Montag, 11. April 2022

Eifel-Wanderung auf der Narzissenroute im Naturschutzgebiet Perlenbach- und Fuhrtsbachtal bei Monschau-Höfen

Flyer Narzissenwege Wanderin am Wanderparkplatz Höfener Mühle Tafel am Wanderparkplatz Höfener Mühle

Während der Narzissenblüte im Monat April sind Wanderungen zu Narzissenwiesen kein Geheimtip, sondern zählen zu touristisch beworbenen Top-Attraktionen der Region Rureifel. Aus diesem Grund vermeiden wir das Wochenende und planen die Wanderung für einen Wochentag. Bei der Anfahrt zum Wanderparkplatz an der Höfener Mühle sind auf beiden Seiten des Mühlenwegs Flatterbänder gespannt, die wildes Parken in Halteverbotzonen verhindern. Selbst am heutigen Montag ist der Wanderparkplatz nahezu voll. Uns wird klar, dass uns eine Herdenwanderung im doppelten Sinne 'blüht'. Eigentlich ist das nicht unser Ding, aber nach 1:20 Std. Anfahrt lassen wir uns auf die Situation ein und starten bei schattiger Temperatur unsere Wanderung auf einem Rundweg durch das Naturschutzgebiet Perlenbach-Fuhrtsbachtal. Der Weg ist mit 12 km Länge angegeben. Ungewollt verlängern wir ihn um 1- 2 km aufgrund 2 ungeplanter Umwege. Trotz Wanderkarte des Eifelvereins ist die Orientierung keineswegs idiotensicher, weil mitunter Hinweise an Verzweigungen fehlen und vorhandene Hinweise für Ortsunkundige als Rätselspiel gestaltet sind. - Fotoalbum
Flyer der Wanderwege zu Narzissenwiesen bei Monschau (PDF)

Über 600 Jahre waren die gerodeten Täler des ehemaligen Waldgeleits landwirtschaftliche Nutzflächen für die Ernte von Winterheu. In den Sommermonaten waren die sumpfigen Täler oft überflutet und daher landwirtschaftlich nicht nutzbar. Gehöfte siedelten sich aus diesem Grund auf den Höhen an. (Geschichtsverein Monschau: Überblick zur Siedlungsgeschichte des Monaschauer Landes

In der Neuzeit war die Heugewinnung in den Tälern unwirtschaftlich. Ab 1976 wurden sie unter Naturschutz gestellt und renaturiert. In Magergras-Talauen breiten sich wilde Narzissen auf Narzissenwiesen aus, bei denen es sich lt. Wikipedia eigentlich um Bärwurzwiesen mit Pflanzen der Art Festuca rubra-Meum athamanthicum handelt. Die Systematik der Gattung Narzissen ist in der Botanik umstritten.

Fuhrtsbachtal Narzissenwiese im Fuhrtsbachtal Narzissenwiese im Fuhrtsbachtal

Wir gehen den Rundweg im Uhrzeigersinn und folgen zunächst dem Lauf des Fuhrtsbachs bis zur Antoniusbrücke. Der Wanderweg im Fuhrtsbachtal ist heute sehr schlammig, was vermutlich nicht nur dem schmelzenden Schnee geschuldet ist, der bis vor wenigen Tagen 20-30 cm Höhe erreichte, sondern auch massiven Forstarbeiten. An schattigen Stellen liegt noch Altschnee. Nach ca. 2 km Wanderung treffen wir auf die erste von mehreren Narzissenwiesen, auf der viele Narzissen, aber nur wenige Blüten zu sehen sind und Wanderer gefühlt eine Überzahl bilden. Eine Rast würde uns jetzt gut tun. Am Weg liegende Schutzhütten und Picknickplätze sind besetzt. Für eine Pause halten wir Ausschau nach Ruhebänken, die relativ dicht stehen und darum manchmal frei sind.

Biotop im Fuhrtsbachtal Perlenbachtal Perlenbachtal

An der Antoniusbrücke verzweigen sich Wanderwege in mehrere Richtungen. Da wir keine Markierungen des Narzissenrundwegs identifizieren können (was unser Fehler sein mag), folgen wir dem Radweg in südlicher Richtung, bis wir auf die Grenze nach Belgien stoßen, an der der als Naturschutzgebiet ausgewiesene belgische Truppenübungsplatz Elsenborn beginnt. Eine Tafel macht darauf aufmerksam, dass das Betreten der Roten Zone des Naturschutzgebietes nicht nur verboten, sondern wegen Schießübungen auch lebensgefährlich ist. Am Rand des Naturschutzgebietes folgt ein breiter Weg dem Grenzverlauf. Ob dieser Weg bereits zur Roten Zone gehört, ist aus den Informationen nicht ersichtlich. Wir beschließen, dass der Weg nicht zur Sperrzone zählt und folgen ihm völlig ungestört nach Westen, bis wir wieder im Perlenbachtal auf den Narzissenrundweg treffen und uns erneut in die Wanderherde einreihen.

Perlenbachtal Wildnarzissen im Perlenbachtal Rast im Perlenbachtal

Ausgedehnte blühende Narzissenteppiche des Perlenbachtals machen deutlich, dass die Narzissenblüte hier ihren Höhepunkt erreicht hat. Im Naturschutzgebiet weisen immer wieder Tafeln auf Wegepflicht hin. Einige Zeitgenossen, bei denen es sich vermutlich nicht nur um Analphabeten handelt, lassen sich vom Betreten der blühenden Hänge nicht abhalten. Mehrfach beobachten wir vor allem zwischen Blütenteppichen für Fotos posende Zeitgenossinen. Bald ist ein aufmerksamer Ranger zur Stelle und rettet nicht unfreundlich, aber bestimmend die empfindlichen Pflanzen vor im doppelten Sinn 'dämlichen' Trampeltieren. Den Ranger grüßen wir besonders freundlich.

Perlenbachtal Perlenbachtal Rast im Perlenbachtal

Bis zur Perlenbachbrücke ist auch der Wanderweg im Perlenbachtal zuletzt stark verschlammt, nachdem im unteren Talabschnitt massive Forstarbeiten stattgefunden haben, aufgrund der das Tal aktuell verwüstet ist. An der Brücke treffen im schlammigen Grund mehrere Wege zusammen. Hier wären nicht nur Gummistiefel angebracht, sondern auch bessere Markierungen. Nach Hinweisen zur kürzesten Route vom Schlammloch zum Wanderparkplatz halten wir vergeblich Ausschau. Prompt nehmen wir den falschen Weg, der uns einen kräftigen Anstieg auf einem schlammigen Weg abverlangt. Kurz vor dem Dorf Höfen-Alzen treffen wir auf den bereits bekannten, mit Flatterbändern gesäumten Mühlenweg, auf dem wir absteigend den Parkplatz mit verschmutzter neuer Wanderhose und verschlammten Schuhen erreichen. 

Die Wanderung hat sich durchaus gelohnt, aber sie ist für uns kein 'must do'. Die Narzissenrouten halten wir für einen touristisch überbewerteten Hype, der Besucher in die Region locken soll. An Narzissenwiesen sind nicht besonders informative identische Tafeln angebracht. Ein abwechslungsreich gestalteter informativer Lehrpfad hätte uns deutlich besser gefallen. Dass es nicht möglich war, viel begangene Wanderwege z.B. mit Hilfe von Stegen gehfreundlicher zu gestalten, empfinden wir in Anbetracht der touristischen Werbung als ärmlich und enttäuschend. Mangelhafte Markierungen der Wege sind ein weiterer Kritikpunkt. Unsere persönlichen Vorlieben aussichtsreicher Höhen, die in Tälern natürlich fehlen, sind nicht maßgeblich für unsere Wertung, die ohnehin niemand teilen muss. Den für uns attraktiveren Königsforst erreichen wir mit 20 Minuten Autofahrt. - 4 Std. Gesamtzeit, 3:25 Std. Gehzeit

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