Samstag, 6. August 2022

Tütberg-Runde 'klassisch' im Königsforst

Route der Wanderung 6 Bahntrassenweg 9 Aussichtspunkt an Zusatzschleife mit Blick auf den Lüderich
 
When we were young(er), haben wir als Läufer an Wochenenden im KöFo (→ Königsforst in OpenStreetMap und im GeoPortal NRW) eine 18,8 km lange Runde mit ca. 250 m Höhendifferenz regelmäßig 2 x als 'langen Lauf' absolviert: erste Runde locker mit unserer Laufgruppe in ca. 2 Std., 2. Runde alleine mit Druck, meistens unter 1:50 Std.. Auf dieser Basis mussten wir keinen Marathon fürchten und konnten pro Jahr an bis zu 15 Marathon- und Ultraläufen teilnehmen, bevorzugt an Landschaftsläufen mit profilierten Strecken, u.a. am Königsforst-Marathon (persönliche Bestzeit: 3:44 Std. bzw. 3:23 Std., letzte Teilnahme 2005). In der Vorbereitung von Ultra-Langläufen sind wir die Runde bis zu 3x mit Tempo-Steigerung gelaufen. Mitunter haben wir auch die Runde mit zusätzlichen Schleifen verlängert. Bei Wanderungen im Königsforst erinnern wir uns an Geschichten von vorgestern, als wenn es gestern gewesen sei. Wandernd erschließt sich uns der Königsforst jedoch neu oder zumindest anders, aber er ist zu jeder Jahreszeit in jeder Bewegungsart attraktiv. Heute begleiten uns Freunde, denen wir unsere nachfolgend beschriebene 'klassische Runde' vorstellen. - Fotoserie
 
 
Kurzbeschreibung von Abschnitten und nummerierten Wegpunkten laut Karte der Route (Km-Angaben exkl. Zusatzschleifen)

1 Start an der Forsbacher Straße 2 Gabelung Steinbruchsweg links, Rath-Forsbacher-Weg rechts 3 Rennweg

(1) Die Wanderung startet am Parkplatz Forsbacher Straße bei der Forstverwaltung. 


(2) Nach 700 m nehmen wir an einer Gabelung den rechts abzweigenden Rath-Forsbacher- Weg, dem wir bis km 4 folgen. Links zweigt der Steinbruchsweg ab, auf dem wir zurückkehren (siehe 16). 


(3) Km 2,2: Wir queren den aspaltierten Rennweg. Die Bezeichnung resultiert wahrscheinlich aus der Funktion des Weges als Transportweg für Erze zu Rennöfen.

 

4 Wassertretstelle am Giesbach 5 Picknickplatz am Rath-Forsbacher-Weg 6 Bahntrassenweg

(4) Km 2,8: Am aufgestauten Giesbach erreichen wir eine bei Jung bis Alt beliebte Wassertretstelle, an der mehrere Wege zusammentreffen und die Grenze zwischen der Stadt Köln und dem Rheinisch-Bergischen Kreis verläuft. Wir bleiben auf dem nun kräftiger ansteigenden Rath-Forsbacher-Weg. 
 

(5) Km 3,5: Am Ende des Anstiegs bietet sich ein Picknickplatz für eine Pause an.  

(6) Km 4,0: Unmittelbar vor der L170 verzweigen wir nach links und folgen dem ansteigenden Weg ca. 400 m bis zur Bahntrasse einer ehemaligen Eisenbahnlinie, auf der wir 1 km in nördliche Richtung gehen (nach links). 


 

7 an der Kreuzung des Bahntrassenwegs mit dem Brück-Forsbacher-Weg erinnert eine Bronzetafel an den Forsbacher Bahnhof 9 Beginn des Tütbergwegs an der Bensberger Straße 9 'Villa Tütberg' am Tütbergweg

(7) Km 5,0: An der Kreuzung der Bahntrasse mit dem Brück-Forsbacher-Weg befand sich ehemals der Bahnhof Forsbach. Eine Plakette auf einem von Gebüsch verstecktem Stein bei  einer Sitzbankgruppe erinnert an den Bahnhof. 
 

(8) An der Kreuzung nehmen wir den ansteigenden rechten Zweig des Brück-Forsbacher-Wegs in östliche Richtung und erreichen nach 600 m an einem Parkplatz die Bensberger Straße, die wir überqueren. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite folgen wir nun dem Tütbergweg, der über 3,2 km zum Tütberg führt. 700 m vor dem Gipfel passieren wir die ‚Villa Tütberg‘ (im Routenplan mit rotem Rechteck markiert), die in den 1920er Jahren von der Bankiersfamilie Deichmann als Jagdhaus errichtet wurde. Das Bankhaus Deichmann hatte seinen Sitz im Deichmannhaus in Nähe des Hauptbahnhofes und war Gründungsmitglied der Deutschen Bank. Die Familie besaß im Rheinland mehrere Schlösser. Während der Weltwährungskrise ging die Bank 1931 in Konkurs. Die imposante Grabstätte der Familie Deichmann zählt zu den Sehenswürdigkeiten der ‚Millionenallee‘ des Kölner Melaten-Friedhofs.

 
9 Wandergruppe auf dem Tütberg, 212 m 9 Aussichtspunkt an Zusatzschleife mit Blick auf den Lüderich

(9) Km 8,8: Auf dem Tütberg, mit 212 m über NN höchste Erhebung im Königsforst, besteht die Option einer 1,5 km langen Zusatzschleife (im Routenplan mit rotem Stern markiert), die mit 60 m Abstieg und 50 m Anstieg über einen Aussichtspunkt mit Blick auf das Sülzbachtal und den Höhenzug Lüderich führt. Auf dem Lüderich wurde seit der Römerzeit bis 1978 Erzbergbau betrieben (Grube 
Lüderich). Der Förderturm der Hauptschachtanlage ist als Industriedenkmal erhalten. 1997 wurde auf einer Halde des Lüderich ein weit sichtbares Barbarakreuz aufgestellt. Das ehemalige Industriegelände nutzt in der Gegenwart der Golfclub Lüderich

 

10 Gedenkstein für Forstwart Ferdinand Schwamborn an der Kreuzung Tütbergweg mit Brüderstraße 10 Sturmberghütte an der Kreuzung Tütbergweg mit Brüderstraße Forsthaus Steinhaus

(10) Km 9,5: Wir erreichen die Brüderstraße (benannt nach dem Bettelorden der Kölner Kreuzbrüder). Weil Täler versumpft waren, bildete diese Höhenroute im Mittelalter den wichtigsten Handels- und Pilgerweg zwischen dem Siegerland und dem Kölner Raum. Seit 2007 ist die Brüderstraße als Abschnitt des Jakobswegs ausgewiesen. An der Mündung des Tütbergwegs in die Brüderstraße erinnert ein Gedenkstein (im Routenplan mit blauem Stern markiert) an den Forstwart Ferdinand Schwamborn (1914– 1963). Der Unterstand der Sturmberghütte bietet sich für eine Pause an. 
600 m nach dem Unterstand besteht die Option einer Zusatzschleife (im Routenplan mit rotem Stern markiert) mit ca. 600 m - 700 m zusätzlicher Strecke über das Waldcafé Steinhaus im Forsthaus Steinhaus (im Routenplan mit rotem Rechteck markiert); geöffnet Donnerstag bis Sonntag, 12:00 – 18:00 Uhr von März bis Oktober.

 

11 Trinkwasserstelle an der Brüderstraße 12 Sühnekreuz aus dem Jahr 1636 an der Brüderstraße

(11) Km 11,0: Wir passieren eine oft trockene Trinkwasserstelle am Holzer Bach, die im Sommer vor allem Heide und Helmut gerne nutzten. Helmuts Reparatur der Wasserzufuhr (1998?) hat einige Jahre durchgehalten, aber sie ist schon länger wieder Geschichte. 


(12) Km 11,6: Auf der Brüderstraße überqueren wir die Friedrich-Offermann-Straße und kehren zurück in das Kölner Stadtgebiet. Rechts der Brüderstraße verläuft die Autobahn A4. 
Kurz hinter der Abzweigung des Bahntrassenwegs befindet sich auf der rechten Seite des Brüderwegs ein 1636 aufgestelltes Sühnekreuz aus Sandstein, auch als Schwedenkreuz bezeichnet (im Routenplan mit blauem Stern markiert) zum Gedenken an Dietrich Rutger, der im 30-jährigen Krieg am 1. Dezember 1636 auf der Brüderstraße von Söldnern des schwedischen Generals Baudissin ermordet worden sein soll. → Ausführlicher: suehnekreuz.de/nrw/bensberg

(13) Km 13,6: Wir passieren Kettners Weiher, den mehrere Bäche speisen. 

 

15 Wandergruppe auf dem Monte Troodelöh, 118 m, am Wolfsweg 16 Wandergruppe auf dem Wolfsweg 16 Kreuzung Wolfsweg mit Steinbruchsweg

(14) Km 14,0: Von der Brüderstraße zweigen wir nach links auf den kräftig ansteigenden Wolfsweg ab, an dem die Grenze zwischen der Stadt Köln und dem Rheinisch-Bergischen Kreis verläuft. Die Herkunft des Namens ist unbekannt. 
 

