|
Großer Ölberg, 460 m |
|
Wanderroute am 1.05.2013 |
Heute holen wir einen im vorigen Jahr ausgelassenen Abschnitt des
Rheinsteigs nach und verbinden diese Etappe mit einem Abschnitt des
'Rheinhöhenwegs' zu einem attraktiven Rundweg im
'Naturpark Siebengebirge'. Unsere Route orientiert sich mit leichten Veränderungen an der Tour
'Perlen des Siebengebirges'. Der Wandervorschlag verspricht mit dem Begriff 'Perlen' nicht zuviel. Diese Runde verdient höchste Prädikate und verlangt nach Wiederholungen bei besserem Wetter.
Diashow der Fotoserie
|
Gaststätte bei der Margarethenhöhe |
Das
Siebengebirge liegt in ca. 50 km Entfernung fast vor unserer Tür und ist per Kfz in 40 Minuten zu erreichen. Als Ausgangspunkt und Ziel unserer Wanderung wählen wir die
'Margarethenhöhe', eine passartige Anhöhe zwischen Königswinter und Ittenbach. Auf der
'Margarethenhöhe' treffen sich nicht nur etliche Wanderrouten. Parkplätze und gastronomische Einrichtungen machen deutlich, dass hier das Zentrum des Wandertourismus im
Siebengebirge liegt. Mit der Höhe von 320 m über NN befinden sich Besucher bereits in
'Hochlagen' des
Siebengebirges, dessen höchster Berg gerade 460 m
erreicht. Bei unserer Ankunft gegen 9:30 Uhr geht es im Gegensatz zum Nachmittag noch sehr beschaulich zu.
|
Löwenburg mit Waldwirtschaft Löwenburger Hof |
Unterhalb des
Lohrbergs (den 435 m hohen Gipfel lassen wir aus) wandern wir auf dem
'Rheinhöhenweg' zum ersten Zwischenziel unserer Runde, der
Löwenburg, mit 455 m Höhe der zweithöchste Gipfel des
Siebengebirges. Am Fuß der
Löwenburg liegt eines von vielen Ausflugslokalen im
'Naturpark Siebengebirge'. Auf dem Gipfel sind die Reste der
Burgruine Löwenburg frei zugänglich.
|
Ausblick auf Rheintal, Drachenfels, Peterseberg |
Die Errichtung der ehemaligen
Löwenburg wird in das 12. Jahrhundert eingeordnet. In Verbindung mit zahlreichen Besitzwechseln lassen sich mehrere nachfolgende Bauphasen identifizieren. Seit ihrer Zerstörung im späten 16. Jahrhundert ist die ehemalige Burg dem Verfall überlassen.
Eindrucksvoller als die Reste einer Burgruine ist für uns die Aussicht vom Gipfel. Trotz des trüben Wetters überblicken wir nicht nur den gesamten
'Naturpark Siebengebirge', sondern schauen über das Rheintal hinweg bis weit in die Eifel.
|
Rheinsteigmarkierungen bei der Löwenburg |
Unterhalb der
Löwenburg treffen wir auf den
Rheinsteig, dessen Wegführung wir über die nächsten 12,5 km bis zum
Nonnenstromberg folgen wollen. Vollständig umsetzen lässt sich dieses Vorhaben jedoch nicht, wie wir später erkennen werden, aber in den beiden nächsten Stunden bleiben wir bis zum
Drachenfels auf dem
Rheinsteig.
|
Grab der Familie Adenauer |
Kurz vor Rhöndorf führt unser Weg an einem
Waldfriedhof vorbei, auf dem sich das Grab der Familie Adenauer befindet. Wir besuchen vor allem
Konrad Adenauer, von 1949-1963 erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Anhänger seiner Politik waren wir nie, aber sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus, mit dem er hohe Risiken eingegangen ist, verdient großen Respekt. Jenseits von Fragen politischer Ausrichtungen hat
Konrad Adenauer für den Wiederaufbau einer neuen politischen Kultur nach dem zweiten Weltkrieg einen bedeutenden Beitrag erbracht, dem wir Dankbarkeit schulden.
|
Aussichtspunkt am Drachenfels |
Unser Weg streift Rhöndorf lediglich und biegt bald ab in Richtung
Drachenfels, 324 m. Oberhalb von Rhöndorf treffen wir auf ein Denkmal und erkennen, dass es 1925 für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen des Ulanen-Regiments 'Großherzog Friedrich von Baden' errichtet wurde. Von der Symbolik impliziter Kriegsverherrlichung lassen wir uns nicht länger aufhalten und setzen unseren Weg bis zu einigen Aussichtsbalkonen fort. Rheinaufwärts blicken wir auf Bad Honnef sowie auf die Insel
'Nonnenwerth' mit ihren Klosteranlagen.
