Samstag, 31. Oktober 2015

Goldener Oktober im Nationalpark Eifel

Burg Vogelsang über dem Urfttal
Wanderroute
Am letzten Tag des Monats stellt sich endlich 'Goldener Oktober' ein, den wir bei klarem Wetter im Nationalpark Eifel auf einer landschaftlich reizvollen Route genießen, die uns durch Orte mit bewegter Vergangenheit leitet. Die 23 km lange Wanderung beginnen wir in Einruhr, Start- und Zielort des alljährlich Anfang November ausgetragenen Rursee-Marathons. Inzwischen denkmalgeschützte Zeugnisse jüngerer europäischer Machtpolitik begegnen uns auf der aussichtsreichen Dreiborner Hochfläche und im Komplex der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang, von der wir in das Urfttal absteigen, aus dem Römer vor fast 2000 Jahren Trinkwasser per Wasserleitung nach Köln transportiert haben. Entlang Urfttalsperre und Obersee kehren wir durch herbstlich bunte Wälder nach Einruhr zurück. (5,5 Std. Gehzeit, 6,5 Std. Gesamtzeit) - Diashow der Fotoserie
 

Wanderer auf der Dreiborner Hochfläche
Ab Einruhr folgen wir zunächst dem Eifelsteig in Richtung Gemünd bis zur Abzweigung zur Dreiborner Hochfläche, deren offenes Gelände weite Ausblick über die Nordeifel bietet. Von 1946 bis 2005 wurde das Gebiet als Truppenübungsplatz genutzt, weshalb wegen der Gefahr zurückgebliebener Kampfmittel strenges Wegegebot gilt










Wüstung Wollseifen
Britische Besatzung ließ 1946 das Dorf Wollseifen zwangsräumen. 500 Einwohner mussten innerhalb von 3 Wochen das seit dem 12. Jh. nachgewiesene Dorf verlassen. Zum 1.09.1946 wurde das Gelände zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Nach Übergabe des Truppenübungsplatzes an die belgische Armee, beschoss diese Wollseifen zu Übungszwecken mehrfach mit Artillerie, wodurch die Häuser des Dorfes endgültig zerstört wurden. Auf dem Gelände errichtete Kulissenhäuser dienten dem Training von Häuserkampf. 








St. Rochus, Wollseifen
Zum 2.02.2006 wurde der Truppenübungsplatz aufgegeben, das Gelände dem Nationalpark Eifel eingeliedert und der ehemalige Ort Wollseifen als Wüstung öffentlich zugänglich gemacht. Die Ruine der Pfarrkirche St. Rochus (16. Jh.) ist mittlerweile saniert. Die Sanierung der ehemaligen Dorfschule ist begonnen.


 








Herbststimmung im Neffgesbachtal
Auf dem Weg von der  Dreiborner Hochfläche zur NS-Ordensburg Vogelsang auf dem benachbarten Berg Erpenscheid durchqueren wir das Biotop des Neffgesbachtals.













NS-Ordensburg Vogelsang
Die Umwidmung des weiträumigen Geländes der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang zeigt seit unserem letzten Besuch vor 2,5 Jahren wenig sichtbare Fortschritte, und das riesige Arreal wirkt noch immer leblos. Mit mehr als 42 Millionen Euro aus Mitteln der EU, des Bundes und des Landes NRW sollte 2015 der Ausbau des Ausstellungs- und Besucherzentrums Forum Vogelsang abgeschlossen sein, aber das Ziel liegt außer Sichtweite, weil das Projekt in den Strudel des dubiosen Anlagenbauers Imtech geriet, dem ein Artikel in 'Zeit Online' ein krimininelles Geschäftsmodell nachsagt. Imtech: Die unheimliche Firma.
Aktuell ist vorgesehen, die Anlage als Zwischenstation für Flüchtlinge zu nutzen (Aachener Zeitung vom 13.10.2015). Ob und wie sich diese Maßnahme bewährt und was sie für die Zukunft des Komplexes bedeutet, bleibt abzuwarten.

 


Rast auf Vogelsang
Im provisorischen Besucherzentrum hat immerhin die Gastronomie Wolkenschmaus den Betrieb aufgenommen. Der Charme des Innenraums liegt auf dem Niveau von Kantinen der armseligeren Sorte, aber da die Einrichtung das Gebäude nur vorübergehend bezogen hat, besteht die Chance zur Verbesserung. Dank des sonnigen Wetters bevorzugen wir ohnehin die Terrasse. 










Urfttal, Schatten der Brücke, Kermeter
Von Vogelsang führt ein steiler Weg zur Victor-Neels-Brücke im Urfttal. Aktuell ist der Wasserstand der Urfttalsperre so niedrig, dass die Fußgängerbrücke absolut 'oversized' wirkt. Im höher gelegenen Abschnitt der Urfttalsperre mäandert die Urft als etwas breiterer Bach in der Talsohle und weckt Erinnerungen an das Colorado-Plateau. Erst im Bereich der Staumauer füllt sich die Talsohle mit Wasser. Der Niedrigwasserstand der Urfttalsperre ist wasserwirtschaftlich begründet, erklärt ein Artikel der Nationalpark-Webseite: Vermisstenanzeige: Wo ist der Urftsee geblieben? 








'Gooseneck' im Urfttal
Wir überqueren das Urfttal nach Norden und folgen dem Urftseerandweg am Fuß des Kermeters in Richtung Westen bis zur Staumauer der Urfttalsperre, auf der wir noch einmal rasten. Von unserem Aussichtsbalkon schauen wir auf eine Kehre des Tals, die an tief eingeschnittene Goosenecks des Colorado-Plateaus erinnert. Amerikaner bezeichnen solche Phänomene als 'Gänsehals' (Goose Neck).  










Blick vom Wildnis-Trail auf Obersee und Kermeter
Über die Staumauer der Talsperre kehren wir zurück auf die Südseite des Urfttals und folgen nun über etwa 1,5 Stunden bis Einruhr einem Abschnitt des Wildnis-Trails, der auf insgesamt 85 km den Nationalpark Eifel zwischen Höfen am Südrand des Nationalparks und Zerkall am Nordrand durchquert. Vom Wildnis-Trail eröffnen sich immer wieder attraktive Ausblicke auf den Obersee, der Urfttalsperre und Rurtalsperre verbindet.









Einruhr am Obersee im Morgenlicht
Kurz vor 17:00 Uhr erreichen wir Einruhr am Obersee, als gerade die Sonne hinter den im Westen gelegenen Eifelhöhen verschwindet. Perfektes Timing! Die schöne Runde weckt Vorfreude auf eine Fortsetzung. In einer Woche werden wir erneut im Rahmen des Rursee-Marathons am 16,5-km-Walk um den Obersee teilnehmen.

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