Nach
Veranstaltungen des kulinarischen Weinwochenendes am Weingut Emrich-Schönleber (Post vom 8.09.2018) nutzen wir die Rückreise für eine Wanderung an der Terrassenmosel. Als Wanderroute wählen wir den Calmont-Rundweg, der den Calmont-Klettersteig mit einem Abschnitt der Etappe 16 des Moselsteigs verbindet. Calmont ist die Bezeichnung eines Höhenzuges an der Moselschleife zwischen Bremm und Ediger-Eller im Landkreis Cochem-Zell. Der Calmont ist zweifellos imponierend steil. Ob er der 'steilste Weinberg Europas' ist, als der er beworben wird, ist lt. Wikipedia-Artikel Steillagenweinbau zweifelhaft. Starten kann man in den Rundweg ab den Orten Bremm oder Ediger-Eller. Wir entscheiden uns für Bremm als Startort, um den weitgehend schattenlosen Klettersteig am Vormittag zu gehen. Bei steigender Tagestemperatur erreichen wir den schattigen Höhenweg mit einer Abkürzung und treffen absolut begeistert von dieser Runde nach 2:50 Std. Gehzeit in Bremm ein. - Fotoserie
Kurz hinter der St. Laurentius-Kirche beginnt der auf wechselnden und oft schmalen Schieferterrassen verlaufende Wanderweg, der zunächst eher gemächlich ansteigt. Auf Höhe der Klosterruine Stuben am gegenüberliegenden Moselufer sind am Hang mehrere Steilstufen auf- und absteigend zu überwinden, die dank fixierter Stahlseile, Leitern und im Fels verankerte Trittstifte und Trittkrampen begehbar gemacht wurden. Erfahrenen Wanderern bereiten diese Passagen keine Probleme. Ängstliche Naturen müssen Mutproben bestehen. Ein Sturz hätte fatale Folgen. Rettungsplätze in dichter Folge machen Risiken bewusst. Wie in diesem Gelände Weinbau betrieben werden kann, ist für uns rätselhaft. Zwischen Abschnitten konzentrierten Gehens erreichen wir immer wieder Plätze, die zum Genießen der Landschaft und der Aussicht einladen. Mitunter werden Pausen erzwungen. In engen Passagen und auf Kletterabschnitten ist Überholen oder Passieren von Wanderern nicht möglich, und da der Weg keine Geheimtip ist, sind am heutigen Sonntag zahlreiche Wanderer unterwegs.- Fotodokumentation des Klettersteigs
Nach ca. 1 Stunde erreichen wir eine Abzweigung, die über die 'Eller Todesangst' auf den Bergkamm führt. Als 'Todesangst' wird ein Aussichtspunkt auf einem Felsvorsprung bezeichnet, auf dem sich eine weit sichtbare Deutschlandfahne im Wind dreht. Todesangst stellt sich am Aussichtspunkt nicht ein. Der weitere Anstieg ist zwar steil, bereitet aber keine Probleme. 1,5 Stunden nach dem Start treffen wir auf den Höhenweg, den auch der Fernwanderweg Moselsteig nutzt. An einem aussichtsreichen Unterstand gönnen wir uns eine Rast.
Der schattige Höhenweg ist ein reiner Genußweg ohne deutliche Höhendifferenzen. Ein kurzer Abstecher führt zum Aussichtspunkt 'Vierseenblick' (Panorama-Foto). Kurz danach treffen wir auf ein archäologisches Grabungsschutzgebiet. Bei Ausgrabungen in den Jahren 2005 und 2008 konnten am höchsten Punkt des Bergplateaus Reste eines keltisch-römischen Bergheiligtums aus dem 2.-4. Jahrhundert identifiziert werden. Eine Rekonstruktion vermittelt, wie die Tempelanlage ursprünglich ausgesehen haben könnte. Ca. 1 km weiter süd-westlich erreichen wir am Höhenweg ein 12 m hohes Kreuz, das als 'Gipfelkreuz' bezeichnet wird, aber 1970 als Mahnmal der Kriegsgeneration errichtet wurde. Am 'Gipfelkreuz' herrscht reger Besuchsverkehr, was nicht allein der großartigen Aussicht geschuldet sein dürfte. Das Weingut Michael Franzen betreibt am 'Gipfelkreuz' bei schönem Wetter an Wochenenden eine Weinschänke, die Steillagenweinen aus dem Calmont ausschenkt. In Anbetracht der noch vor uns liegenden 2-stündigen Autofahrt widerstehen wir der Versuchung einer Verkostung und steigen in ca. 45 Minuten erneut relativ steil nach Bremm ab. Auf der Rückfahrt stellen wir fest, dass der Calmont-Rundweg kaum zu toppen ist und eine der attraktivsten Mittelgebirgswanderungen ist, die wir jemals gegangen sind.
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