|
Löwenburg, 455 m, und Lohrberg, 435 m |
Vom Aussichtspunkt am
Drachenfels erkennen wir mit dem Blick nach Südosten die Erhebungen
Lohrberg und
Löwenburg, bei denen unsere Wanderung am Morgen begann.
|
Terrasse des Drachenfelsplateaus und Restaurantneubau |
Das Drachenfelsplateau ist als touristische Hochburg am Mittelrhein auf unserer Route nicht zu vermeiden. Vor einigen Jahren haben wir hier eine Großbaustelle angetroffen, die eine Erweiterung des Restaurants und eine Umgestaltung der Terrasse zum Zweck hatte. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen, entspricht aber nicht unseren Vorstellungen eines Naturparks, der hier hinter kommerzielle Interessen zurücktreten muss.
|
Ausblick vom Drachenfels rheinabwärts in Richtung Bonn |
|
Ausflug zum Drachenfels 1960 |
Ein Highlight ist selbstverständlich die Aussicht vom
Drachenfels, die viele Menschen anzieht. Rheinabwärts reicht der Blick wegen der aktuellen Wetterlage nur bis
'Post Tower' und
'Langer Eugen' im Süden von Bonn. Bei klarem Wetter sind mit bloßem Auge die Türme des
Kölner Doms zu erkennen, der aus Sandstein des
Siebengebirges errichtet ist. Im Jahr 1960 war jedenfalls das in Köln als 'Dom' bezeichnete Gebäude wahrzunehmen.
|
Burgruine Drachenburg auf dem Drachenfels |
Ein wenig oberhalb des Plateaus liegt die
Burgruine Drachenfels. Die Burg wurde im frühen 12. Jahrhundert errichtet. Burggraf Godart vom Drachenfels verkaufte
Trachyt vom Drachenfels als Baumaterial für den
Kölner Dom und wurde dadurch sehr vermögend. Der Abbau von
Trachyt begann am
Drachenfels bereits zu römischer Zeit und wurde erst 1836 von der Preußischen Regierung gestoppt, die den Berg als Naturdenkmal erhalten wollte. Aufgrund des Abbaus ereigneten sich immer wieder Felsstürze, die aufwändige Sicherungsmaßnahmen erforderten.
|
Eselsritt auf dem Eselweg zum Drachenfels, 1960 |
Im Jahr 2011 treten erneut Felsstürze auf, die Wegsperrungen notwendig machen, von denen unser Weg betroffen ist. Bis kurz vor der Mittelstation der
Drachenfelsbahn (die älteste in Betrieb befindliche Zahnradbahn Deutschlands) müssen wir auf die Drachenfelsstraße ausweichen. Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen Eselsritt auf dem Weg zum
Drachenfels im Jahr 1960. Eselsritte werden noch immer von April bis Oktober an Wochenenden und Feiertagen ab Königswinter angeboten, aber sie enden bei
Schloss Drachenburg, bis zu dem wir nicht gehen, weshalb wir keine aktuellen Eindrücke erhalten.
|
Gasttstätte Milchhäuschen |
Wie angekündigt, treffen wir bald wieder auf die geplante Route. Nach einiger Zeit stellen wir jedoch fest, dass wir uns nicht auf dem
Rheinsteig befinden, sondern auf dem mit einem 'K' markierten
'Kölner Weg', ein inzwischen schon historischer Fernwanderweg, der bereits 1913 angelegt wurde und auf einer Strecke von 253 km vom Königsforst über den Westerwald nach Königswinter führt. Da sich beide Fernwanderwege bei der Waldgaststätte
'Milchhäuschen' wieder treffen, bleiben wir vorerst auf unserem aktuellen Weg.
