Freitag, 20. Juni 2014

Sächsische Schweiz 2014 - Land der 'Steine': Wanderungen über Kleinhennersdorfer Stein, Papststein, Brand, Schrammsteine

Falkenstein und Schrammsteine im Morgennebel aus Richtung Kleinhennersdorf
Über das als 'Sächsische Schweiz' bezeichnete Elbsandsteingebirge liegen 24 Tafelberge(1) verstreut, die ca. 200 - 400 m aus ihrer Umgebung aufragen und dem Wanderparadies der 'Sächsischen Schweiz' erst seine besondere Note verleihen. 'Tafelberge' der 'Sächsischen Schweiz' prägen nicht nur das Landschaftsbild, die meisten 'Tafelberge' bieten großartige Aussichten und etliche von ihnen ziehen mit klettersteigähnlichen Steiganlagen(2) insbesondere sportliche Wanderer an. Wen wundert's, dass 'Steine' unsere bevorzugten Wanderziele in der 'Sächsischen Schweiz' sind?
In Anbetracht unsicheren Wetters steigen wir am 17.06. auf kleinere 'Tafelberge' in fußläufiger Umgebung unserer Unterkunft in Kleinhennersdorf(3). Stabiles Wetter erlaubt am 18.06. und am 19.06. größere Wanderungen auf attraktiven Routen über den 'Brand' und über die 'Schrammsteine', zwei Höhepunkte des Wanderparadieses Sächsische Schweiz.


Kleinhennersdorfer Stein (392 m) und Papststein (451 m) - Diashow der Fotoserie


Kleinhennersdorfer Stein (rechts) und Papststein (links)
Von unserer Unterkunft auf der Ebenheit bei Kleinhennersdorf(3) blicken wir in nur ca. 2 km Entfernung auf den Kleinhennersdorfer Stein. Im Unterschied zu benachbarten Steinen bietet der Kleinhennersdorfer Stein keine bemerkenswerte Aussicht, weshalb die Besteigung allein der sportlichen Ehre geschuldet ist.
Während die meisten Gipfel der 'Sächsischen Schweiz' mit markierten Wegen und teilweise mit gesicherten Steiganlagen erschlossen sind, ist der Gipfel des Kleinhennersdorfer Steins nur auf unmarkierten, teilweise kaum erkennbaren und im Gipfelbereich sehr steilen Pfaden durch unübersichtliches Waldgelände zu erreichen. Teleskopstöcke wären hilfreich, aber wir führen sie heute nicht mit. Wieder was gelernt. Nach ca. 45 Minuten, von denen die letzten 15 Minuten mühsam ausfallen, stehen wir auf dem 392 m hohen Gipfel. Ähnlich mühsam führt ein in Richtung Papststein versetzter Pfad hinab auf einen Sattel, von dem ein komfortabler Weg auf den 451 m hohen Nachbargipfel führt.


Blick auf Papstdorf, Kohlbornstein und Lasensteine
Nach 1,5 Stunden Gesamtgehzeit ist der Gipfel des Papststeins (451 m) erreicht. Obwohl Wolken und trübe Sicht einen weiten Ausblick behindern, ist das Panorama beeindruckend.
Wenige Meter unterhalb des Gipfelplateaus lädt das Gasthaus Papststein zu einer Rast ein. Wie alpine Hütten wird auch das Gasthaus Papststein von einer Materialseilbahn versorgt. Trotzdem erscheint uns der Preis von 7,50 € für einen Linseneintopf mit Rauchfleich als recht forsch. Immerhin gerät der Eintopf zur vollen Zufriedenheit. Das ehemals günstige Preisniveau in den Wander-Bauden(4) hat deutlich angezogen, stellen wir auch in den nächsten Tagen fest.
Für den Rückweg nach Kleinhennersdorf, vorbei an einem Wildgehege, benötigen wir 40 Minuten (2:10 Std. Gesamtgehzeit).




Polenztalwanderung über den Brand (317 m) - Diashow der Fotoserie


Brand-Baude auf dem Brand
Das Felsplateau des Brand erstreckt sich von Hohnstein über mehr als 3 km nach Südosten bis Porschdorf. Unterhalb der Brandwände liegt das canyonartige Landschaftsschutzgebiet Polenztal. Der Rundweg über das Brandplateau und durch das Polenztal begeistert uns immer wieder neu.
Wir starten von einem Parkplatz an der Ziegenrückstraße, steigen zum 'Kohlichtgrund' im Polenztal ab und erreichen in südlicher Richtung bald das Gasthaus Polenztal. Unmittelbar hinter dem Gasthaus zweigt nach Nordosten das Seitental des  'Schindergrabens'(5) ab, durch das wir zum Brand aufsteigen.







Burg Hohnstein
Der 'Schindergraben' führt unterhalb der Burg Hohnstein auf das Plateau des Brand. An der Verzweigung treffen wir auf Mauerreste eines 1609 erbauten Bärengartens, in dem für feudale Vergnügen von Hetzjagden bis 1756 Bären gehalten wurden.
Vorerst folgen wir dem Teilstück 3 des Malerweges und passieren nach kurzer Zeit die Gautschgrotte, die wir im vergangenen Jahr ausführlich inspiziert haben(6) und heute auslassen.









