Donnerstag, 15. Dezember 2011

Wanderungen in der Mark Brandenburg - von Paretz nach Werder

Havellandschaft bei Phöben
Auf Theodor Fontanes Spuren wandern wir heute von Paretz über Ketzin nach Werder an der Havel. Der Auftakt ist schön und erinnert an Fontanes Fährpassage über die Havel, wobei Fontane nicht an der gleichen Stelle wie wir übersetzt. Fontane überquert bei Ütz die Wublitz, ein Nebenarm der Havel, von dem heute nur noch Reste vorhanden sind. Wir setzen dagegen bei Ketzin über die Havel.
Die zweite Hälfte der Strecke ist keine typische Wanderroute und insgesamt weder erfreulich noch besonders interessant. Fontane beschreibt von Streuobstbäumen gesäumte Landstraßen. Die Obstbäume sind einer meistens unattraktiven Bebauung geopfert. Die Verkehrssituation hat sich seit Fontanes Zeit ebenfalls drastisch verändert. Doch am Ziel kehren wir in Fontanes Idylle zurück und sind wieder versöhnt.


Fähre bei Ketzin
Unser Ziel liegt auf der anderen Seite der Havel, über die weit und breit keine Brücken führen. Bei Ketzin gibt es jedoch eine Fähre, weshalb wir von Paretz einen Umweg über Ketzin nehmen. Die Fähre liegt am Ufer auf ketziner Seite, ein Fährmann ist nicht zu sehen. "Hol' über", rufen wir mit Fontanes Worten, und wie bereits von Fontane beschrieben, kommt der Fährmann aus einem Häuschen am Ufer. Im Unterschied zu Fontanes Erlebnis ist unser Fährmann ausgesprochen gutmütig. Er begrüßt uns freundlich, kassiert von uns jeweils 50 Cent für die Überfahrt und wirft den Motor seiner Fähre an, um uns überzusetzen. Fontanes Fähre wurde noch an einem fixierten Seil über die Wublitz gezogen. Obwohl wir dem Fährmann nur den regulären Preis zahlen, während Fontane ihm 'etwa das Fünffache' des geforderten Preises überreicht, verabschiedet unser Fährmann uns mit einem aufmunternden Wunsch für einen schönen Tag. Fontanes mürrischer Fährmann entließ seinen großzügigen Gast grußlos. (Theodor Fontane, Wanderung durch die Mark Brandenburg, Havelland - Ütz)

Havellandschaft zwischen Ketzin und Phöben
Wir finden problemlos den Einstieg in unsere Route und gehen parallel zu den ungezähmten Windungen der Havelarme in südöstliche Richtung.
Die Wetterprognose ist für heute positiv, aber das Wetter zeigt sich noch nicht wie angekündigt, sondern schickt uns zeitweilig einige Regentropfen.













Nach einer Stunde Gehzeit ab der Fähre erreichen wir Phöben. Wir sind bereits seit zwei Stunden unterwegs und verspüren Hunger. Ein Spielplatz mit Bänken bei Phöben kommt gerade recht für eine Pause.













Zwischen Phöben und Werden an der Havel ist die Strecke weniger erbaulich. Unsere Route verliert sich in Gewerbe- und Wohngebieten, die sich noch in der Erschließungsphase befinden und darum den Charm halbfertiger Baustellen aufweisen. Einen Abschnitt von ca. 1 km gehen wir entlang einem stark befahrenen Autobahnzubringer ohne Seitenstreifen. Hinweise fehlen oder sind für uns nicht zu deuten. Wir können uns nur grob an der Richtung orientieren und verlaufen uns mehrfach. Immerhin wird aber inzwischen das Wetter besser, und die Sonne lässt sich immer häufiger blicken.







Wir sind fast vier Stunden unterwegs, bis wir endlich die Havelinsel erblicken. Jetzt zeigt sich sogar das angekündigte Wetter.
Wenn die Straußenwirtschaft in dem kleinen, aber seit 700 Jahren betriebenen Weinbaugebiet von Werder geöffnet wäre, würden wir dort unsere Pause einlegen. Der Betrieb hat aber nur von Juni bis Oktober geöffnet, weshalb wir gleich die Havelinsel ansteuern, die über eine Brücke zu erreichen ist. Weinbau ist übrigens neben Fischerei das zweite Hauptgewerbe des Ortes.








Von der Brücke zur Havelinsel schauen wir auf die Heilig-Geist-Kirche und die historische Bockwindmühle.














Kurz nach der Brückenpassage erreichen wir den Marktplatz, der heute ziemlich verschlafen wirkt. Während der Saison, wenn viele Touristen auf die Havelinsel strömen, sieht es hier anders aus. Uns ist die Ruhe gerade recht.





Wir halten uns am Markt nicht länger auf und gehen bis zur Wasserfront auf der Gegenseite der Brücke. Der Steg gehört heute den Möwen.














Gleich neben dem Trockenplatz der Fischreusen liegt das Fischrestaurant 'Arielle', in der Saison eine beliebte Anlaufstation vieler Touristen. Heute ist das Restaurant wie ausgestorben. Mit uns sind auch keine Geschäfte zu machen, wir haben nämlich ein Lunchpaket eingepackt und während unserer Pause bei Phöben verzehrt.











Für den Rückweg nutzen wir von Werder bis Schmergow die Buslinie 632. Die Fahrt von mehr als 30 Minuten kostet 2,10 €. In Köln würde man von einem 'Schnäppchen' sprechen. Von Schmergow gehen wir zu Fuß weiter und setzen mit der uns bereits vertrauten Fähre nach Ketzin über. Paretz erreichen wir nach einem weiteren Fußweg von etwa 30 Minuten. Inzwischen setzt schon die Abenddämmerung ein.

2 Kommentare:

  1. Tolle Bilder!
    Ich selbst war vor einigen Wochen auch auf Wanderschaft durch Brandenburg. Von meiner Ferienwohnung auf dem Werderaner Tannenhof aus, bin ich auf große Tour gegangen.

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  2. Wunderbare Fotos! Es gibt eine Reihe literarischen Fontane-Touren, auf den man Wandern kann unter http://kulturreise-ideen.de/literatur/autoren/fontane-theodor.html

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