Donnerstag, 2. August 2018

Brenta-Dolomiten refreshed & Rückblick auf historische Brenta-Klettersteigtouren (Update: 19.10.2018)

Brenta-Panorama am Rifugio Brentei

Klettersteigtouren in den Brenta-Dolomiten(1) zählten in den Jahren 1991 - 2002 zu regelmäßigen Höhepunkten unserer Reisen in den Alpenraum. Diese Passion konnten wir aus vielfältigen Gründen nicht fortsetzen, aber unserer Agenda sieht seit mehreren Jahren eine Auffrischung von Eindrücken im Rahmen einer Wanderung vor. In Vorjahren fehlendes stabiles Wetter stellt sich in diesem Jahr ein. Um genügend Zeit vor Ort zu haben, starten wir mit Freunden um 6:00 Uhr morgens in Kastelbell. - Fotoserie 02.08.2018

Rifugio Tuckett, 2.272 m, Tuckett-Pass Rifugio Brentei, 2.182 m Wanderweg vom Passo Grostè zum Rifugio Tuckett

Nach 2:10 Std. Anreise aus dem Vinschgau (105 km) erreichen wir bei Madonna di Campiglio zum Betriebsbeginn die Seilbahn am Campo Carlo Magno, die uns in 20 Minuten (18,60 €/pP Berg- und Talfahrt) zum Rifugio Stoppani in 2.490 m Höhe am Passo Grostè transportiert. Wie so oft in der Vergangenheit, startet unsere Tour auch heute hier. Klettersteige waren gestern. Heute unternehmen wir eine Wanderung jenseits von Klettersteigen über die Tuckett-Hütte bis zum Rifugio Brentei. Unsere ca. 8 km lange Wanderroute (16 km Hin- und Rückweg) verläuft auf Etappe 3 und Etappe 4 des Dolomiti di Brenta Treks Expert - Clip Google Earth. Der "Expert-Trek" ist erfahrenen Tourengehern vorbehalten. An Erfahrungen fehlt es uns nicht. Unsere aktuelle Performance wissen wir jedoch nicht zu bewerten. Wir erinnern uns an "Spazierwege", doch die Erinnerung ist bekanntlich unzuverlässig. Nach insgesamt 6:20 Std. Wanderung sind wir nicht nur schlauer, sondern auch von der Beanspruchung ziemlich erschöpft, aber auch von starken Glücksgefühlen erfüllt. Für das Folgejahr nehmen wir uns eine Rückkehr mit Übernachtung im Rifugio Alimonta vor


Brenta-Klettersteigtouren in den Jahren 1991 - 2002
Im Zeitraum 1991 - 2002 haben wir 7 Klettersteigtouren in den Brenta-Dolomiten unternommen. Fotos der 90er Jahre beruhen auf digitalisierten Diapositiven. Die Qualität dieser Fotos ist deutlich bescheidener als ihr außerordentlicher Erinnerungswert. 


1. Brenta-Tour Juni/Juli 1991, Teilnehmer: K, W - Fotoserie Juni/Juli 1991
Wanderer in der Brenta an der Bocca di Tuckett (2.648 m), Adamello-Gruppe im Hintergrund Bis Juni 1991 konnten wir Hochtouren-Erfahrungen auch im kombinierten Gelände sammeln. Klettersteige waren Neuland, das wir im Sommer 1991 ohne Bescheidenheit erobern wollten. Zu zahlendes Lehrgeld haben wir erwartet und entrichtet.
Zielgebiet der ersten Tourenwoche waren sogleich die Brenta-Dolomiten und dort der Bocchette-Weg(2) mit den Teilabschnitten Bocchette Alte und Bocchette Centrali zwischen den Hütten Rifugio Tuckett und Riffugio Pedrotti. Ausgerüstet mit Klettersteig-Set, Helm, Pickel, Steigeisen, 30m Halbseil, einigen Bandschlingen, Klettersteigführer und topografischer Karte machten wir uns Ende Juni auf den Weg. An der Tuckett-Hütte blickten wir auf den noch tief verschneiten Tuckett-Pass. Da in 3.000 m Höhe des Bocchette-Wegs noch mehr Schnee zu erwarten war, mussten wir spontan umplanen.


Sentiero Osvaldo Orsi Den Tuckett-Pass konnten wir mit viel Mühe im Tiefschnee erreichen. Auf der anderen Seite des Passes war die Route des eigentlich unschwierigen Sentiero Osvaldo Orsi ebenfalls verschneit. Markierungen waren unter der Schneedecke verborgen. Wir konnten einer Spur im Schnee folgen, mussten dieser vertrauen und erreichten die Pedrotti-Hütte. In der Hütte trafen wir erneut zwei Klettersteig-Wanderer, die wie wir nach der Anreise in Madonna di Campiglio im Hotel Arnica übernachtet haben. Die beiden haben den Tuckett-Pass auf Steigeisen überquert. Aufgrund von Nassschnee bildeten sich Stollen, so dass die Eisen keinen Halt boten. Die beiden stürzten den Hang hinab, erlitten dabei einige Blessuren und hatten jetzt die Nase voll. Nach der Übernachtung wollten sie ihre Tour abbrechen. Unsere Motivation war ungebrochen.


Ausblick am Rifugio Agostini Die Etappe zum Rifugio Agostini war ursprünglich über den Brentari-Klettersteig geplant. In Anbetracht der schwierigen Bedingungen bevorzugten wir die 'Light-Option' des Palmieri-Wegs zur Agostini-Hütte, die so früh im Jahr nur schwach besucht war. Das großartige Abendessen in der gemütlichen Hütte beeindruckte uns. Die abendliche Beratung über die Fortsetzung unserer Tour führte schließlich zur Entscheidung für einen verkürzten Rückweg nach Madonna di Campiglio.






Ausblick am Bocca d'Ambiez Der kürzeste Weg nach Madonna di Campiglio führt auf einem Abschnitt des Sentioro dell' Ideale über das Bocca d'Ambiéz, eine steile, vergletscherte Scharte zwischen Cima Tosa und Cima d'Ambiéz. Lt. Beschreibung entschärfen Sicherungseinrichtungen an Felswänden den vereisten Auf- und Abstieg. Alle Sicherungen lagen unter einer hohen Schneedecke und fielen darum aus. Den kraftzehrend-steilen Anstieg mussten wir mit Pickeleinsatz im kniehohen Tiefschnee im Zick-Zack-Kurs selbst spuren. Steigeisen waren nicht erforderlich. Da die nicht weniger steile Abstiegsseite flach ausläuft, konnten wir sie im oberen Abschnitt hinabrutschen.




Rast am Rifugio Tuckett Klettersteig-Vergnügen stellte sich erst auf der Schlussetappe auf dem Sentiero SOSAT zwischen dem Rifugio Brentei und dem Rifugio Tuckett ein. Am Ende der Tour wussten wir trotz aller Schwierigkeiten, dass wir diese Region noch oft besuchen werden. Die Restwoche konnten wir im Vinschgau in unserem Kortscher Stammquartier gestalten.
Die besondere Intensität der Erlebnisse hält Erinnerungen an diese Tour lebendig.








2. Brenta-Tour August 1991, Teilnehmer: G, K - Fotoserie August 1991
Sentiero SOSAT auf dem Weg zur Alimonta-Hütte Wenige Wochen nach der Auftakt-Tour entwickelt sich eine Kurztour bei perfektem Wetter zur ultimativen Traumtour. Nach Anreise aus Kortsch im Vinschgau nehmen wir in Madonna di Campiglio die Seilbahn zum Passo Grostè, wandern zum Rifugio Tuckett und weiter via Sentiero SOSAT zum Rifugio Alimonta, in dem wir übernachten.