(15) Km 14,7: Auf dem Wolfsweg erreichen wir den Monte Troodelöh, höchste Erhebung Kölns mit 118 m über NN. Auf einem Findling sind eine von der Sektion Rheinland des Deutschen Alpenvereins gestiftete Bronzetafel sowie ein Gipfelbuch angebracht. Eine überdachte Sitzbank bietet sich für eine Pause an, aber an Wochenenden ist die Bank meistens durchgehend besetzt. Es folgen jedoch weitere Optionen. 
 

(16) Km 16,0: Der Steinbruchsweg quert den Wolfsweg. Wenn wir auf dem Wolfsweg blieben, würden wir wieder auf die Wassertretstelle treffen (siehe 4). Wir biegen jedoch nach rechts in nördlicher Richtung auf den Steinbruchsweg ab, auf dem wir zum Start zurückkehren. 
(4:35 Std. Netto-Gehzeit inkl. Zusatzschleife am Tütberg)

Kurzbeschreibung und historischer Abriss des "Königlichen Forsts"

Der Königsforst bildet im Städtedreieck Köln - Bergisch Gladbach - Rösrath ein Teilgebiet der Bergischen Heideterrasse, ein schmales Landschaftsband, das sich über 80 km von Duisburg bis Siegburg erstreckt. Seit 2000 stehen mehrere Biotope des Königsforsts auf Kölner Stadtgebiet unter Naturschutz.

  • Archäologisch untersuchte und heute kaum noch zu erkennende Hügelgräber der Hallstatt-Kultur (6.–7. Jahrhundert v. Chr.) zeugen von eisenzeitlicher Besiedlung.
  • Nach der Römerzeit (55 v. Chr. bis 460 n. Chr.) gehörte der Königsforst zum Krongut fränkischer Könige. Aus diesem Sachverhalt resultiert wahrscheinlich die Bezeichnung Königsforst.
  • Kaiser Otto I. (912-973) schenkte den Königsforst 958 seinem Bruder, dem Kölner Erzbischof Bruno (925-965).
  • Erzbischof Heribert von Köln (970-1021) überließ ¼ des Königsforsts dem Kloster Deutz sowie 2/4 dem Kloster St. Pantaleon.
  • Ab dem 12. Jahrhundert war der Königsforst als Jagdgebiet abwechselnd im Besitz der Kölner Erzbischöfe oder im Besitz der Herzöge von Berg. Anwohner besaßen in dieser Zeit Gewohnheitsrechte der Nutzung.
  • Mit der Säkularisation gelangte 1795 der sich bis dahin im kirchlichen Besitz befindliche Königsforst in staatlichen Besitz des Großherzogtums Berg. Starke Eichen wurden gefällt und als Nutzholz nach Frankreich verfrachtet.
  • Nach den Napoleonischen Kriegen (1800-1814) wurde der Königsforst 1815 mit dem Wiener Kongress preußisch und planmäßig hauptsächlich mit nicht heimischen Kiefern aufgeforstet.
  • Der Königsforst gehörte zum Bensberger Erzrevier des Bergischen Landes, in dem schon Römer Erzbergbau betrieben haben und mittelalterlicher Bergbau bekannt ist. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Grubenbetriebe gegründet sowie verstärkt Erze und Braunkohle abgebaut und Erze in Rennöfen verhüttet.
  • Im Königsfort bestanden mehrere kleine Ortschaften, die mit einsetzender Industrialisierung zunehmend verlassen wurden und verfielen. Nach der Übernahme des Königsforstes als Staatsbesitz wurden Reste dieser Ortschaften zurückgebaut.
  • Im 2. Weltkrieg war der Königsfort militärisches Sperrgebiet.
  • Eine Eisenbahnstrecke von Köln-Mühlheim nach Lindlar führte durch den Königsforst. Die Bahn wurde 1961 stillgelegt und Gleisanlagen bis 1964 demontiert. Das Gebäude des ehemaligen Bahnhofs Forsbach wurde bis 1970 als Wohnhaus genutzt und 1971 abgerissen. Auf der ehemaligen Bahntrasse verläuft heute ein Rad- und Wanderweg.
  • Langfristiges Ziel der Forstwirtschaft ist die standorttypische Ansiedlung von Laubbäumen. Da zehntausende überwiegend Nadelbäume krankheitsbedingt gefällt werden mussten, beschleunigt sich dieses Projekt.

(*) Geschichte des Königsforsts im LVR-Portal KuLaDig: Ehemalige königliche Oberförsterei Königsforst

 

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