Die Pfälzer Hüttentour im Bereich der mittleren Weinstraße ist als Prädikatswanderweg ausgezeichnet, der über nicht weniger als 4 Hütten des Pfälzer Wandervereins führt und auf den Abschnitten zwischen den Hütten einige Höhepunkte vorhält. Nach den Anstrengungen des gestrigen Tages ist es am Abend auch noch spät geworden, weshalb wir es heute zunächst ruhig angehen lassen. Die Anreise von 40 Minuten und die Parkplatzsuche kosten zusätzliche Zeit, so dass wir schließlich gegen 11:00 Uhr ab St. Johann bei Albersweiler in diese vielversprechende Runde starten können, die dann tatsächlich auch ihr Versprechen einlöst.
Der erste Streckenabschnitt verläuft über Frankenweiler und Gleisweiler an der Grenze zwischen den Weinbergen und dem Pfälzer Wald. In dem ansteigenden Gelände eröffnen sich immer wieder weite Blicke über die Weinberge hinweg in die Rheinebene und darüber hinaus bis zum Odenwald und zum Schwarzwald. Trotz vieler Reisen in die Pfalz gehen wir heute das erste Mal durch das kleine Weindorf Gleisweiler und sind entzückt von dem malerischen Ortsbild. Wir nehmen uns vor, diesem Ort bei nächster Gelegenheit einen intensiveren Besuch abzustatten. Am Ortsrand befindet sich eine Privatklinik für psychosomatische Erkrankungen, die von einem öffentlich zugänglichen botanischen Garten umgeben ist. Die sehr gepflegte Anlage überrascht mit vielen exotischen Pflanzen wie Palmen, Gingkos, Sumpfzypressen, Redwoods und Sequoias.
Nach einem Stopp und einigen Fotos im botanischen Garten steigen wir zu der Wallfahrtskapelle "St. Anna" auf, die auf dem östlichen Ausläufer des "Teufelsberges" in der Höhe von 423 m oberhalb des Weinortes Burrweiler thront. Von dem Aussichtsbalkon der Kapelle bietet sich noch einmal ein großartiger Rundblick über das Rheintal. Dass die Einwohner des hübschen Weinortes Burrweiler in der Vergangenheit keine Kinder von Traurigkeit waren, lässt eine historische Verordnung vermuten, die Hinweise auf das ehemals sündige Leben in Burrweiler enthält.
O tempora, o mores
Das unsittliche, lasterhafte Treiben im Amt Burrweiler nahm Franz Carl Graf von der Leyen 1768 zum Anlass, aus "Landesväterlicher Sorge" eine Verordnung aus dem Jahre 1750 zu wiederholen.
Darin wird unter anderem der Ehebruch zweier verheirateter Personen mit folgender Strafe belegt: "dieselben sollen ohne Unterschied des Geschlechts an den Pranger gestellt, mit Rut scharf aufgestrichen und des Landes auf ewig verwiesen werden.
Nur ein Gnadengesuch der nicht beteiligten Ehegatten konnte diese Strafe mildern. Sollte es daraufhin jedoch zur Wiederholung des Lasters eines Ehebruchs kommen, so solle die Person, "sie sei Mann oder Weib, ohne weitere Nachsicht mit dem Schwert vom Leben zum Tod gestraft werden."
Da Burrweiler heute keineswegs ausgestorben ist, scheint die zitierte Verordnung des Grafen "von der Leyen" (möglicherweise Verwandschaft unserer derzeit aktuellen Bundesministerin für Arbeit und Soziales?) die beabsichtigte Wirkung entfaltet zu haben. Da behaupte noch jemand, dass Strafe oder die Androhung von Strafe auf mittel- bis langfristiger Sicht unwirksam seien!
Die St. Anna-Hütte bei der Kapelle lassen wir links liegen und gehen statt dessen weiter zu der vielbesuchten Trifelsblickhütte. Ein weiter Blick in den südlichen Pfälzer Wald lockt viele Gäste an. Je nach Wetterlage reicht der Blick in das Elsaß und selbst die Türme des Straßburger Münsters sollen mitunter zu sehen sein. Wir begnügen uns heute mit dem Blick auf die Stauferburg Trifels.
Einen freien Tisch finden wir sofort, an der Selbstbedienungstheke hat sich jedoch ein Stau gebildet, der etwas Geduld erfordert. Den Service hinter der Theke verantworten 2 nicht mehr ganz jugendliche Männer mit souveräner Ruhe. Eine äußerst schmackhafte Gemüsesuppe mit Wurst und Brot erhalten wir für 3 €. Ein sehr großes Stück eines ebenfalls hervorragenden Mohn-Streusel-Kuchens wird mit einem Pott Kaffee zum Preis von gleichfalls 3 € überreicht. Eine Verköstigung mit Preisen an der Schwelle zum Geschenk können sich sogar Familien mit Kindern leistern, von denen viele den Weg hierhin gefunden haben. Auf unserem weiteren Weg zur Landauer Hütte entdecken wir einige Tierfiguren eines einheimischen Holzschnitzers.
Auf besonderen Wunsch eines einzelnen Kuchenfans legen wir an der Landauer Hütte eine weitere Pause ein. Für den Hüttenservice sind heute einige Jungpfälzer verantwortlich, die sich jedoch leicht überfordert zeigen, obwohl sie recht zahlreich vertreten sind. Allerdings machen es ihnen die Gäste auch zum Teil nicht leicht.
Ab der Landauer Hütte entscheiden wir uns in Anbetracht der schon fortgeschrittenen Zeit für die "Diretissima" zum Parkplatz unseres Autos. Den Schlenker über den als landschaftlichen Höhepunkt gerühmten Orenfels holen wir beim nächsten Besuch nach.
Für den Abend ist ein Tisch im Restaurant des Freinsheimer Hofes reserviert. Das Heimspiel erweist sich nicht nur als sehr bequem, sondern auch als attraktiv hinsichtlich Küche, Service, Ambiente und Atmosphäre. Wir wählen das Überraschungsmenü, das in sechs kleinen Gängen zum kleinen Preis von 6 x 6 € serviert wird:
- Geflügelleberterrine mit kleinem Salat
- Kleines legiertes Süppchen mit Kräutern und Meeresfrüchten
- Kleines Rotbarbenfilet mit Beilagen
- Kleine Scheibe Wildschweinbraten mit Beilagen
- Gemischter Rohmilchkäse mit Feidensenf und Pesto
- Süßspeisenvariationen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen