Montag, 2. August 2021

Ilztal-Wanderung von Grafenau nach Passau (23. - 28.07.2021) & Wanderwoche im Bayerischen Wald (28.07. - 03.08.2021)

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Im Vorjahr haben wir den Bayerischen Wald als interessante Wanderregion entdeckt (Post 1.08.2020). Darum startet unsere Sommerreise Teil 1 mit der Etappenwanderung Taumpfad Ilz. Wir gehen nicht die gesamte Tour über 86 km, sondern wandern ab Grafenau in 4 Etappen entlang der Ilz nach Passau.(1) Unterkunftbuchungen, Gepäcktransport zwischen Etappenzielen und Organisation des Transfers von Passau nach Grafenau überlassen wir der Tourismusinformation Grafenau. 
Nach der Wanderung bleiben wir im Zeitraum 28.07. -  03.08. im Bayerischen Wald und wohnen inmitten des Nationalparks im Berggasthof Lusen des Bergdorfs Waldhäuser auf 925 m Höhe, von dem wir Standorttouren unternehmen. Anschließend setzen wir unserer Wanderreise auf dem Altmühltal-Panoramaweg von Gunzenhausen nach Kelheim fort.
 

 
Alter Triftkanal Große Ohe Bohlensteg im Klosterfilz

Nach kräftigen Regenfällen in der Nacht und leichten Schauern am Morgen warten wir noch ein wenig, bis wir zu dieser Wanderung aufbrechen, die wir schon im Vorjahr gegangen sind und in diesem Jahr erneut als ein Highlight bewerten. Bzgl. Beschreibung verweisen wir auf den Post des Vorjahres (Link) sowie auf die in der Überschrift verlinkte Beschreibung. Den ca. 13 km langen Rundweg legen wir in 3:20 Std. zurück und werden ihn beim nächsten Aufenthalt erneut gehen.
 
Über den Tag hat sich das Wetter soweit beruhigt, dass wir unser Dinner wieder auf der Außenterrasse des Berggasthofs Lusen einnehmen können. Morgen reisen wir nach Gunzenhausen, um den Altmühltal-Panoramaweg zu wandern. Unsere Tourenerlebnisse berichtet der Post: Altmühltal-Panoramaweg in 10 Etappen über 200 km von Gunzenhausen nach Kehlheim
 
 
01.08.2021: Regentag-Programm: Keltendorf Gabreta & Galerie und Atelier Heinz Theuerjahr
 
Regen in Waldhäuser Heute müssen wir uns mit einem Regentag arrangieren. Wanderungen ergeben wenig Sinn. Für den Besuch von Freilichtmuseen ist das Wetter ungeeignet. Im Nationalparkzentrum Lusen waren wir bereits vor 3 Tagen. Museen zu Themen wie Schnupftabak, Bauernmöbel, Landwirtschaft, Jagd, Wald, Glas oder andere ethnographische Museen der Region interessieren uns nicht. Aber wir haben noch 2 Pfeile im Köcher: Keltendorf Gabreta bei Ringelai sowie in unserem Standort Waldhäuser die Galerie und das Atelier Heinz Theuerjahr, die gemeinsam nur sonntags zur kostenlosen Besichtigung geöffnet sind. 



 
Keltendorf Gabreta - Fotoserie
 
Keltendorf Gabreta Keltendorf Gabreta Kräutergarten
 
Ein Hobby-Archäologe aus Ringelai hat in der Region Relikte aus der Keltenzeit gefunden (die ca. 800 v. Chr. einsetzte). Spuren keltischer Siedlungen wurden bisher noch nicht entdeckt, allerdings wird auch nicht intensiv danach gesucht. Da keltische Gebäude aus organischem Material bestanden, haben sie sich längst zersetzt. Nachzuweisen sind lediglich Pfostenlöcher ehemaliger Pfeiler von Gebäuden, die in der Umgebung von Ringelai identifiziert wurden. Als gesichert gilt jedoch, dass keltische Handelswege durch die Region führten. Daher ist die Vermutung berechtigt, dass es zumindest einzelne Gebäude gab, vielleicht aber auch befestigte Dörfer. 
 
In Ringelai hat sich ein Förderverein gebildet, dessen Mitglieder mit Unterstützung aus Wissenschaft und Politik die Rekonstruktion keltischer Kultur der Region zum Ziel hat. So ist das sog. Keltendorf Gabreta entstanden.(15) Konstruktionsprinzipien und Aussehen der Gebäude lassen sich nur indirekt erschließen und können daher nicht als authentisch gelten. Der Zugang zum Keltendorf ist kostenlos. Im Dorf agieren Mitglieder des Fördervereins in keltischer Kleidung nachempfundener Tracht. Einer der Männer spricht uns an und fragt, ob wir an Informationen interessiert seien. Das sind wir selbstverständlich und erfahren Wissenswertes über keltische Kultur sowie über die Entstehung des Keltendorfes. Die keltische Kultur war hoch entwickelt. Handelsbeziehungen und kultureller Austausch bestanden bis nach Asien und nach Afrika. Die keltische Kultur kannte jedoch keine Schriftsprache. Heutiges Wissen über keltische Kultur stammt überwiegend aus römischen Quellen, die Informationen oftmals entsprechend römischer Interessen verzerrten. 
 

Galerie und Atelier Heinz Theuerjahr, Waldhäuser - Fotoserie & Dinner - Fotoserie
 
Galerie Heinz Theuerjahr, Waldhäuser Wohnküche im Atelierhaus Heinz Theuerjahr, Waldhäuser Atelier Heinz Theuerjahr, Waldhäuser
 
Vor 2 Tagen haben wir den Skulpturenpark Arche Heinz Theuerjahr in Waldhäuser besichtigt (siehe 30.07.2021).(16) Auf der Webseite Arche Heinz Theuerjahr erfahren wir, dass am heutigen Sonntag Gelegenheit besteht, auf dem Gelände des Skulpturenparks eine kleine Galerie mit Werken des Künstlers sowie das benachbarte Wohnhaus mit Atelier kostenlos zu besuchen. Diesen Service bieten Mitglieder der Familie Theuerjahr, wobei es auch darum geht, Arbeiten aus dem Nachlass des Künstlers zum Verkauf anzubieten. 
 
Heute sind zwei verbrüderte Enkel des Künstlers und seiner aus Waldhäuser stammenden Ehefrau Zenzi vor Ort. Die beiden Familienmitglieder sind natürlich bestens mit der Vita des Künstlers und seiner Familie vertraut und erlauben uns Einblicke in intimere Familiengeschichten, die eine Betrachtung allein der Werke nicht vermitteln könnte. Die Galerie befindet sich in einem separaten Haus, das auf Drängen von Heinz Theuerjahrs Ehefrau Zenzi gebaut wurde, die im Unterschied zu Heinz mit beengten Wohnverhältnissen im Atelierhaus unzufrieden war und großzügiger wohnen wollte. Heinz stimmte dem Neubau zu, aber er weigerte sich, in das neue Haus umzuziehen. Weil Heinz stur blieb, zog auch Zenzi nicht um. Daher wurde der Neubau nie bewohnt. Um seine Familie kümmerte sich Heinz ohnehin wenig, weil ihn sein Leben als Künstler vollständig ausfüllte. 

 
31.07.2021: Wanderung durch die Wildbachklamm Buchberger Leite von Freyung nach Ringelai - Fotoserie
 
Wolfsteiner Ohe Wolfsteiner Ohe Hängebrücke über die Wolfsteiner Ohe

Zwischen Freyung und Ringelai  der 8 km lange Themenweg Natur und Mensch durch das Geotop einer Wildbachklamm, in der sich Saußbach und Reschbach zur Wolfsteiner Ohe vereinen. Mit ihren Oberläufen ist die Wolfensteiner Ohe der längste und wasserreichste Zufluss der Ilz. An der Mündung der Wolfensteiner Ohe bei Fürsteneck führte am 26. dieses Monats unsere Ilztalwanderung vorbei. 
 
Die als einer der schönsten Wanderwege des Bayerischen Waldes gepriesene heutige Route ist in der Tat ein attraktiver Genuss, der außerhalb dieses Posts zur Vertiefung von Biologie, Geologie und Kultur der Region motiviert. Nach kräftigen Regenfällen der letzten Nacht sind mit Wurzeln, Steinen und Felsen durchsetzte Wanderwege der Route feucht und teilweise auch schlammig, sodass wir uns vorsichtig bewegen müssen und langsam unterwegs sind. Für 8 km benötigen wir 3 Stunden.

In Ringelai bieten sich mehrere Optionen der Rückkehr nach Freyung an. Der gleiche Rückweg ist uns zu aufwendig. Wege oberhalb der Klamm wären sicherlich in kürzerer Zeit zu gehen, aber vermutlich sind sie nicht besonders interessant. Die Rückfahrt mit der Buslinie 101 scheint die für uns beste Option zu sein. An der Bushaltestelle nehmen wir zur Kenntnis, dass der Bus an Wochenenden und Feiertagen als 'Rufbus' verkehrt und am Vortag angefordert werden muss. Die Kontaktstelle ist aber nur von Montag bis Donnerstag besetzt, d.h. wir hätten den Bus spätestens am vergangenen Donnerstag anmelden müssen. Einheimische werden diesen Service eher nicht benötigen. Für Ortsfremde ist diese Falle 'Bullshit'. Sicher nicht zufällig ist am Ende des Wanderweges in Ringelai ein Schild mit der Telefonnummer eines Taxiservices angebracht. Davon machen wir Gebrauch. Nach 15 Minuten Wartezeit nimmt uns ein Taxi auf und transportiert uns zurück. 
 
 
Toast Hawaii und Kulinarik im Bayerischen Wald - Fotoserie
 
Damengedeck: Toast Hawaii Bis zum 20. Jahrhundert galt der Bayerische Wald als Heimat des Hinterwäldlertums oder gar als deutsches Sibirien.(10) Das hat sich längst geändert, aber noch nicht überall und schon gar nicht in Köpfen aller Menschen. Die Küche des Bayerischen Waldes kultiviert Reste des ehemaligen Hinterwäldlertums. Selbstverständlich gibt es im Bayerischen Wald engagierte Küchen auf hohem Niveau. Der Standard ist jedoch eher einfach und bietet üppige Portionen zu günstigen Preisen. Fundamente der Kulinarik bestehen aus Schnitzeln, Knödeln mit sättigenden Beilagen sowie mit Käse überbackene Gerichte.
 
Im Rahmen der Halbpension bietet die Küche unserer Unterkunft als Hauptgerichte solche Gerichte an, die in der Karte mit ca. 10 € bepreist sind. Heute sind Toast Hawaii sowie Leberkäse mit Bratkartoffeln im Angebot. Der Mann wählt Leberkäse mit Bratkartoffeln, ein auch in der Gegenwart und nicht nur in Bayern beliebtes deftiges Gericht, das aus vermeintlich eindeutig definierten Elementen komponiert ist und verbreiteten geschmacklichen Erwartungen entspricht. Tatsächlich sind jedoch Leber- oder Fleischkäse in ihrer Zusammensetzung intransparent.(11) Die Frau entscheidet sich für Toast Hawaii, ein wie aus der Zeit gefallenes Gericht deutscher Kulturgeschichte der Nachkriegszeit, das wie Strammer Max, Jägerschnitzel, Zigeunerschnitzel, Champignonschnitzel zu Standards von Speisekarten zählte.(12) 
 
Im servierten Toast Hawaii ersetzt ein Klecks Marmelade die obligatorisch im Zentrum des Gerichts thronende Kirsche. Der Austausch ist vermutlich pragmatisch begründet und macht sich nicht als Nachteil bemerkbar. Irritiert sind lediglich Erwartungen an die Optik des Gerichts. Toastbrot, Käse und Ananas sind scheinbar klar identifizierbare Produkte. Bei kritischer Betrachtung sind sie bzgl. Herkunft, Inhalt und Vermarktung nicht transparenter als Leberkäse. Handwerklich sind beide Gerichte schlicht. Die Zubereitung erfordert keine Küchenexpertise und zielt eher auf preisgünstige Sättigung als auf außerordentliche Produktqualität und Aromatik ab. 

Nachkriegs-Standards deutscher Gastronomie verdrängen aus dem Mittelmeerraum stammende Gerichte der Balkanküche (ab den 1960er Jahren) sowie Pizzagerichte (ab den 1970er Jahren). Pizzas kommen im 19. Jahrhundert zunächst im Raum Neapel als Fastfood ärmerer Bevölkerungsschichten auf und variieren Einflüsse aus anderen Regionen des Landes. Migranten, Gastarbeiter und Touristen sorgen für eine weltweite Verbreitung dieser zuvor lokalen Küche. Wer jedoch Pizza als typisch mediterrane Küche missversteht, entlarvt sich als Analphabet mediterraner Kochkunst. Mit zunehmender Ausbreitung von Fastfood US-amerikanischer Kultur konkurriert Pizza seit einigen Jahren mit Burgern. Beide Fastfood-Varianten tragen zur Erosion traditioneller regionaler Küchenkultur bei. 
 
Für Soziologen öffnen sich zusätzliche Betrachtungsebenen. Im Sinne von Kultur als symbolische Sinnerzeugung weisen Pizza, Burger etc. über Essvorlieben und Speisekarten weit hinaus. Kultureller Austausch bewirkt Veränderungen sozialer Werte kultureller Kontexte, die sich im Lifestyle von Menschen ausprägen und u.a. Einfluss auf Lebensmittelkonsum, Gastromoden, Esskulturen ausüben. Im Ergebnis beschleunigt kultureller Austausch Prozesse des sozialen Wandels.(13)    
 

30.07.2021: Wanderung auf den Lusen (1.373 m) - Fotoserie & Rundgang im Skulpturenpark Arche Heinz Theuerjahr - Fotoserie
 
Glasarche auf dem Weg zum Lusen Granitblockmeer auf dem Lusen Skulpturenpark Heinz Theuerjahr, Waldhäuser
 
Hausberg von Waldhäuser und Namensgeber unserer Unterkunft ist der Lusen an der Grenze zu Tschechien. Mit der Höhe 1.373 m ist der Lusen zwar nur fünfhöchster Berg im Bayerischer Wald, aber mit seinem Granit-Blockwerk-Geotop im Gipfelbereich und einer weiten Rundsicht ist der Lusen der faszinierendste und beliebteste Gipfel der Region. Da wir vom Berggasthof Lusen keine Anreise haben, erreichen wir den Gipfel vor dem großen Ansturm und finden anschließend problemlos einen Platz am Lusenschutzhaus kurz unter dem Gipfel. Die Wanderung gestalten wir als Überschreitung. Der Aufstieg auf dem Sommerweg führt an der Glasarche vorbei und via 'Himmelsleiter' (eine aus Granitblöcken bestehende steile Treppe) auf den Gipfel, den wir nach 1:40 Std. erreichen. Der Abstieg auf dem Winterweg ist sowohl kürzer als auch einfacher und daher in 1:25 Std. zu bewältigen. (ca. 10,5 km, 400 Höhenmeter, 3:05 Std. Gehzeit)  

Auf dem Rückweg nehmen wir uns Zeit für eine Besichtigung des Skulpturenparks Heinz Theuerjahr. Der Künstler Heinz Theuerjahr (1913 - 1991) lebte und arbeitete in Waldhäuser.(9) Heinz Theuerjahrs Arbeiten sind von seinen zahlreichen Afrikareisen beeinflusst. Ein Teil seiner Arbeiten ist in einem frei zugänglichen Skulpturengarten auf dem Grundstück seines ehemaligen Hauses und Ateliers ausgestellt. Afrikanische Einflüsse sind nicht zu übersehen. Sonntags ist das Atelier für Besucher geöffnet. Der Termin ist vorgemerkt.


 
Fußgängerbrücke im Nationalparkzentum Lusen Schwarzstorch im Nationalparkzentum Lusen Ferienlektüre

Für eine Bergtour wirkt das Wetter am Vormittag zu unsicher, weshalb wir einen Besuch des Nationalparkzentrums Lusen vorziehen und auf dem Weg in einer Grafenauer Buchhandlung 2 bestellte Bücher abholen. 
 
Bis auf kostenpflichtige Parkplätze (max. 5 €/Tag) sind Besuche von Einrichtungen des Nationalparkzentrums Lusen kostenlos. Auf dem Gelände betreibt die Erlebnis Akademie AG kommerziell einen Baumwipfelpad, den wir nicht besuchen. Uns interessiert vor allem das Tierfreigelände. Ein ca. 7 km langer Rundweg führt durch eine Fläche von 250 ha, auf der in 16 Landschafts-Großgehegen und meheren Volieren ca. 40 heimische Säugetier- und Vogelarten in Umgebungen leben, die ihren natürlichen Umgebungen nahe kommt. Da Tiere nicht wie in Zoos präsentiert werden und Wisente, Wölfe, Elche, Luchse, Wildkatzen, Biber, Otter etc. scheu sind, können wir nur wenige von ihnen im weitläufigen Freigelände erblicken und dann auch eher aus größeren Entfernungen. Vögel können sich dagegen in Volieren kaum verstecken und sind daher leichter zu beobachten. Nach unserem Rundgang schlendern wir durch die Ausstellung im Hans-Eisenmann-Haus des Nationalparkzentrums und beenden unseren Besuch mit einem Imbiss im Café Eisenmann. 
 
Erst ab dem Nachmittag setzt sich sonniges Wetter durch, sodass wir das Abendessen auf der Terrasse des Berggasthofs Lusen einnehmen können. Wetter, abendliche Ruhe und weite Ausblicke genießen wir anschließend auf dem Balkon unseres Zimmers und beginnen mit der eigentlich für Regentage vorgesehenen interessanten Lektüre, auf die uns Artikel der FAZ aufmerksam machten.   


28.07.2021: Reise von Passau via Grafenau zum Bergdorf Waldhäuser - Übernachtung: Berggasthof Lusen - Fotoserie
 
Berggasthof Lusen, Waldhäuser Kirche Maria im Wald und Berggasthof Lusen in Waldhäuser, Großer Rachel Tafel zur Gulden Strass in Waldhäuser

Der Rücktransfer von Passau nach Grafenau erfolgt mit dem Taxi, dessen Kosten im Tourenpaket enthalten sind. Das Taxi trifft 10 Minuten vor der vereinbarten Zeit ein, aber wir stehen natürlich längst parat. In 4 Tagen sind wir von Grafenau nach Passau gewandert. 45 Minuten dauert die Rückfahrt über das Straßennetz. In Grafenau lassen wir uns beim Autohaus Röhr absetzen, bei dem wir am vergangenen Freitag das Auto hinterlassen haben, damit der rechte Außenspiegel nach einem Unfall am 23.07.2021 ersetzt werden kann. Das Auto ist fertig und unser Konto ist um 464,48 € leichter. Gemäß einer hessischen Lebensweisheit (Bevor isch misch uffreesch, isses mir liewer egal!) wollen wir uns nicht länger ärgern oder aufregen und haken den Vorfall als erledigt ab. Ehe wir die Reise zum nächsten Standort fortsetzen, dem Berggasthof Lusen im Bergdorf Waldhäuser, bestellen wir im Hinblick auf zu erwartende Regentage in einer Grafenauer Buchhandlung 2 Bücher, die morgen abgeholt werden können. 

Um 12:00 Uhr treffen wir am Berggasthof Lusen in Waldhäuser ein.(8) Der öffentliche Bereich des Hauses ist ansprechend gestaltet. Die Wirtsleute empfangen uns sehr freundlich und bieten sogleich den Bezug des vorgesehenen Zimmers an. Der Raum ist eher zweckmäßig als luxeriös eingerichtet, aber im Unterschied zu unserer Unterkunft in Passau wirkt er liebevoll durchdacht und wie gerade neu möbliert und renoviert. Die farbliche und im Detail stimmige Einrichtung im modernen Landhausstil zeigt Gespür für Design. Das Bad ist als eine nachträglich vom Raum abgeteilte enge, für adipöse Menschen ungeeignete funktionale Nasszelle das Gegenteil von großzügig. Aber es ist sauber und weist keine Schmutzecken oder verstopfte Abflüsse auf. In Anbetracht des sensationellen Zimmerpreises von 558 € für 6 Nächte inkl. Halbpension haben wir ein deutlich einfacheres Zimmer ohne Balkon erwartet. Stattdessen bietet ein Balkon neben Sitzmöglichkeiten Ausblicke in die Mittelgebirgs-Landschaft sowie auf die Terrasse des Hauses. Auf der Terrasse wird heute keine Außengastronomie stattfinden, weil am Nachmittag Regen einsetzt. Für die folgenden 3 Tage ist die Wetterprognose brauchbar bis gut.
 
Zum Preis der Halbpension (12 € pP) sind keine Höhenflüge möglich. Die Küche des Hauses ist einfach, geradlinig, rustikal, sättigend. Über Geschmack kann man bekanntlich trefflich streiten. Mit aufgetischten Gerichten des 3-gängigen Dinners sind wir einverstanden. Die Aufnahme eines Fotos des Desserts haben wir versäumt. Der offen ausgeschenkte Grüne Veltliner zum Preis von 3,90 € für 0,2 l wird zu unserer Standardwahl.
 
Senior- und Junior-Chefin stehen in der Küche, der Junior-Chef bestreitet den Service. Das einzige Gasthaus in Waldhäuser ist dank Monopolstellung gut besucht. Am Nachbartisch nimmt eine Dame reiferen Alters Platz, unsere Preislage. Ehe sie ein vegetarisches Gericht ordert, wedelt sie mit einem mitgebrachten Teebeutel, zu dem sie ein Glas heißes Wasser bestellt. Wasser steht zwar nicht auf der Karte, aber der Service ist flexibel und liefert, obwohl er als Alleinkämpfer gehetzt und leicht verschwitzt ist. An den Folgeabenden führt besagte Dame zum Dinner eine Thermosflasche mit heißem Wasser mit sich und benötigt nur noch eine Tasse, die sie selbstverständlich erhält. Deutlich engagierter als das Dinner fällt das erfreulich gut ausgestattete Frühsrücksbuffet aus. 
 
Bemerkenswert ist die Dekoration des Flures und der Restauranträume mit Kunstwerken einheimischer Künstler. An der Wand neben unserem Frühstückstisch erfreuen uns 5 Bilder des Waldhäuser Malers Hajo Blach, der vorzugsweise Landschaften in Blautönen malt.
 
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Ilztalwanderung 23.- 27.07.2021 - Etappenplan
23.07.2021: Anreise in Eigenregie nach Grafenau                                   - Unterkunft: Hotel-Gasthaus Zum Kellermann
24.07.2021: Grafenau - Haus im Wald: 11 km                                          -  Unterkunft: Landhotel Jägerstöckl
25.07.2021: Haus im Wald - Schrottenbaummühle: 18 km                      -  Unterkunft: Gasthaus-Pension Schrottenbaummühle
26.07.2021: Schrottenbaummühle - Ruderting: 15 km                             -  Unterkunft: Landgasthof zum Müller
27.07.2021: Ruderting - Passau: 13 km                                                   -  Unterkunft: Stadthotel Passau
28.07.2021: Rücktransfer Passau - Grafenau mit Taxi


27.07.2021: Schlussetappe von Ruderting nach Passau - Übernachtung: Stadthotel Passau - Fotoserie
 
Stausee Oberilzmühle Gebäude an der Staumauer Mündung der Ilz in die Donau bei Passau

Die heutige Etappe bietet erneut großartige Eindrücke. Am Ende der Etappe kommen verzichtbare Überraschungen hinzu, die der Tourenbericht nicht verschweigt, die aber unsere Zufriedenheit mit dem Gesamtfazit der Tour nicht trüben können.
 
Ähnlich wie gestern starten wir nach Regenfällen in der Nacht auch heute bei verhangenem Himmel und dunstiger Sicht, aber bereits am Vormittag setzt sich die Sonne durch und heizt uns ein. Im Unterschied zu gestern ist die heutige Etappe keineswegs gemütlich. Ein straffes Profil mit bissigen An- und Abstiegen auf zu ca. 50 % ruppigen Pfaden erfordern eine Leistungssteigerung. Die Choreographie ist für uns als Vorbereitung auf den im Zeitraum 03. - 13.08.2021 anstehenden Altmühltal-Panaromaweg optimal. Außerdem können wir am morgigen Reisetag regenerieren.
 
Aus dem Dorf Ruderting steigen wir zunächst 3 km bis Fischhaus im Ilztal ab. Auf beiden Seiten der Ilz führen Wanderwege in Richtung Passau. Der Ilztalwanderweg verläuft auf der östlichen Seite. Wir entscheiden uns jedoch für den Goldsteig auf der westlichen Seite und folgen der Goldsteig-Etappe 22. Auf dem abwechslungsreichen Weg gelangen wir zum 5 km langen, als Badesee beliebten Ilzstausee Oberilzmühle. An der Staumauer kündigt eine Tafel das Gasthaus Zur Triftsperre an, das wir erst einige Kilometer weiter erreichen. Die vorgesehene Rast nach 3,5 Std. Wanderung fällt aus, weil heute Ruhetag ist. Enttäuschend, aber das ist unser Fehler. Wir haben versäumt, uns vorher zu informieren. Für solche Fälle haben wir eine Packung mit Keksen im Gepäck, auf die wir jetzt zurückgreifen.
 
Der Name des Gasthauses verweist auf eine als Triftsperre bezeichnete Anlage, die genutzt wurde, um im Sommer geschlagenes Holz des Bayerischen Waldes bei der Triftung auf der Ilz während der Schneeschmelze aufzufangen, um von dort bis Ende des 19. Jahrhunderts den Weitertransport zur Donau zur organisieren.(2,3) In der Gegenwart führt über die ehemalige Triftsperre ein Holzsteg auf die andere Seite der Ilz. Dort beginnt der 115 m lange Triftsperr-Tunnel, den Bayernkönig Ludwig I. (1786 - 1868) im Zeitraum 1827 - 1831 bauen ließ, um die Doppelschleife der Halser Ilzschleifen abzukürzen und somit den Holztransport zur Donau zu beschleunigen und zu erleichtern.(4) Während der Goldsteig die Durchquerung des Tunnels vorsieht, wählen wir eine längere Variante, die zwischen den Halser Ilzschleifen über eine Anhöhe führt, auf der sich die Ruine der Burg Reschenstein (10./11. Jh.) befindet. Von dort kontrollierten die gräflichen Burgherren Handelswege wie den Goldenen Steig nach Böhmen sowie die Holztrift aus dem Bayerischen Wald.(5)
 
Vom malerischen Hals sind noch ca. 3 km bis Passau zu gehen. 5 Stunden nach dem Start in Ruderting (4:40 Std. Gehzeit) stehen wir nach ca. 16 Tageskilometern in Passau an der unspektakulären, von Autoverkehr umtosten Mündung der Ilz in die Donau. Vor dem Einchecken im Hotel holen wir an einem Café den verpassten Pausenimbiss nach. Nach der gestrigen Highlight-Herberge kann unsere Unterkunft, das Stadthotel Passau, nur ein Abstieg sein. Um 14:30 Uhr erweist sich das zugewiesene Zimmer als noch nicht fertig. Wir erhalten ein anderes Zimmer, dem vieles fehlt, was einen Hotelaufenthalt angenehm macht. Ein Zimmer darf einfach, aber es sollte nicht lieblos sein und Gäste nicht nur als Laufkundschaft wahrnehmen. Besonders unangenehm sind Fettgerüche, die aus dem im Erdgeschoss betriebenen Restaurant HendlHouse aufsteigen. Mehr Aufregung erzeugt jedoch der Sachverhalt, dass unser Gepäck nicht angekommen ist, eine Befürchtung, die auf Wandertouren mit Gepäcktransport stets mit uns reist. Glücklicherweise erreichen wir per Telefon unsere Gastgeber der vorherigen Übernachtung in Ruderting. In der Tat wartet dort noch unser Gepäck, weil der Transport erst für ca. 15:00 Uhr vorgesehen sei. Dass wir so schnell seien, habe man nicht erwartet. Frau Buchner setzt sich in ihr Auto und überreicht uns 40 Minuten später das Gepäck.
 
Zum Dinner haben wir in der Heilig Geist Stiftsschänke reserviert. Die Restauration gehört zum Seniorenheim Heiliggeist-Spital, das auf eine mehr als 650-jährige Geschichte zurückblickt.(6) Zum Stift gehören Weinberge in der Wachau, die an ein Weingut der Wachau verpachtet sind.(7) In der Stiftsschänke werden Weine der eigenen Weinberge ausgeschenkt und dazu österreichische Küche serviert. Im Innenhof der Einrichtung befindet sich ein als Wachauer Weingartl bezeichneter wunderschöner Garten im Heurigen-Stil. Hier fühlen wir uns angekommen und für die Unterkunft entschädigt. Wie das Zimmer fällt auch das Frühstück am nächsten Morgen aus: billig und lieblos. Eine weitere Beschreibung ersparen wir uns. Jetzt können wir uns nur noch steigern.     


26.07.2021: Schrottenbaummühle nach Fischhaus/Ruderting - Übernachtung: Landgasthof zum Müller - Fotoserie 
 
Ilz zwischen Kalteneck und Fischhaus Landgasthof zum Müller in Ruderting Ofenfrischer Brotkorb, Tomaten-Oliven-Aufstrich, Basilikum-Pistazien-Dip

Auch heute gibt es wieder eine Stolperfalle. Die Etappe wäre 15 km lang, wenn wir nicht schon bald falsch abgezweigt wären. Am Zufluss der Wolfsteiner Ohe in die Ilz bei Fürsteneck ist die Route unübersichtlich und überschneidet sich mit etlichen weiteren Wanderwegen. An einer Brücke über die Wolfensteiner Ohe verdeckt eine rastende Schulklasse für uns relevante Wandermarken. Wir verpassen die Abzweigung über die Brücke und folgen über 1,5 km die Wolfensteiner Ohe folgen, bis wir unseren Irrtum bemerken und umgekehren. Somit haben wir heute 18 km in 5 Std. inkl. 15 Minuten Pause zurückgelegt. 

Nach nächtlichen Regenfällen ist der Himmel beim Start an der Schrottenbaummühle bedeckt. Feucht bleibt es über den ganzen Tag, ohne dass es regnet. Erst in der Nacht besuchen uns Gewitter. Sonne setzt sich gegen Mittag durch. Ab der Schrottenbaummühle verläuft unser Wanderweg bis Passau parallel zu den Fernwanderwegen Pandurensteig und Goldsteig. Markierungen gibt es mehr als genug bzw. eher zu viele, weil weitere lokale Wanderwege hinzukommen. Abgesehen von einer Gewerbezone bei Kalteneck ist auch die heutige Etappe ausgesprochen attraktiv und verläuft im Unterschied zu den Vortagen relativ flach an der nun schon erwachsenen Ilz. Erst auf dem Schlussstück der Etappe müssen wir in der Mittagswärme von Fischhaus, Ortsteil der Gemeinde Ruderting, aus dem Ilztal 3 km zu unserem Etappenziel, Landgasthof zum Müller, im Dorf Ruderting aufsteigen. Auf dem Anstieg fragen wir uns, ob sich die Mühe lohnen wird. Die Antwort fällt eindeutig aus: Unbedingt!
 
Im Landgasthof erhalten wir ein sehr schönes Zimmer mit einem schön begrünten Balkon. Gespannt sind wir auf die ambitionierte Küche. Wirt und Küchenchef Markus Buchner hat unter Witzigmann in der Aubergine gekocht und weitere Erfahrungen in renommierten Gastronomien gesammelt, u.a. in der Ente vom Lehel, Wiesbaden. Die Chefin, Ingrid Buchner, ist Hotel- und Restaurantmeisterin sowie Meisterpreisträgerin. Kinder der Gastro-Familie sind in der Küche und im Service aktiv. Der Gasthof ist als ausgezeichnete Bayerische Küche klassifiziert. Das Dinner bereitet großes Vergnügen zu sehr moderaten Preisen. Schade, dass wir hier nur eine Übernachtung haben. Die Adresse ist für eine Rückkehr vorgemerkt.
 

25.07.2021: Haus im Wald zur Schrottenbaummühle - Übernachtung: Gasthaus-Pension Schrottenbaummühle - Fotoserie

Gesperrte Ilzbrück an der Ohmühle Obere Ilz bei der Dießensteiner Mühle Obere Ilz

Die Wanderung beginnt holprig. Kurz nach dem Start in Haus im Wald fallen einige Regentropfen. Regen ist für heute angekündigt, aber erst ab nachmittags. Das Tröpfeln ist bald beendet. Die Ilz erreichen wir nach ca. 30 Minuten an der Ohmühle. Da die Ilzbrücke gesperrt ist, müssen wir improvisieren, was mit Wanderkarte keine Probleme bereitet. Der Rest der Wanderung ist Vergnügen pur. Die attraktive Route nutzen mehrere Fernwanderwege: Europäischer Fernwanderweg E8, Pilgerweg Via Nova, Pandurensteig, Goldsteig.

Bei Ellersdorf hat sich an der Ilz ein Sandstrand gebildet. Badebetrieb sehen wir am Morgen nicht. Auf ungefähr halbem Weg erreichen wir die 'wilde Ilz', die bei Dießenstein durch eine Schlucht fließt. Stärkeres Gefälle und Stromschnellen machen die Ilz zum Wildwasser, auf dem Kanuten zeitweilig Wettbewerbe austragen. Die Schlucht ist zugleich ein besonderes Pflanzenbiotop. Nach 2:15 Std. Wanderung bietet sich das Gasthaus zur Hammerschmiede an der Schneidermühle für eine Rast an. Ca. 9 km sind zurückgelegt. 
 
Bis zum Tagesziel Schrottenbaummühle sind noch 5 km im ständigen Auf und Ab zu bewältigen. Aufgrund zahlreicher Zuflüsse wächst die Ilz inzwischen von einem Bach zu einem Fluss. Die Erwartung einer Flachetappe erweist sich als kompletter Irrtum. Auf den gesamten ca. 14 km gibt es nur wenige flache Abschnitte. Gerade das abwechslungsreiche Geländeprofil macht die Etappe besonders reizvoll. Nach 4:25 Std. (3:50 Std. Wanderzeit) sind wir am Ziel und können sogleich ein komfortabel ausgestattetes Zimmer beziehen. Zur Dinner-Zeit erreicht uns ein Gewitter mit Regenschauern. Das Dinner hätten wir uns weniger bayerisch-rustikal gewünscht, aber Qualität, Preisgestaltung und Service sind mehr als o.k.. Die halbe Strecke liegt hinter uns. Wir freuen uns auf die andere Hälfte. 
 
 
24.07.2021: Wanderung von Grafenau nach Haus im Wald - Übernachtung: Hotel Jägerstöckl - Fotoserie
 
Ausblick am Schmugglerhof Ursprung der Ilz an der Ettlmühle Unsere neuen Lowa-Wanderschuhe

Der heutige Tag entschädigt für alle gestern erlittenen Unerfreulichkeiten. Nach einem erfreulichen Frühstück brechen wir um 8:40 Uhr in Grafenau auf. Über den Tag begleitet uns sonniges Wetter mit mehr Wärme, als wir sie uns wünschen. Überwiegend schattige Weg helfen über eine Etappe, die mit ca. 12 km zwar eher kurz ausfällt, aber teilweise kräftig profiliert ist. 

Gleich nach Grafenau treffen wir auf den Pandurensteig, ein Fernwanderweg von Waldmünchen nach Passau, dessen Route teilweise parallel zu unserer Route verläuft. Nach ca. 4 km verlassen wir in Harschetsreuth am Schmugglerhof den Panadurensteig, um in das Ilztal abzusteigen. An der Ettlmühle, ein Vierseitenhof mit 800-jähriger Geschichte, vereinigen sich Kleine Ohe, Große Ohe und Mitternacher Ohe zur 'schwarzen Perle Ilz', deren Verlauf wir über 4 Tage bis Passau folgen, wo die Ilz in die Donau mündet. Wir sind jetzt 2 Stunden unterwegs und verweilen für eine Pause an diesem Ort.
 
Ab der Ettlmühle folgt unser Weg dem Lauf der Ilz durch das Naturschutzgebiet Obere Ilz. Tafeln am Weg erläutern Besonderheiten des Gebiets. Der mäandernde Lauf der Ilz bleibt oft zwischen Banater Segge verborgen, aber nicht an der Rosenberger Säge. Hier lebte bis 2006 Karl Hoyer, der Wanderer über die Ilz transportierte und als 'letzter Fährmann der Ilz' bekannt wurde. Mittlerweile macht eine Brücke den Fährmann überflüssig.   

Aus dem Ilztal führt ein ermüdender Anstieg nach Haus im Wald. Das Tagesziel der heutigen Etappe erreichen wir nach 4 Stunden (3:40 Std. Gehzeit). Das Dorf liegt nicht im Wald, sondern wie ein Borgo auf einer Anhöhe und entwickelte sich um eine im 13. Jahrhundert errichtete Burg, die nicht mehr existiert. Auf einem malerischen Platz im Zentrum des Ortes erinnern Skulpturen eines Brunnens an diese Vergangenheit. In der Gegenwart befindet sich an diesem Platz unsere Unterkunft, das Landhotel Jägerstöckl. Wir laufen gerade richtig zur Lunchtime mit nachfolgender Mittagsruhe ein. Als Mitglied der llztal-Schmankerlwirte bietet unsere Herberge eine kulinarisch veredelte bodenständige bayerische Küche. Wir sind nicht als Sparfüchse unterwegs, aber das Hefeweizen zu 2,80 € für 0,5 l weckt Erinnerungen an vergangene Zeiten. Am Abend zeigt sich die engagierte Küche ebenfalls preisgünstig. Für eine großzügige Portion Hirschbraten sind 13,90 € und für Zweierlei vom Fisch 15,90 € aufgerufen. Die Küche überzeugt ohne Höhenflüge. Ordentliche offene Weine werden für 3,20 € pro 0,2 l eingeschenkt.


23.07.2021: Fehlstart auf der Anreise nach Grafenau - Übernachtung: Hotel-Gasthaus "Zum Kellermann" - Fotoserie
 
Schaden rechter Außenspiegel Stadtplatz Grafenau Dinner am Stadtplatz Grafenau
 
Nach mehr als 10 Monate Corona-bedingter Reisepause starten wir zum Bayerischen Wald mit Urlaubs-Feeling, das sich bald verflüchtigt. Wir sind noch nicht lange unterwegs, als wir uns daran erinnern, dass die Entsorgung von Küchenabfällen versäumt wurde. Dank nachbarschaftlicher Hilfsbereitschaft ist dieses Problem leicht lösbar. Es erweist sich aber als Auftakt zu weiteren Hindernissen. 
 
Wir wissen, dass uns auf der A3 ab Würzburg zahlreiche Baustellen erwarten. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens bilden sich in Baustellenbereichen immer wieder Staus. An einer Baustelleneinfahrt mit Tempo 80 überholt uns auf der rechten Spur mit hoher Geschwindigkeit ein slowenischer Sattelschlepper. In der Linkskurve der Einfahrt kommt uns der LKW so nahe, dass unser rechter Außenspiegel zerfetzt wird (glücklicherweise nur der Außenspiegel). Der Fahrer ignoriert den Vorfall und begeht somit Fahrerflucht. Wir notieren Daten und wollen eine Anzeige erstatten. An 2 Ausfahrten treffen wir auf Polizei-Hinweise, aber jenseits der Autobahn fehlen weitere Hinweise, sodass wir Polizeistationen nicht finden. Eine endlose Suche verbietet sich, weil wir ankommen müssen.
 
An der Ortseinfahrt unseres hübschen Zielortes, Grafenau im Bayerischen Wald, treffen wir auf eine Audi-Niederlassung. Dass wir am Freitagnachmittag um 15:00 Uhr noch etwas erreichen können, halten wir für unwahrscheinlich, aber einen Versuch sollte es wert sein. Die Mitarbeiter zeigen sich unerwartet hilfsbereit und sagen eine Reparatur bis Mittwochmittag zu, sodass wir auf dem Rückweg von Passau das Auto dort abholen können. Ehe wir das Auto in der Werkstatt zurücklassen, wollen wir im ca. 1 km entfernten Hotel einchecken, was die die leichteste aller Übungen sein sollte. Falsch: Die Rezeption ist von 14:00 - 16:30 Uhr nicht besetzt. Telefonisch ist jedoch eine Dame erreichbar, die sich nach unserem Anruf auf den Weg macht. 
 
Den Tag und hoffentlich auch die Abenteuerserie lassen wir in der Außengastronomie des Hotels ausklingen. 1/2 l Bier wird mit 3,60 € berechnet und 1/4 l Grauburgunder mit 5,20 €, in Köln undenkbar. Ähnlich günstig fallen Preise für ein ordentliches Dinner aus.  
 

Anmerkungen
  1. Die Ilz ist mit ihren Oberläufen ein ca. 70 km langer linker Zufluss der Donau im südöstlichen Bayerischen Wald. Quellflüsse der Ilz entspringen im Nationalpark Bayerischer Wald auf deutscher Seite des bayerisch-böhmischen Grenzgebietes. Unweit von Grafenau vereinigen sich ihre Quellflüsse Kleine Ohe (Grafenauer Ohe), Große Ohe und Mitternacher Ohe an der Ettlmühle, ein denkmalgeschützer 800 Jahre alter Vierseithof, zur Ilz. Als weitgehend naturbelassener Wildfluss fließt die Ilz durch ein Landschaftsschutzgebiet, in dem mehr als 20.000 Tierarten leben. Bei Passau mündet die Ilz gegenüber dem Inn in die Donau. 
  2. Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstschwirtschaft: Die Ilz - schwarze Perle aus dem Bayerischen Wald
  3. Regio-Wiki: Triftsperre
  4. Süddeutsche Zeitung: Halser Ilzschleife - Die schwarze Perle  
  5. Regio-Wiki: Burgruine Hals 
  6. Seniorenheim Heiliggeist-Spital: Die Geschichte der Heiliggeist-Stiftung Passau  
  7. Europäische Stiftungsweingüter: Bürgerliche Heiliggeist-Stiftung Passau
  8. Das Bergdorf Waldhäuser in ca. 1000 m Höhe ist ein Ortsteil der Gemeinde Neuschönau im Landkreis Freyung-Grafenau. Die Streusiedlung unterhalb des Lusens geht auf den Salzhandelsweg Gulden Strass zurück, der 1361 als Konkurrenz zum Handelsweg Goldener Steig enstand (erstmals erwähnt im Jahr 1010). Zur Förderung des Salzhandels errichtete die Stadt Grafenau an der Gulden Strass 1611 ein Haus am Wald als Rast- und Übernachtungshaus für Säumer (Treiber, die mit Lasttieren Handelsgüter auf Saumpfaden transportierten). Dem ersten Gebäude folgten weitere Gebäude. 1846 bestanden 16 Häuser. In der Gegenwart leben in Waldhäuser ca. 100 Einwohner in geschätzt 40 Häusern, darunter Kirche, Gasthof, Café, Feuerwehrhaus sowie mehrere Pensionen oder Höfe mit Ferienwohnungen.
    Waldhäuser wird als Künstlerdorf bezeichnet. In dem Ort lebten und arbeiteten der Maler Reinhold Koeppel (1887 - 1950) und der Bildhauer Heinz Theuerjahr (1913 - 1991). Beide sind Gründungsmitglieder der Künstlergruppe Donau-Wald-Gruppe im Gebiet des Bayerischen Waldes. In der Gegenwart lebt der Maler Hajo Blach in Waldhäuser.
  9. Homepage Heinz Theuerjahr
  10. Süddeutsche Zeitung: Melancholie des Grenzlandes
  11. Wikipedia: Fleischkäse
  12. In der Gegenwart ist Toast Hawaii weitgehend von Pizza verdrängt, aber noch in Speisekarten der kulinarischen Einöde anzutreffen, z.B. im Bayerischen Wald, im Hunsrück in Bundesländern der ehemaligen DDR. Toast Hawaii machte der ehemalige Fernsehkoch Clemens Wilmenrod populär. Wilmenrod war kein ausgebildeter Koch, sondern Schaupieler. Tatsächlich kochte wahrscheinlich Wilmenrods Ehefrau Erika, die in den Kochsendungen assistierte. Diskutiert wird laut Wikipedia, ob das Gericht US-amerikanische oder französische Vorbilder aufgreift. Unbedingt lesenswert ist ein Artikel von Michael Neudecker, den die Süddeutsche Zeitung anlässlich 60 Jahre Toast Hawai 2015 veröffentlichte: Urlaub auf Brot
  13. Wikipedia: Kultur
  14. In Bayern bezeichnet Filz ein Hochmoor und Moos ein Niedermoor.
  15. Die Bezeichnung Gabreta entstammt der griechischen Sprache. So benannte der antike griechische Wissenschaftler Claudias Ptolomäus in seinem Atlas der damals bekannten Welt das Gebiet des heutigen bayerisch-böhmischen Waldes.
  16. Homepage: Heinz Theuerjahr

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