Die Rundwanderung von der Seiser Alm über den Schlernhöhenweg ist unser persönliches Touren-Highlight im Gebiet der westlichen Dolomiten. Technisch ist die Tour nicht schwierig (T2 gemäß SAC-Wanderskala), aber die 22 km lange Route stellt mit einem Höhenunterschied von ca. 1400 m Anstieg und 1300 m Abstieg konditionelle Anforderungen, denen wir uns erst gegen Ende unseres 3-wöchigen Aufenthaltes gewachsen fühlen. Den schwereren Teil der Strecke mit ca. 1000 m Anstieg legen wir am Morgen mit noch frischen Kräften zurück und wandern vom Parkplatz des Spitzbühl-Sessellifts zum Schlerngipfel, auf dessen Plateau das Schlernhaus zur Rast einlädt.(1) Der nachfolgende Höhenweg auf dem Schlernplateau ist eine reine Genußwanderung mit ständigem Blick auf Rosengarten und Latemar.(2) Die zunächst absteigende und zuletzt wieder ansteigende südliche Umrundung der Roterdspitze erfordert Konzentration auf einem ausgesetzten Pfad. Das private Schutzhaus Tierser Alpl auf dem Tierser-Alpl-Joch zwischen Schlern und Rosengarten erreichen wir nach fast 5-stündiger Wanderung. Gestärkt bereitet der kurze Anstieg zum Aussichtsbalkon der Rosszahnscharte wenig Mühe und belohnt mit großer Aussicht. Nach 6:40 Std. Wanderglück (8 Std. inkl. Pausen) betrachten wir schwere Beine als Auszeichnung. - Fotoserie der Wanderung
Nach Wetterumschwung mit Regen, Gewittern und deutlicher Abkühlung hat sich das Wetter mit Nordföhn stabilisiert. Auf der Seiser Alm empfangen uns strammer Nordwind und frische 7 °C, die am Schlerngipfel auf 3 °C sinken. Mit Berganorak, Fleecejacke, Handschuhen, Mütze starten wir am Parkplatz Spitzbühl-Sessellift um 8:00 Uhr in 1710 m Höhe.
Da wir den Sessellift nicht nutzen, sind ca. 300 m Aufstieg zum Spitzbühl reiner Luxus. Auf dem Weg über die Saltner Schwaige zum Frötschbach verlieren wir die Höhe wieder. Am Frötschbach beginnt der eigentliche Anstieg zum Schlerngipfel via Touristensteig.(3) Die Temperatur erleichtert den oft schweißtreibenden Weg auf den Gipfel. Nach 2:45 Std. erreichen wir das Schlernhaus, 2457 m, in dem wir eine Pause einlegen. Sicht und Wind motivieren keinen Abstecher auf den 'Monte Petz', 2563 m.
Obwohl nach Osten eine dichte Wolkendecke die Sicht auf dem Höhenweg des Schlernplateaus einschränkt, wandern wir auf zunächst leicht fallendem und später in Richtung Roterdspitze auf 2550 m ansteigendem Weg einem beeindruckenden Panorama entgegen. Der Gipfel der 2655 m hohen Roterdspitze ist von Westen leicht zu erreichen, aber in Anbetracht von Tourenlänge und Sichtverhältnissen lassen wir auch diesen Gipfel aus.
Vom Schlernhöhenweg blicken wir zurück zum Schlerngipfel, ehe wir den nach Südosten abzweigenden Pfad zum Tierser Alpl nehmen. Nach etwa einer Stunde ab Schlernhaus blicken wir zum Schutzhaus Tierser Alpl in 2440 m Höhe auf dem Joch zwischen Schlern und Rosengarten, aber wir benötigen weitere 50 Minuten, um auf einem schmalen Bergpfad zunächst ca. 150 m in Serpentinen abzusteigen und ab der Einmündung des Weges aus dem Bärenloch ca. 50 m Höhe bis zur Hütte ansteigen. 1:50 Std. sind wir ab Schlernhaus unterwegs (4:35 Std. Wanderzeit), als wir an der äußerst beliebten, stylischen Hütte eintreffen.(4)
Ein kurzer Anstieg führt von der Hütte auf die 2499 m hohe Rosszahnscharte, an der wir auf die nördliche Seite des Schlerns wechseln, nachdem wir einige Fotos aufgenommen haben. Weiter östlich liegende Dolomitenformationen sind von Wolken bedeckt. Nach Westen erlaubt eine nur lockere Wolkendecke einen weiten Ausblick auf die Seiser Alm und darüber hinaus.
Ca. 30 Minuten Abstieg zur Hochebene der Seiser Alm erfordern noch einmal Konzentration. Der restliche Rückweg auf Bohlen durch mooriges Gelände und weiter auf Wirtschaftswegen nach Kompatsch ist eher ein Spaziergang. Den Parkplatz am Spitzbühl-Sessellift erreichen wir nach 2:05 Std. ab Schutzhaus Tierser Alpl (6:40 Std. Gesamtgehzeit).
Anmerkungen
- Der Parkplatz am Spitzbühl-Sessellift ist kostenlos.
- Geologische und kulturhistorische Besonderheiten von Dolomiten und Schlern erschließen sich nicht spontan, sind aber nicht weniger spannend als eine Wanderung durch die Region:
- Geologie der Dolomiten
- Geologie des Rosengartens
- Kultplätze und archäologische Fundstellen im Schlerngebiet- Naturpark Schlern-Rosengarten - Alte Kulturen und neue Aussichten (PDF-Broschüre) - Auf den Gipfel führen mehrere Routen, von denen der Touristensteig die leichteste Route ist. Die Bezeichnung suggeriert einen einfachen Anstieg, der jedoch Kondition und Trittsicherheit erfordert.
- Als Ergebnis eines aufwändigen Umbaus mit Erweiterung und Renovierung der Hütte wurde die Tierser Alpl Hütte 2015 mit dem Südtiroler Architekturpreis gewürdigt.
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