Nach 3 Stunden Gehzeit käme das
'Milchhäuschen' gerade richtig für eine Einkehr. Der Andrang schreckt uns ab. Wir gehen weiter.
|
Ausblick vom Geisberg auf Drachenfels und Rheintal |
Inzwischen befinden wir uns wieder auf dem
Rheinsteig, auf dem wir zum
'Geisberg', 324 m, ansteigen. Vom Gipfel bietet sich ein sehr schöner Ausblick, der über das Rheintal bis in die Eifel reicht. Vor dem Rheintal schauen wir auf Gipfel des
Siebengebirges, über die wir heute schon gegangen sind.
|
Bildunterschrift hinzufügen |
Am
Nonnenstromberg, 335 m, wechseln wir vom
Rheinsteig auf den
'Rheinhöhenweg', dem wir in Richtung
'Großer Ölberg' folgen. Am
'Waldrestaurant Einkehrhaus Waidmannsruh' legen wir eine Pause ein. Mit unserer Entscheidung sind wir als bekannt kritische Kunden zufrieden und nehmen das
'Einkehrhaus' in unsere virtuelle Liste besuchenswerte Einkehrstationen auf.
|
Großer Ölberg, 460 m, vom Rosenaugipfel |
Nach der Pause können wir auf direktem Weg ohne besondere Anstrengung zum Startpunkt zurückkehren oder noch zwei weitere Erhebungen mitnehmen. Wir entscheiden uns für die zweite Option und steigen auf einem Wegschlenker zunächst zur Rosenau auf, 323 m. Auf dem Gipfel liegt die
Burgruine Rosenau, über die nur spärliche Informationen bekannt sind. Der kleine Umweg lohnt sich vor allem wegen der Ausblicke, die u.a. einen schönen Blick auf den
'Großer Ölberg' freigeben, dem letzten und höchsten Gipfel unserer Runde.
|
Gasthaus auf dem Großen Ölberg |
Der
'Große Ölberg', 460 m, ist ein weiterer Höhepunkt unseres Rundweges. Auf dem höchsten Gipfel des
Siebengebirges befindet sich das
'Gasthaus auf dem Ölberg', von dessen Terrasse sich grandiose Ausblicke auf die Umgebung bieten. Die Küche richtet sich an gehobene Ansprüche und hebt sich von schlichten Verköstungsbetrieben auch preislich ab. Das Angebot der Karte werten wir als ansprechend, und der Andrang weist darauf hin, dass Konflikte zwischen Anspruch und Realität nicht zu erwarten sind. Wir nehmen uns vor, uns bei passender Gelegenheit ein Bild von der Küche machen. Wahrscheinlich wird es eher so sein, dass wir diese Gelegenheit gezielt herstellen müssen, um die Küche zu erleben.
|
Blick vom Großen Ölberg auf Rosenau und Drachenfels |
Der Abstieg vom
'Große Ölberg' zur
'Margarethenhöhe' ist kurz und für Verhältnisse im Mittelgebirge relativ steil. Nach 4:45 Stunden Gehzeit auf dieser ca. 18 km langen Runde mit ca. 900 m Höhenunterschied kehren wir in euphorischer Stimmung zum Ausgangspunkt zurück. Eine vergleichbar attraktive Wanderung fällt uns für die nähere Umgebung spontan nicht ein. Diese Landschaft werden wir noch oft besuchen! Als nächste Tour werden wir eine Teilstrecke des Siebengebirgsmarathons abgehen, den wir als Läufer kennengelernt haben. Der Veranstalter bietet auf seiner Webseite die
GPS-Daten der Strecken zum Download an. Danke für diesen Service!
Heute bewährt sich einmal mehr unsere kontinuierliche Bemühung um Fitness, ohne die das Vergnügen an dieser Tour deutlich kleiner wäre.
Die verbreitete Ansicht, gemäß der sich der Name
Siebengebirge von sieben Bergen oder von seinen sieben höchsten Erhebungen ableitet, ist ebenso populär wie falsch. Tatsächlich weist die Region mehr als 40 namentlich bekannte Erhebungen auf. Über die Herkunft des Namens
Siebengebirge kursieren unterschiedliche Deutungsmuster. Eine Legende verweist u.a. auf sieben Riesen, die ihre Spaten gereinigt haben, so dass sich aus dem abfallenden Schmutz diese Berge gebildet haben. Derartige volkstümliche Mythen, wie etwa die von einem Drachen, der auf dem Drachenfels gehaust haben soll (weshalb spekulative Bezüge zur Nibelungensage hergestellt werden), sind zwar für Kulturwissenschaftler hoch interessant, sie verweisen aber auf Gesetzmäßigkeiten von Vorstellungswelten, die jenseits empirisch nachvollziehbarer sprachhistorischer Quellen liegen.
Als sicher kann gelten, dass Vulkanismus diese Landschaft geformt hat. Hinsichtlich der Namensentstehung bietet die Webseite des
Naturparks Siebengebirge eine plausible Erklärung. Gemäß dieser Deutung ist 'sieben' nicht als Zahlwort, sondern als ein veralteter unbestimmter Mengenbegriff zu verstehen, der sich auf eine nicht zu überschauende Zahl von Bergkuppen bezieht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen