Dienstag, 23. Oktober 2012

Sächsische Schweiz 2012 - Supertour vom Hockstein durch Polenztal und Tiefer Grund auf den Brand (Update Fotos Mai 2015)

Herbstmotiv im Polenztal
In einem Ranking unserer Wandertouren in der Sächsischen Schweiz würde diese Rundtour auf Platz 1 liegen! Auf einer Route mit fast 5 Stunden Gehzeit (ohne Abstecher zu Sehenswürdigkeiten an der Strecke!) sind äußerst reizvolle und sehr abwechslungsreiche Höhepunkte wie Juwelen einer Kette aufgereiht. Jedes dieser Juwelen hat seinen eigenen Reiz und überrascht mit immer wieder neuen Eindrücken. Ein Spaziergang ist diese Route jedoch nur im 'Polenztal' und auf einem Abschnitt des 'Brand-Massivs'. Alle anderen Streckenabschnitte erfordern Aufstiege oder Abstiege, die zwar nicht schwierig sind, aber eine solide Kondition voraussetzen. Allein bei dem Aufstieg aus dem 'Tiefen Grund' auf das 'Brand-Massiv' sind auf einer Serie von Holz- und Stahltreppen 850 Treppenstufen zu bewältigen. Hinter dem Aufstiegsweg liegt jedoch auf dem Brand-Massiv die 'Brand-Baude', für uns der schönste Gasthof der gesamten Sächsischen Schweiz. Nach 2:40 Stunden Gehzeit liegt die Einkehroption zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, ehe wir in weiteren 2:10 Stunden Gehzeit die Route bis zu unserem Ausgangspunkt vollenden. Fotoserie 2012 - Fotoserie 2015

Vom Hockstein durch die Wolfsschlucht in das Polenztal

  
Teufelsbrücke über die Wolfsschlucht am Hockstein
Die sogenannte 'Lausitzer Verwerfung' (auch 'Überschiebung' genannt) ist eine geologische Störungszone zwischen dem Elbtal und dem Riesengebirge, in der sich der Granit der Lausitz unter den nordböhmischen Kreide-Sandstein geschoben und zum Elbsandsteingebirge angehoben hat. An dieser Grenze liegt der 'Hockstein', den das canyonartige Tal der Polenz vom 'Hohnstein' trennt.
Wir starten vom Hocksteinparkplatz und erreichen in wenigen Minuten das Felsplateau des 'Hocksteins', auf dem sich Reste einer mittelalterlichen Burgwarte befinden. Der 'Hockstein' besteht aus zwei isolierten Felsen, zwischen denen eine enge Schlucht liegt. Seit 1822 stellt eine steinerne Brücke die Verbindung zwischen den beiden Felsen her. Von der 'Teufelsbrücke' bieten sich spektakuläre Blicke in die 'Wolfsschlucht'.




Blick in die Wolfsschlucht
Blick in die Wolfsschlucht
Blick in die Wolfsschlucht


Blick vom Hockstein auf Hohenstein mit Burg
Blick vom Hockstein in das PolenttL
Nur wenige Meter hinter der Brücke liegt das Aussichtsplateau des 'Hocksteins', das bei besserem Wetter eine ausgezeichnete Rundsicht bieten würde.  










Ein System von Leitern und Treppen führt teilweise kaminartig zwischen den engen Felsen der 'Wolfsschlucht' 114 m hinab in das 'Polenztal'. Der Abstiegsweg führt durch das 'gotische Felsentor', dessen Form nicht natürlicher Art ist, sondern aus Bearbeitung resultiert.


Gotisches Felsentor
Leiter in der Wolfsschlucht
Leiter in der Wolfsschlucht


Motiv im Polenztal
Weg von der Wolfsschlucht in das Polenztal
Der grandiose Abstieg durch die 'Wolfsschlucht' endet nach 30 Minuten im 'Polenztal', das mit seiner eigenen Naturkulisse neue Akzente setzt. Die Polenz entspringt an der deutsch-tschechischen Landesgrenze und fließt nach Westen in Richtung Elbe. Mit der Querung der 'Lausitzer Verschiebung' bei 'Hohnstein' verengt sich das 'Polenztal' zu einer Schlucht mit senkrechten Sandsteinwänden auf beiden Seiten.

Polenztalwächter vor dem Brandmassi
Wir folgen dem Lauf der Polenz durch die in herbstlichen Farben geschmückte Schlucht im Kerngebiet des Nationalparks Sächsische Schweiz. Nach einiger Zeit passieren wir einen als 'Polenztalwächter' bezeichneten Sandsteinturm vor dem 'Brand-Massiv', über das unser Rückweg führen wird. Der 'Polenztalwächter' ist ein berühmter Kletterfelsen der Sächsischen Schweiz und weist 32 Routen in den Schwierigkeitsgraden von III (moderat) bis XI (Höchstschwierigkeit) auf.
Link: DAV Felsinfo
Ab dem Gasthof 'Waltersdorfer Mühle' geht die Schlucht in ein Auental mit üppiger und abwechslungsreicher Feuchtvegetation über. Am Ende dieses Abschnittes erinnern uns verwahrloste kleine Industrieanlagen an die jüngere deutsche Geschichte. Nach 1:10 Std. erreichen wir bei Porschendorf die Abzweigung in den 'Tiefen Grund'.




Vom 'Tiefen Grund' zur Brand-Baude auf dem Brand-Massiv

  
Weg im Tiefen Grund
Der schmale, unebene Pfad verläuft windungsreich und zunächst mehr oder weniger parallel zur Schandauer Straße im Tal des 'Tiefer Grundbaches'. Die vermooste Vegetation des schattigen, feuchten Tals erinnert an Regenwälder.












Aufstieg aus dem Tiefen Grund zum Brand-Massiv
Nach 30 Minuten Gehzeit zweigt der Aufstieg zum 'Brand-Massiv' ab, der sich aus einer endlos erscheinenden Abfolge von Treppen zusammensetzt. Insgesamt steigen wir bis zum Plateau des Brands ca. 850 Treppenstufen auf. Gefühlt waren es deutlich mehr. Gezählt haben wir die Stufen nicht. Wir berufen uns auf im Internet veröffentlichte Informationen.
Wegen seiner exponierten Lage gilt der Brand als 'Aussichtsbalkon der Sächsischen Schweiz', was sich durchaus nachvollziehen lässt, auch wenn die Sicht heute eher enttäuschend ist.







Blick von 'Aussicht Hafersäcke' auf den 'Tiefen Grund'
Bevor wir nach der Aufstiegsroute die 'Brand-Baude' ansteuern, lockt ein kurzer Umweg zur 'Aussicht Hafersäcke'. Als 'Hafersäcke' ist eine Formation von Felstürmen bezeichnet, die aus dem 'Tiefen Grund' aufragen und an verschnürte Getreidesäcke erinnern sollen. Vielleicht leben wir zu weit von dieser Welt entfernt, um dieses Bild nachvollziehen zu können. Jedenfalls erreichen wir nach 2:40 Std. Gehzeit die 'Brand-Baude', in die wir zu einer ausgiebigen Pause einkehren.









Rast in der Brand-Baude


Brand-Baude
Der in Mitteldeutsch verbreitete Begriff der 'Baude' ist vom mittelhochdeutschen 'Buode' ('Bau) abgeleitet und knüpft an historische Schutzhütten für Viehhirten in den Sudeten an. Ab 1850 wurden diese Bergbauden zunehmend für Wanderer ausgebaut und teilweise in Herbergen umgewandelt.
Die Bewirtschaftung auf dem Brand geht bis auf das Jahr 1830 zurück. 1857 entstand die erste Schutzhütte, ein einfaches Blockhaus, das bald abbrannte. Weitere Hütten folgten, die über die Jahre zu einer beliebten Berggaststätte ausgebaut wurden.  Link: Webseite der Brand-Baude    







Hochwassermarke an der Brand-Baude
Ausblick von der Brand-Baude
Eine Hochwassermarke vom 1.04.1994 stimmt uns mehr als 200 m über dem Elbtal skeptisch. Bei Nachforschungen erweist sie sich als 'Fake', nämlich als Aprilscherz.
Da es heute ziemlich kühl ist, steuern wir gleich den Gastraum an. Die Außenterrasse der 'Baude' für uns keine relevante Option.






Linsensuppe in der Brand-Baude
Einkehr in der Brand-Baude
Der urgemütlichen Gastraum ist heute nur schwach besucht, so dass wir gleich einen Tisch finden und den großen Linsensuppen- Test fortsetzen können. In 'Bauden' der Sächsischen Schweiz ist Linsensuppe ganzjährig ein Standardgericht, das mit oder ohne Beilage geordert werden kann. Die Suppen sind hausgemacht, kosten ein kleinen Preis und schmecken jeweils anders, aber immer gut. Nach fünf verkosteten Suppen führt die 'Brand-Baude'!


Rückweg vom Brand-Massiv zum Hockstein

    
Motiv auf dem Räumigtweg im Brand-Massiv
Um vorerst der Höhe des 'Brand-Massivs' zu bleiben, wählen wir für den Rückweg zunächst den 'Malerweg' in Richtung 'Hohnstein' (Wegmarke blauer Balken) und nach ca. 1,5 km die Abzweigung nach links auf den 'Räumigtweg' (Wegmarke grüner Balken).











Gautschgrotte im Brand-Massiv
Am angemehm zu gehenden, abwechslungsreichen 'Räumigtweg' liegen einige attraktive Sehenswürdigkeiten, die keine größeren Anstrengungen erfordern.  Am bekanntesten ist die 'Gautschgrotte' im Kessel des 'Kalten Loches', ein nach dem Dresdner Rechtsanwalt Karl Gautsch benanntes geologisches Naturdenkmal. Zwischen zwei festeren Schichten ist unter einem 40 m breiten Felsübergang in einer weicheren Schicht durch Erosion eine gewölbeartige Grotte entstanden. An der Oberkante des Felsüberhangs tritt Wasser aus. In kalten Wintern entstehen Eissäulen und Eisgebilde, die an Stalagmiten und Stalaktiten erinnern.







Südwand 'Großen Halben' vom Räumigtweg
Vom 'Räumigtweg' schauen wir auf die Südwand eines der bekanntesten Kletterfelsen der Sächsischen Schweiz, den 'Großer Halben' mit vielen extrem schwierigen Routen, die mit phantasievollen Namen bezeichnet sind, wie z. B. 'Direkte Weiße Wolke' (Xa), 'Turbulenz' (IXa), 'Im 7. Himmel' (Xc) und 'Kosmopolit' (XIb). (Die Zifffern verweisen auf die Sächsische Schwierigkeitsskala, die von der internationalen UIAA-Skala abweicht.)










Sandsteibrücke über dem Schindergraben
An einer unvermittelt auftauchenden historischen Sandsteinbrücke beginnt unser Abstiegsweg duch den 'Schindergraben' in das 'Polenztal'. Dank einer Informationstafel erfahren wird, das der 'Schindergraben' seinen Namen dem ehemaligen Hohnsteiner Schinder (Abdecker) verdankt, der um 1546 totes und erkranktes Vieh in diesem Graben entsorgte, um der Entstehung von Seuchen und Krankheiten vorzubeugen.









Motiv im Schindergraben bei Hohnstein
Motiv im Schindergraben bei Hohnstein
Eine andere Informationstafel weist auf die artenreiche Flora hin, die den 'Schindergraben' zu einem besonderen Biotop macht, in dem viele unterschiedliche Arten von Moosen und Flechten sowie seltene Farnarten wie 'Straußenfarn', 'Grüner Streifenfarn' und 'Natternzunge' zu finden sind.
Der feuchte und oft steile Weg durch den 'Schindergraben' verlangt einige Aufmerksamkeit, um nicht auszugleiten.


Zugang zum Schindergraben aus dem Polenztal
Wir erreichen das 'Polenztal' unfallfrei und biegen gleich in Richtung 'Wolfsschlucht' ab, um nun auf dieser großartigen Route durch die 'Wolfsschlucht' zum 'Hockstein' aufzusteigen, nachdem wir am Morgen durch die 'Wolfsschlucht' abgestiegen sind. Nach 2:10 Std. Gehzeit ab 'Brand-Baude' bzw. 4:50 Std. Gesamtgehzeit beenden wir diese begeisternde Runde, die wir bei unserem nächsten Aufenthalt in der Sächsischen Schweiz unbedingt wiederholen wollen. Wenn dann auch noch die Sonne scheinen sollte, wäre das Glück in dieser uns oft unwirklich erscheinenden Landschaft perfekt.

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