Rifugio Alimonta, 2580 m Die auf einem Felsplateau der zentralen Brentagruppe in 2.580 m Höhe errichtete Hütte ist der wichtigste Stützpunkt für eine Durchquerung der Brentagruppe auf dem Bocchette-Weg.(2) Nach drei Seiten ist die Hütte von ca. 3.000 m hohen Brenta-Türmen umgeben. Die Bergkulisse vermittelt den Eindruck einer Felsarena. In der nach Westen offenen Arena blicken Besucher zur Adamellogruppe. Sonnenuntergang und Sonnenaufgang tauchen die Umgebung der Hütte in ein faszinierende Magie ausstrahlendes Licht, das unwirklich anmutet und niemanden kalt lässt. In den Folgejahren kehren wir an diesen Traumplatz immer wieder zurück.




Die Nacht auf dem Rifugio Alimonta ist kurz. Beim ersten Morgenlicht brechen wir auf. Der Rückweg zum Passo Grostè führt über insgesamt drei Klettersteige, darunter zwei anspruchsvolle und ein eher moderater.(3) Größere Pausen können wir uns unterwegs nicht leisten, weil wir bis 17:00 Uhr die Seilbahn erreichen müssen.

Felsband am Sentiero Oliva DetassisEinstieg am Sentiero Oliva DetassisSentiero Oliva Detassis

Den Auftakt bildet der stark exponierte Sentiero Oliva Detassis, benannt nach der Mutter der Detassis-Brüder.(4) Der Einstieg vom Brenteigletscher ist bewusst schwierig gestaltet, um unbedarfte Wanderer abzuschrecken. Von oben hängt zwar ein loses Seilstück herab, aber die ersten Meter müssen frei geklettert werden, bis eine kühne, teilweise überhängende Leiterserie, die 'Scala degli Dei' (Götterleiter), auf einer senkrechten Wand erreicht wird. Nach 100 m Anstieg auf 300 Sprossen erreichen wir an der unteren Massodi-Scharte den 'Königsweg' Sentiero delle Bocchette Alte.(5)

Sentiero Bocchette Alte Der Sentiero delle Bocchette Alte (hoher Schartenweg) gilt als schwierigster und anspruchsvollster Klettersteig der Brenta. Über mehrere Stunden durchqueren wir mit Hilfe von Leitern, Klammern, Stiften und Seilen im ständigen Auf und Ab exponiertes hochalpines Gelände in atemberaubend spektakulärer Landschaft. Ein besonderes Abenteuer bietet ungefähr auf halber Strecke eine zu querende furchteinflößend steile, fast senkrechte Firnrinne, die keinen Fehltritt verzeiht.(6)






Bocca de Tuckett Ohne Fehltritt erreichen wir schließlich den Tuckett-Pass (Bocca di Tuckett), auf dem wir uns eine kurze Pause gönnen, ehe wir den 3. Klettersteig angehen, den Sentiero Alfredo Benini.(7) Auf luftigen Felsbändern verläuft der Steig gut gesichert und bietet großartige Aussichten. Allerdings zieht von Osten aus dem Tal typischer 'Brenta-Nebel' heran und verhüllt immer wieder den Gebirgszug. Größere An- und Abstiege sind nicht zu bewältigen, aber einige exponierte Abschnitte erfordern Konzentration.






Wanderbier im Rifugio Stoppani am Grostè-PassWanderbier im Rifugio Stoppani am Grostè-PassGrostè-Pass, Cima del Grostè

Abgekämpft und euphorisiert erreichen wir um 14:00 Uhr die Bergstation der Seilbahn. Für die Gesamtdistanz haben wir 3 Stunden weniger benötigt, als die Tourenbeschreibung angibt.
In der Bergstation der Seilbahn ist jetzt ein Bier fällig.



3. Brenta-Tour Juli 1992, Teilnehmer: G, K - keine Fotos
Im Juli 1992 reisen wir aus dem Vinschgau zu einer Kurztour an, auf der von Pinzolo mit Seilbahn zur Bergstation Doss del Sabion fahren. Auf einem Rundkurs erkunden wir in der südlichen Brenta uns bis dahin noch nicht bekannte Klettersteige(8), die wir in das Programm einer für September geplanten Tourenwoche aufnehmen (siehe 4. Brenta-Tour).



4. Brenta-Tour September 1992, Teilnehmer: K, T, U, W - Fotoserie September 1992
Madonna di Campiglio Unsere erste Tourenwoche in der Brenta mussten wir im Frühsommer 1991 aufgrund von Wetterbedingungen vorzeitig beenden. Im September 1992 brechen wir in einer vierköpfigen Gruppe erneut zu einer Tourenwoche auf und hoffen auf ruhiges Wetter im Spätsommer. Vor Ort treffen wir auf starke Bewölkung. Wir starten trotzdem.








Sentiero SOSAT In mehr oder weniger dichter Bewölkung gehen wir am Tag der Anreise zur Eingewöhnung vom Grostè-Pass via Sentiero SOSAT zum Rifugio Brentei und übernachten dort.







 

Brenta 1992 Am Folgetag ist es weiter bewölkt. Auf dem Weg zum Rifugio Agostini bereitet der Martinazzi-Steig keine Probleme. Der nachfolgende Camosci-Gletscher ist zwar relativ flach, aber sein blankes Eis verlangt Steigeisen. Ab der Bocca dei Camosci stehen wir im dichten Nebel. Zeitweilig beträgt die Sicht nicht mehr als 5 m.








Ankunft an der Agostini-Hütte Der Abstieg auf dem Gletscher ist tückisch, weil wir auf Sicht gehen müssen und die Sicht minimal ist. Markierungen sind nicht vorhanden. GPS gibt es für Privatbedarf 1992 noch nicht und der Kompass liegt dummerweise zu Hause. Jetzt bewährt sich die Erkundungstour auf dem gleichen Weg vor einigen Wochen. Wie ein Spukschloss taucht im Nebel die Hütte auf.
Während wir bereits beim Abendesseen sitzen, trifft eine weitere Gruppe ein, die nach stundenlangem Herumirren auf dem Gletscher erst mit einbrechender Dunkelheit augrund von Lichtschimmern die Hütte finden konnte.




Rifugio Agostini mit Neuschneee In der Nacht tobt ein Sturm durch das Gebirge. Wind rappelt und zerrt an der Hütte. Wir finden kaum Schlaf. Am Morgen überrascht uns Neuschnee. Das Risiko einer Fortsetzung der Tour im Neuschnee wollen wir und die meisten anderen Übernachtungsgäste nicht eingehen. Der Rückweg auf dem Hinweg würde über hoch liegende verschneite Scharten führen. Wir entscheiden uns für 1.550 m Abstieg durch das Val d'Ambiez nach San Lorenzi di Banale, von wo eine Buslinie nach Madonna di Campiglio verkehrt.





San Lorenzo in Banale Den Abstieg gehen wir im Schnell-Schritt, weil wir die Dauer nicht einschätzen können und den Mittagsbus nicht verpassen wollen. Direkt neben der Bushaltestelle befindet sich ein Café, an dem sich nach und nach alle abgestiegenen Hüttengäste sammeln.
Unsere Tourenwoche wollen wir im Vinschgau fortsetzen. Bei einem Anruf in unserem Stammquartier erfahren wir, dass die Pension ausgebucht ist. Dora, die gute Seele des Hauses, nimmt uns trotzdem auf und bringt uns behelfsweise in nicht zur Vermietung vorgesehenen Nebenräumen unter. Im Vinschgau gestalten wir die Restwoche mit einer Gipfeltour auf die Tschenglser Hochwand und mit einer Wanderung im ab 2.000 m Höhe verschneiten Schlinigtal. - Fotoserie Vinschgau September 1992




