Ortler-Nordwand, Payerhütte, Tabarettahütte |
Von St. Gertraud in Sulden (1843 m) steigen wir auf dem Weg Nr. 4 zunächst durch Zirbelkieferwald an. Oberhalb der Baumgrenze führt der Steig über Endmoränen des ehemaligen mächtigen und mittlerweile kümmerlichen Marltferners in Richtung Tabarettahütte (2556 m) die wir nach 1:40 Std. erreichen. Bei der Hütte gönnen wir uns eine kurze Rast, während der wir das beeindruckende Panorama genießen. 500 m über uns ist die Payerhütte auf dem Tabarettagrat in fast schon greifbarer Nähe zu erkennen. In Richtung Süden blicken wir auf die imposante Nordwand und den Hintergrat des Ortlers.
Von der Tabarettahütte führt ein gut begehbarer Steig in mäßiger Steigung über Geröll entlang der Tabarettawand zur Bärenkopfscharte (2871 m) auf dem Tabarettagrat, von der wir nach Osten in das Suldental und nach Westen in das Trafoital blicken. Das Panorama am nun folgenden, leicht ausgesetzten und mit Seilsicherungen versehenen Gratweg in Richtung Ortler bietet 'große Oper'. Die einzige schwierige Passage am Grat entschärft eine Holzbrücke.
Am Tabarettajoch (2903 m) passieren wir die Abzweigung des Steigs in das Trafoital. Unter dem Gipfelplateau des Ortlers liegt die kühne Konstruktion der Payerhütte wie ein Adlerhorst auf dem Grat. Zur Hütte ist noch einmal ein Anstieg im Fels von 120 Höhenmetern zu bewältigen. Die durchgehend markierte Route ist technisch unschwierig, aber die Höhe spüren wir deutlich. Nach 1:20 Std. ab Tabarettahütte ist die Payerhütte (3026 m) erreicht, von der der Gipfel des Ortlers (3905 m) auf dem Normalweg bestiegen wird.(1)
Obwohl mittlerweile auch die letzten Gipfelstürmer zur Hütte zurückgekehrt sind, ist trotz stabiler Schönwetterlage in und an der Hütte deutlich weniger Betrieb als erwartet. Offensichtlich besuchen heute nur wenige Tagesgäste die Payerhütte.
Nachdem wir das Gipfelplateau ausgiebig und ein wenig sehensüchtg betrachtet haben, nehmen wir für unsere verdiente Rast an unserem Lieblingstisch am Kamin Platz. In Anbetracht des langen Abstiegs in das Trafoital brechen wir nach 30-minütiger Pause auf.
Vom Tabarettajoch führt der Steig in Serpentinen durch ein ausgedehntes Geröllfeld auf einen flachen Boden, von dem wir bereits auf die Berglhütte (2188 m) an der Baumgrenze schauen, unser Zwischenziel auf dem Abstiegsweg. Der zur Hütte führende Steig wird zunehmend ruppig und quert in Richtung Südwesten im weiten Bogen den Geröllhang unterhalb der 'Hinteren Wandeln'.
Nach 1:55 Std. schattenlosem Abstieg, überwiegend im Geröll, treffen wir durstig an der urigen Berglhütte (2188 m) ein, an der wir eine Trinkpause einlegen und warme Bekleidung ablegen. Wir gönnen uns ein Bier, natürlich alkoholfrei, denn weitere 800 Höhenmeter Abstieg liegen noch vor uns.
Erfrischt genießen wir den schattigen Abstieg durch Kiefernwald und erreichen in knapp einer Stunde (ab Berglhütte) den Talboden bei den Heiligen Drei Brunnen.(2)
Bis Trafoi ist nur noch ein leichter Spaziergang zurückzulegen. Gegen 17:00 Uhr treffen wir in Trafoi ein (1:15 Std. ab Berglhütte, 3:10 Std. ab Payerhütte, 6:10 Std. ab Start in Sulden) und haben noch 45 Minuten Zeit, ehe uns der für heute letzte Linienbus nach Spondinig transportiert, von wo wir Anschluss an die Vingscher Bahn haben. Die Wartezeit nutzen wir für einen Besuch des Nationalparkhauses naturatrafoi.
Anmerkungen
- Post unserer Gipfeltour im Jahr 1988: Vom Wanderer zum Bergsteiger
Eine sehr anschauliche, bebilderte Beschreibung der Gipfelbesteigung auf dem Normalweg bietet ein Post von Stefan Mitterer: Ortlerbesteigung 2010 - Post vom 18.08.2016: Wanderung von den Heiligen Drei Brunnen zur Berglhütte
Fotogalerie: Trafoi, Heilige Drei Brunnen, Wasserfallweg
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