Aussicht vom Brand auf 'Steine' der 'Sächsischen Schweiz'
Nach 2 Stunden Gehzeit erreichen wir gerade zum richtigen Zeitpunkt für eine Einkehr die Brand-Baude, der für uns attraktivste Berggasthof der 'Sächsische Schweiz'. Ambiente, Atmosphäre und Service sind wieder vorbildlich, allerdings hält sich auch der Ansturm von Wanderern heute in Grenzen, obwohl sich Wetter und Panorama in Bestform zeigen. Der obligatorische Linseneintopf (hier mit Bockwurst) wird mit 7,40 € berechnet und ist für unser Empfinden ein wenig zu süß abgeschmeckt.
Über die Aussicht von diesem Balkon in 317 m Höhe kann heute niemand meckern. In der ersten Reihe der Umgebung blicken wir auf Lilienstein, Pfaffenstein, Gohrisch, Kleinhennersdorfer Stein, Kohlbornstein, Lasensteine. Im Hintergrund sind weitere markante Gipfel zu identifizieren(7).





Motiv im Polenztal
Der Abstiegsweg vom Brand in den ca. 200 m tiefer liegenden 'Tiefen Grund' ist als eine Serie vorn Treppen mit nicht weniger als 800 Stufen ausgebaut. Als 'Bergauf-Wanderer' sind wir keine Freunde solcher Abstiege, aber mit Hilfe von Teleskopstöcken liegt dieser Abschnitt nach 15 Minuten hinter uns. Durch den 'Tiefen Grund' führt ein ruppiger, profilierter Pfad in ca. 30 Minuten Gehzeit zum Polenztal. Der ca. einstündige Rückweg durch das Naturschutzgebiet des Polenztals ist Genuss pur. Im Feuchtgebiet des Baches treffen wir auf Märzenbecherwiesen, die jetzt natürlich nicht mehr blühen, aber trotzdem ein seltenes Bild abgegeben und mit ihren Aromen an Bärlauch erinnern. Auf beiden Seiten des Polenztals passieren wir eine Abfolge markanter Felstürme, deren Namen uns nicht geläufig sind.





Blick von der Hocksteinaussicht auf Hohnstein
Als Rückweg zum Ausgangspunkt wählen wir die Variante durch die Wolfsschlucht. Eine perfekte Steiganlage ermöglicht dank einer Serie steiler Leitern und einiger Sicherungen den Aufstieg zwischen engen Felsen zum Hockstein. Die Hocksteinaussicht bietet noch einmal großes Theater mit Ausblicken auf das Polenztal, den Brand, die Burg Hohnstein und in die Tiefe der Wolfsschlucht. Nach insgesamt 4:30 Std. Gehzeit ist diese 18,8 km lange  Supertour beendet, auf der ca. 450 m im Aufstieg und 350 m im Abstieg zu bewältigen sind.








Wanderung über die Schrammsteine (417 m) zum Großen Winterberg (556 m) -  Diashow der Fotoserie


Blick auf Falkenstein und Schrammsteine aus Richtung Kleinhennersdorf
Die Wanderung über das zerklüftete Plateau der Schrammsteine ist u.E. die absolute Top-Route der Region. Offensichtlich handelt es sich dabei um keine Einzelmeinung, denn in der Hauptsaison und insbesondere an Wochenenden sind die Schrammsteine gnadenlos überlaufen. Erfreulicherweise treffen wir heute auf eine entspannte Situation. Lediglich an der Schrammsteinaussicht besteht leichtes Gedränge. Wir testen heute eine neue Routen-Variante und setzen mit einer Elbfähre von Krippen nach Bad Schandau über. Im Vorort Postelwitz zweigen wir zunächst in den Zahnsgrund ab und treffen bald darauf auf den Obrigensteig in Richtung Großes Schrammtor, das wir nach ca. 1:15 Std. Gehzeit erreichen.

Blick von der Schrammsteinaussicht zum Schrammtor
Die Wetterlage erlaubt heute von der Schrammsteinaussicht nur ein bescheidenes Panorama. Da wir diesen Platz auch unter besten Bedingungen kennen, ersetzen Erinnerung und Phantasie das spontane Erlebnis.
Der als Klettersteig(2) ausgebaute nachfolgende Gratweg in Richtung Großer Winterberg bereitet fitten Wanderern mit Erfahrung ein großes Vergnügen von alpinem Format (im unteren Niveau). Zwei grandiose Aussichtsplätze auf Felsplateaus erinnern uns an inzwischen legendäre Brentatouren(8). Wanderer nutzen die Felsplateaus als bevorzugte Rastplätze. Wir reihen uns gerne ein und schwelgen in Erinnerungen, ehe wir die restliche Strecke auf komfortablen Wegen zum Großen Winterberg zurücklegen.