5. Brenta-Tour August 1994, Teilnehmer: G, K, L, T, W - Fotoserie August 1994
Aufstieg vom Rifugio Brentei Nach einem Intermezzo in den Sextener Dolomiten im Jahr 1993, ist 1994 erneut die Brenta das Ziel unserer Tourenwoche. In fünfköpfiger Gruppe wollen wir eine Runde über südlich gelegene Klettersteige gehen, um nach der Eingehphase gemeinsam den Bocchette-Weg zu meistern. Aber auch 1994 geht unsere Rechnung nicht auf, was jedoch nicht an dem auch in diesem Jahr instabilem Wetter liegt.
Unsere Runde starten wir am Rifugio Vallesinella (damals eine Hütte, heute ein Hotel) in 1.513 m Höhe und gehen am Tag der Anreise bis zum Rifugio Brentei.





Wandergruppe auf der Vedretta dei Camosci Unser nächstes Etappenziel ist das bewährte Rifugio Agostini. Dank Schneeauflage benötigen wir auf dem Camosci-Gletscher keine Steigeisen. Nach mehr als 900 m Anstieg und fast 300 m  Abstieg stärkt uns eine ausgiebige Rast am Rifugio XII Apostoli für den nachfolgenden Abschnitt auf dem anspruchsvollen Sentiero Ettore Castiglioni.








Ferrata Ettore CastiglioniFerrata Ettore CastiglioniFerrata Ettore Castiglioni

Vom Rifugio XII Apostoli steigen wir im rauen Gelände 370 m zur Bocchetta dei Due Denti (2.859 m) auf. An der Scharte beginnt der kühne Klettersteig Sentiero Ettore Castiglioni, der die 200 m hohe Steilwand der Cima Susat für fitte Normalsterbliche begehbar macht. Im aufsteigenden 'Brenta-Nebel' verlieren wir zeitweilig Sichtkontakt und können uns nur rufend verständigen.

Wandergruppe am Fuß der Ferrata Ettore Castiglioni auf der Vedretta di Ambiez Am frühen Abend erreichen wir das reservierte Rifugio Agostini und treffen auf eine Baustelle mit behelfsweisem Hüttenbetrieb. Der enge Hüttenraum ist knallvoll. Zum Schlafen müssten wir ein provisorisches Massenquartier aufsuchen. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Wir verzichten auf diese Unterkunft und steigen im Eilschritt zum 600 m tiefer liegenden Rifugio Al Cacciatore ab. Über uns braut sich ein Unwetter zusammen. Beim Erreichen der Hütte setzt heftiger Hagelschlag ein. In der Hütte sind wir heute die einzigen Übernachtungsgäste und werden sehr ansprechend bewirtet.





Rifugio Pedrotti, 2.491 m Am nächsten Tag ist das Wetter wieder freundlich zu uns. Für die Etappe zur Pedrotti-Hütte müssen wir zunächst ungeplante 600 m aufsteigen. Die geplante Route auf dem landschaftlich großartigen Klettersteig Sentiero Livio Brentari schenkt uns weitere mehr als 600 Höhenmeter. Im Abstieg zur Pedrotti-Hütte sind Schneefelder zu durchqueren, die das Gelände überdecken. Ein Mitglied unserer Gruppe bricht in einem unter Schnee verborgenem Hohlraum ein und zieht sich dabei eine Knieverletzung zu.(9) Vor Ort sind wir zunächst froh, die Hütte erreichen zu können. Am Abend beraten wir über die Fortsetzung und entscheiden uns für einen Abbruch der Tour. Den Rückweg wollen wir eigenständig gehen, weil eine Bergung in den Alpen ohne Mitgliedschaft im DAV oder ohne Unfallversicherung mit Bergungskosten-Einschluss kostspielig würde.


Abstieg vom Rifugio Pedrotti über die Bocca di Brenta zum Rifugio Brentei Das verletzte Knie kann mit Salbenverband und Schmerztabletten ein wenig betäubt werden. Gepäck unseres verunfallten Kameraden verteilen wir auf die Gruppe. Der kürzeste Rückweg führt über die Scharte Bocca di Brenta mit steilem Auf- und Abstieg in Schneefeldern. Die Hürde nehmen wir erfolgreich und erreichen einige Stunden später das Rifugio Vallesinella. Das Abenteuer verbuchen wir als unvermeidbares Risiko von Bergtouren dieser Art. Das betroffene Knie wird erst nach einer Operation wieder beschwerdefrei.






6. Brenta-Tour August 1995, Teilnehmer: G, K, T, W - Fotoserie August 1995
Wandergruppe auf dem Sentiero Bocchette Centrali 1995 starten wir bei günstiger Wetterprognose aus dem Vinschgau zu einer auf den Bocchette-Weg fokussierenden Kurztour mit zwei Übernachtungen.(2) Am Tag der Anreise schonen wir unsere Kräfte und wandern vom Grostè-Pass ohne Klettersteige über Tuckett-Pass und Sentiero Osvaldo Orsi zur Pedrotti-Hütte, in der wir übernachten. Auf der langen Etappe verliert unser Alterspräsident beim Anstieg zur Hütte den Anschluss an die Gruppe, weil die Kraft für den Schlussanstieg nicht mehr reicht. Mit Unterstützung geleiten wir den Präsidenten zur Hütte, in der er mit einem mehrstündigen Erholungsschlaf bis zum Abend wieder fit wird.




Sentiero Bocchette Centrali Auf der Etappe des nächsten Tages erreichen wir im wiederholten Anlauf endlich den Klettersteig Bocchette Centrali. Der Steig verläuft in luftiger Höhe auf exponierten Felsbändern, die keine größeren technischen Schwierigkeiten bereiten, aber Trittsicherheit und Mut erfordern. Berühmte Panoramaaussichten verhindert bereits am Morgen aufsteigender dichter 'Brenta-Nebel', der uns immer wieder umhüllt und nur selten aufreißt.






Abendstimmung am Rifugio Alimonta, 2.580m An der Bocca dei Armi verlassen wir den Bocchette-Weg und steigen über den Sfulmini-Gletscher zum Rifugio Alimonta ab, unser Quartier der zweiten Nacht. Aufgrund abgebrochener vorhergehender Touren sind die uns begeleitenden Freunde zum ersten Mal Gäste der Hütte und ebenso begeistert wie wir. Das beeindruckende Naturschauspiel des Sonnenuntergangs beobachten alle Gäste auf dem Felsplateau vor der Hütte.






Aufstieg via Sentiero Oliva Detassis zum Sentiero Bocchette Alte Bei Planung der Tour waren wir uns unsicher, ob unsere im schwereren Gelände weniger erfahrenen Begleiter den Anforderungen der 3. Etappe gewachsen sein würden. Die Sorge war unnötig. Unsere Freunde schlagen sich großartig.
Für den Aufstieg zum Bocchette-Weg nutzen wir die kühne Leiterserie des exponierten Sentiero Oliva Detassis. Da wir auf diesem Abschnitt alleine unterwegs sind, können wir uns Zeit nehmen und bewältigen diese Hürde problemlos.






Blick von der Massodi-Scharte zum MolvenoseeGrößere technische und konditionelle Herausforderungen erwarten uns im hochalpinen Gelände des grandiosen Sentiero delle Bocchette Alte. Der Klettersteig verläuft eher selten auf Felsbändern und führt durch zahlreiche Scharten. Auf und Abschwünge der Scharten sind zwar gesichert, aber die Route stellt trotzdem erhöhte klettertechnische, konditionelle und auch mentale Anforderungen. Unter den in Felswänden fixierten Stiften und Klammern schauen wir oft in tiefe Abgründe.






Querung der Eisrinne am Sentiero Bocchette Alte Als heikle Schlüsselstelle des Steigs gilt eine steinschlaggefährdete Firnrinne, die auf einer schmalen, vereisten Trasse zu queren ist und nahezu senkrecht in die Tiefe abfällt.(10) Da in der Rinne kein Gegenverkehr möglich ist und Klettersteiger von beiden Seiten ankommen, verständigen sich die Klettersteiger rufend über die Reihenfolge des Gehens. Auch hier trifft man auf rücksichtslose Zeitgenossen, die sich vordrängen, um Zeit zu gewinnen.
Nach diesem Nervenkitzel genießen wir bei heute gutem Wetter den restlichen Steig bis zur Tuckett-Scharte, von der wir auf Wanderwegen zum Grostè-Pass zurückkehren.





7. und letzte Brenta-Klettersteig-Tour Juli 2002, Teilnehmer: G, K, T, W - Fotoserien Juli 2002
Klettersteiger am Sentiero Benini Höhepunkte der Brenta kennt unsere Gruppe spätestens seit 1995. Nach mehrjähriger Brenta-Pause kehren wir 2002 noch einmal zu einer kurzen Klettersteig-Tour mit einer Übernachtung im Rifugio Alimonta zurück.
Vom Grostè-Pass gehen wir auf kürzester Route zum Bocchette-Weg(2) und steigen in den den Sentiero Alfredo Benini ein, den unsere Freunde noch nicht kennen.








Rifugio Alimonta Die Route der Fortsetzung ist aus Fotos nicht mehr eindeutig identifzierbar. Sicher ist jedoch, dass während des Tages 'Brenta-Nebel' aufgezogen ist, wir im Rifugio Alimonta übernachtet haben und dort am Abend die Sicht erneut großartig war.










Rast am Rifugio TuckettRifugio BrenteiKlettersteiger am Sentiero SOSAT

Auf dem Rückweg frischen wir Erinnerungen auf. Der Sentiero SOSAT war unser erster Klettersteig überhaupt, mit dem 1991 unsere Brenta-Karriere einsetzte. Vom Sentiero SOSAT steigen wir zum Rifugio Tuckett ab, in dem wir nie übernachtet, aber an dem wir oft gerastet haben, zuletzt 2018. 


Anmerkungen
  1. Man kann darüber streiten, ob die Brenta unter Dolomiten einzuordnen ist. An dieser Diskussion wollen wir uns nicht beteiligen. - Übersichten zur Brenta-Gruppe:
    - NZZ: Die etwas anderen Dolomiten
    - Klettersteige - offiziellen Tourismus-Webseite: Klettersteige in den Brentadolomiten 
    - Privates Brenta-Portal von Giovanni Bruno (giowe): www.dolomitibrenta.it/de 
    - Portal Brenta-Trekking: Brenta Trek Expert
  2. Beschreibung Bocchette-Weg (PDF): http://www.real-adventure.eu/Topos/Bocchette_Weg_Tourenbeschreibung.pdf
  3. Schwierigkeitsbewertung von Klettersteigen
    - Österreichischer Alpenverein

    - www.klettersteig.com

    - Wikipedia
     
  4. Einer der Brüder, Bruno Detassis, gilt wegen zahlreicher Erstbegehungen als "König der Brenta". Bruno war langjähriger Hüttenwirt der Brentei-Hütte.
  5. Beschreibung in Klettersteig.de: Sentiero Oliva Detassis
  6. Beschreibung in Klettersteig.de: Sentiero delle Bocchette Alte
  7. Beschreibung in Klettersteig.de: Sentiero Alfredo Benini
  8. Sentiero dell' Ideale, Sentiero Brentari, Sentiero Ettore Castiglioni, Sentiero delle Bocchette Centrali
  9. Später stellt sich ein Minuskusabriss heraus, der erfolgreich operiert werden konnte. 
  10. Lt. Meldungen in Foren wurde die Rinne vor einigen Jahren neu trassiert und dadurch entschärft.

Schwierigkeitsbewertung von Klettersteigen

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