten nur 2 nackte Schrauben zu sehen.
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Felsband zur Idagrotte |
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Felsformation am Frienstein |
Auf dem weitgehend naturbelassenen Verbindungsweg treffen wir bald auf den Affensteinweg (Markierung grüner Balken) und finden den Hinweis 'Frienstein', der zur 'Idagrotte' weist. Zur 'Idagrotte' führt kein definierter Weg. Wir folgen Trittspuren zwischen Felsmurmeln unterschiedlicher Größe, unterqueren eine zwischen Felswänden verklemmte Riesenmurmel und erreichen ein Felsband an der Friensteinwand. Das ca. 0,5 m breite Felsband führt um die Friensteinwand herum geradewegs zur 'Idagrotte'.(6)
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Boofer in der Idagrotte |
Die 'Idagrotte' wurde bis im späten Mittelalter als Wohnhöhle und als Gefängnis der Raubritterburg auf dem
Frienstein genutzt. In der Gegenwart ist die Höhle eine beliebte Freiübernachtungsstelle, in der
Sächsischen Schweiz als
Boofen bezeichnet. Eine Gruppe Jugendlicher hat in der Höhle genächtigt, Party gefeiert und was auch immer veranstaltet. Außerhalb unserer Toleranzschwelle lärmende Musik dröhnt uns entgegen. Nach einigen Fotos kehren wir um und verlegen unsere Rast auf ein abseits liegendes kleines Felsplateau.
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Blick vom Affensteinweg auf Frienstein und Idagrotte |
Nächstes Zwischenziel ist der
Kuhstall oberhalb des
Kirnitzschtals. Wir folgen zunächst dem naturbelassenen, ruppigen Affensteinweg (Markierung grüner Balken) in Richtung
Kleiner Winterberg. In einem Geländeeinschnitt unterhalb des
Kleinen Winterbergs ist der Weg von abgegangenem Geröll und Schlamm überlagert und scheint uns unpassierbar zu sein. Pfadspuren in Richtung Gipfel versprechen eine Umgehung. Der Pfad verliert sich im dichten Wald des Hanges. Wir kehren um und 'eiern' durch die unangenehme Passage, bis wir wieder festen Boden finden. Der Anschlussweg in Richtung
Kuhstall ist unzulänglich markiert. Wir vertrauen unserer Wanderkarte und treffen schließlich auf die kreuzende Zeughausstraße, ab der Markierungen eindeutig sind.
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Kuhstall am Neuen Wildenstein |
Nach 2:45 Std. Wanderung erreichen wir den
Kuhstall. So benannt ist in der Felsformation 'Neuer Wildenstein' ein 11 m hohes und 17 m breites Felsgewölbe, das auch als 'Höhle' bezeichnet wird. Da es sich um ein nach beiden Seiten offenes Felsentor handelt, ist der Begriff 'Höhle' missverständlich. Für die Bezeichnung 'Kuhstall' sind 2 nicht konkurrierende Erklärungen zu finden.(7) Der
Kuhstall bietet zugleich einen Aussichtsbalkon über dichte Wälder der Umgebung.
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Auf dem Plateau des Neuen Wildensteins |
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Himmelsleiter am Neuen Wildenstein |
In einem schmalen, finsteren Felsspalt am
Kuhstall führt die 'Himmelsleiter', eine steil aufragende, schmale Metalltreppe, auf das Plateau des 'Neuen Wildensteins'. Gegenverkehr kann auf der 'Himmelsleiter' nicht ausgewichen werden, weshalb sie nur für den Aufstieg benutzt werden darf. Der Abstieg (für klaustrophobisch veranlagte Menschen auch Aufstieg) nutzt einen breiteren kurzen 'Stieg'(4). Auf dem Plateau des 'Neuen Wildensteins' befand sich im 15. Jahrhundert die
Burg Wildenstein, von der in der Gegenwart nur unscheinbare Reste übrig sind.
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Gasthaus am Kuhstall |
Das 'Gasthaus Am Kuhstall' bietet einen beliebten Rastplatz, der aus dem
Kirnitzschtal schnell und einfach erreichbar ist. Noch stehen freie Tische zur Auswahl. Für unsere verdiente Pause wählen wir einen sonnigen Platz. Wir sitzen schön, erfreuen uns fairer Preise, genießen schmackhafte Produkte und vermerken das Gasthaus auf unserer Positiv-Liste.(8)
Wir verzichten auf das 'Schneiderloch', weil wir nicht anstehen wollen. Vom 'Gasthaus Am Kuhstall' steigen wir zunächst in das
Kirnitzschtal ab, um anschließend via
Wilde Hölle nach
Schmilka zurückzukehren. Die Abzweigung in die
Wilde Hölle ist nicht markiert und aufgestellte Wegweiser lassen Fragen unbeantwortet. Ohne tiefere Ortskenntnisse finden wir den Rückweg nur Dank einer detailreichen Wanderkarte.
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Wilde Hölle |
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Wilde Hölle |
Die
Wilde Hölle beginnt mit harmlosen Anstiegen. Sie mutiert nicht zur Hölle, erweist sich aber als eine verwinkelte Felsschlucht mit leichten Kletterpassagen. Im Fels an den genau richtigen Stellen angebrachtete metallene Tritt- und Haltebügel entschärfen schwierigere Abschnitte, die mit Einsatz der Hände problemlos zu bewältigen sind. Als Problem erweisen sich jedoch uns entgegenkommende endlose Ströme von absteigenden Wanderern und Wandergruppen auf einspurigen Abschnitten. Nicht alle Wanderer sind den Anforderungen ausreichend gewachsen und benötigen viel Zeit, während der sich Rückstaus aus beiden Richtungen aufbauen. Da die verwinkelte Route nicht zu überschauen ist, bleibt die Größe der sich begegnenden Ströme unabsehbar. Etliche Familien sind mit jüngeren Kindern unterwegs, die allein schon wegen ihrer Körpergröße einige Felsstufen nur mit Hilfestellungen überwinden können. Wir fassen mehrmals zu, um abschlitternde Kinder aufzufangen. Unter diesen Umständen gerät der absolut reizvolle Weg durch die
Wilde Hölle zwar nicht zur Hölle, aber zu einer verzichtbaren Geduldprobe und zum Ärgernis über Unvernunft.
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Aussichtsplatz Carolafelsen |
Am oberen Ausgang der
Wilden Hölle zweigt ein kurzer Stich zum 'Carolafelsen' ab, einer der attraktivsten Aussichtsplätze der
Sächsischen Schweiz (siehe 1. Foto dieses Posts). Der 'Carolafelsen' ist kein Geheimtipp. Der Zugang gleicht einer Ameisenstraße. Auf dem Felsplateau halten sich mehr als 100 Personen auf. Ständiges Kommen und Gehen, Hüpfen, Rufen, Kreischen etc. verwandeln den grandiosen Aussichtsplatz in einen Rummelplatz. Nach einigen Fotos treten wir den Rückzug an und nehmen uns eine Rückkehr bei weniger Verkehr vor.
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Ausblick von der Heiligen Stiege |
Der letzte Abschnitt unseres Weges führt erneut über
Heilige Stiege(4), Heringsgrund und Wurzelweg nach
Schmilka. Lichtverhältnisse und Sichtrichtungen sind im Vergleich zum Hinweg verändert. Auf dem Hinweg noch im tiefen Schatten liegende Felswände und -türme leuchten detailreich im sonnigen Licht.
Auf dem Rückweg beabsichtigen wir, beim
Mühlenbäcker in
Schmilka einzukaufen. Unsere Absicht geben wir in Anbetracht der Käuferschlange sogleich auf. Wir sind blendend aufgelegt, aber für unseren Geschmack haben wir heute genug angestanden und wollen unsere Stimmung nicht verderben.
Anmerkungen
- (1) Zum Namen der 'Affensteine' hält Wikipedia 2 Erklärungen bereit: "Nach einer Variante ist der Name auf die spektakuläre Flucht eines jungen Adligen zurückzuführen, der im Vorderen Raubschloss eingekerkert war. Der Legende nach besaß er einen zahmen Affen.
Der Diener des Adligen band dem Affen ein Seil um den Körper und ließ
ihn nachts den steilen Felsen erklimmen. Der junge Mann seilte sich ab
und flüchtete nach Böhmen. Von dort aus verbreitete sich die Geschichte
in die Sächsische Schweiz.
Die wahrscheinlichere Erklärung führt den Namen der Felsgruppe auf den Uhu
zurück, der hier nistete. Das altdeutsche Wort für Uhu lautet Auf und
die Bezeichnung Aufensteine verschliff sich im Laufe der Jahre zu
Affensteine." (http://de.wikipedia.org/wiki/Affensteine )
- (2) Eine Tageskarte des Parkplatzes in Schmilka kostet 5 €.
- (3) Hinsichtlich Beschreibung der Route bis zur Idagrotte am Frienstein sei auf den Post vom 27.06.2014 verwiesen.
- (4) Als 'Stiegen' werden in der Sächsischen Schweiz Steiganlagen bezeichnet, die überwiegend Treppen und Leitern nutzen, aber auch klettersteigartig ausgebaut sein können. Einen Überblick bietet eine privat organisierte Stiegenmatrix.
- (5) Post vom 27.06.2014
- (6) Neuerdings sind in der Felswand einige Haltegriffe angebracht, was nicht unbedingt klug ist, weil Wanderer angezogen werden könnten, die den Anforderungen nicht gewachsen sind.
- (7) Das böhmische Adelsgeschlecht der Berka von der Dubá errichtete 1409 auf dem 'Neuen Wildenstein' die Burg Wildenstein. Das Geschlecht der Berka sank in das Raubrittertum ab und hat in dem Felstor geraubtes Vieh gehalten. Während des Dreißigjährigen Kriegs hat die Bevölkerung der Umgebung hier ihr Vieh vor marodierenden schwedischen Truppen gerettet.
- (8) Linsensuppe mit Kasseler 6,90 € (gute Qualität, ordentliche Portion), Pott Kaffee 3,00 € (gute Qualität), 0,5 l Hefeweizen 3,00 €
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