Hüttenkostim Gasthof Großer Winterberg
Mit 556 m Höhe ist der Große Winterberg nach dem Großen Zschirnstein (562 m) die zweithöchste Erhebung im deutschen Gebiet des Elbsandsteingebirges. Nach ca. 3,5 Stunden Gehzeit lädt uns auf dem Gipfelplateau des Großen Winterbergs das Restaurant des Berghotels Großer Winterberg zu einer ausgiebigen Pause ein. Die Linsensuppe mit Rauchfleisch wird auch hier mit 7,50 € berechnet. Die große Portion mit Brotbeilage und die gute Qualität des Produktes rechtfertigen den Preis.
Auf endlos erscheinenden Treppenserien steigen wir über mehr als 400 Höhenmeter relativ steil nach Schmilka ab und erreichen gerade noch die Elbfähre, dank der wir die Bahnstation auf der linkselbisch gelegenen Bahnstation der S-Bahn pünktlich zur Rückfahrt nach Krippen erreichen.
Strecke: Ca. 15 km, 4:20 Stunden Gesamtgehzeit
Höhendifferenz: 660 m Aufstieg und 600 m Abstieg  



Anmerkungen


(1) Eine andere Aufstellung nennt 26 Tafelberge. 'Tafelberge' (spanisch 'mesa'‚ 'Tisch‘) sind isolierte Bergformationen mit steil aufsteigenden Hängen und einem Plateau flachliegender Sedimentgesteine. Im Vergleich zu Formationen im südlichen Afrika oder in den USA sind 'Tafelberge' der 'Sächsischen Schweiz' von bescheidener Größe und würden in den USA eher als 'Butte' (kleiner Hügel) bezeichnet. 'Buttes' sind eine Zwischenstufe erodierender 'Tafelberge' ('Mesas'). Mit fortschreitendem Erosionsprozess bilden sich 'Türme' (towers) und 'Felsnadeln' (spires) heraus, wie sie auch für die 'Sächsische Schweiz' typisch sind.

(2) Eine Übersicht aller Klettersteige der 'Sächsischen Schweiz' mit wertvollen Zusatzinformationen bieten das Portal 'Klettersteige' sowie die 'Stiegenmatrix' des Portals 'Sandsteinwandern'.
Klettersteige machen schwierige Routen mittels Treppen, Leitern, Drahtseile, Ketten, Klammern Eisenstifte etc. für Nicht-Kletterer begehbar. Der Schwierigkeitsgrad klettersteigähnlicher Routen der 'Sächsischen Schweiz' ist überwiegend relativ niedrig. Die durchschnittlichen Anforderungen liegen deutlich unter den Anforderungen alpiner Klettersteige. Mitunter ist einfache Felskletterei erforderlich, die keine klettertechnischen Fähigkeiten voraussetzt. Entsprechende Erfahrungen sind aber von Vorteil. Trittsicherheit ist dagegen eine unbedingte Voraussetzung. Fitness ist äußerst hiflreich und ermöglicht erst das volle Vergnügen auf diesen Routen. Auf ängstliche Naturen wirken Klettersteige eher abschreckend.  

(3) Unsere Unterkunft in Kleinhennersdorf ist das Haus of Lords, das wir im vergangenen Jahr kennengelernt haben - Diashow der Fotoserie aus 2013 - Diashow der Fotoserie aus 2014. Für  das Folgejahr hätten wir gerne wieder reserviert, aber der für uns in Frage kommende Zeitraum ist bereits ausgebucht. Schade!

(4) In den neuen Bundesländern der ehemaligen DDR werden Berggasthäuser häufig als 'Baude' bezeichnet. Der Begriff 'Baude' ist von tschechisch 'bouda' ('Bude', 'Berg-(hütte)' entlehnt und geht seinerseits auf das mittelhochdeutsche 'buode' ('Bude') zurück.

(5) Die Legende besagt, dass der Schindergraben seinen Namen einem Hohnsteiner Abdecker verdankt (Schinder), der im Mittelalter in der engen Schlucht totes und erkranktes Vieh entsorgte.

(6) Post der Wanderung vom 23.09.2013 

(7) Eine Auflistung der Namen aller Gipfel des Panoramas ersparen wir uns und verweisen auf den Wikepedia-Artikel Brand.  

(8) Die Brenta ist eine Berggruppe der Dolomiten in den Südlichen Kalkalpen nördlich des Gardasees. Mit der Brenta verbinden wir unsere schönsten Klettersteigerlebnisse aus etlichen Touren in den 90er Jahren.

2 Kommentare:

  1. Fantastische Serie, wunderbare Landschaften, die mich ein bisschen neidisch machen :). Die Wandermoeglichkeiten erscheinen unerschoepflich und so abwechslungsreich. Das ist natuerlich weshalb Ihr immer wieder dorthin zuureck kommt. Thank you for putting this together and for sharing.

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  2. The Diashows are very inspiring indeed - love the photos. I could not see the option to make any comments on the albums or photos but love them all. I did not know about the Klettersteige in this type of country - but awesome. BTW: the lentil soup seems very nice and very cheap to me by comparison to our prices.

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