In Anbetracht der Wettervorhersage brechen wir früh von unserem Standort auf, dem Marinushof in Kastelbell, und beginnen die Wanderung bei sonnigem, klarem Wetter um kurz nach 8 Uhr am Vernagt-Stausee im Schnalstal.
Auf dem als Ötzifährte bezeichneten Anstiegsweg im Tisental passieren wir nach 20 Minuten den unter Denkmalschutz stehenden Tisenhof. Möglicherweise führte auch der letzte Weg des als Ötzi bekannten 'Mannes vom Tisenjoch' durch das Tisental aufwärts. Archäologische Untersuchungen weisen jedenfalls eine prähistorische Präsenz von Menschen im Tisental nach.(1)
Der moderat ansteigende Weg Nr. 2 führt in Richtung Schnalskamm über eine Abfolge endlos erscheinender Talstufen zunächst durch Almgelände und Lärchenwald. Nach Nordwesten blicken wir zur Fineilspitze, auf deren Gipfel wir 1990 standen (Post vom 12.07.1990). Im Nordosten ist das Niederjoch zu erkennen, zu dem unser Weg führt.
Gut 2 Stunden sind wir bis zur Wand des Schnalskamms unterwegs. Der Aufstiegsweg zum Niederjoch im felsigen Gelände wird anspruchsvoller und erfordert Trittsicherheit. Drahtseile und Ketten sichern ausgesetzte Stellen und machen den Weg für fitte Wanderer begehbar. Vom Niederjoch kommen uns etliche, teilweise große Gruppen entgegen, die in der Hütte hoffentlich Plätze freigemacht haben.
Nach 3:10 Std. Anstiegzeit (3:20 Std. inkl. zwei kurzer Pausen) erreichen wir die Similaunhütte (3019 m) an der Grenze zwischen dem österreichischen Nordtirol und dem italienischen Südtirol. 1989 waren wir eine Stunde schneller und sind nach einer kurzen Pause in 1:30 Std. auf den Gipfel des Similauns (3606 m) gestürmt, ehe wir noch am gleichen Tag ins Tal abgestiegen sind. Heute sind wir froh, angekommen zu sein. Der Gipfel des Similauns (3606 m) lockt uns so wenig wie ein Besuch der Ötzi- Fundstelle am Tisenjoch (3208 m), was nicht nur mit dem Wetter zu begründen ist. Weiter sich verdichtende Wolken streichen inzwischen um die Hütte.
In der Similaunhütte steppt der Bär. Im Schuh- und Rucksackraum, durch den die Hütte betreten wird, drängen sich ankommende und verabschiedende Wanderer. Seit unserem letzten Besuch wurde die Hütte erheblich erweitert, so dass wir auf Anhieb einen Platz im Gastraum finden. Ein vielköpfiger, flinker Service macht deutlich, dass der Ansturm der Besucher keine Ausnahme ist.
Die Wetterlage mahnt zur Eile. Nach 30 Minuten Einkehr treten wir den Rückweg an (2:20 Std.).
Anmerkungen
- Andreas Putzer, Daniela Festi: Praehistorische Zeitschrift, Band 89, Heft 1 (Dez 2014): Nicht nur Ötzi? - Neufunde aus dem Tisental
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen