Freitag, 27. Januar 2012

Monrealer Ritterschlag - Eine wunderschöne Wanderung um eine zauberhafte Ortschaft

Historischer Ortskern von Monreal mit Ruine Löwenburg
In der süd-östlichen Eifel liegt das kleine Städtchen Monreal, das in einer urkundlichen Erwähnung des Jahres 1229 noch "Mons regalis", also "Königsberg" heißt. Mit ihrem malerischen Ortskern hat sich die Stadt erfolgreich dem Tourismus geöffnet. In den Jahren 1999 und 2003 wurde Monreal als "Schönstes Dorf in Rheinland Pfalz" gekürt und war 2004 sogar Sieger des Bundeswettbewerbes. Um Touristen anzuziehen, bildet die Landschaft der Umgebung einen weiteren Trumpf, mit dem Monreal Wanderer anspricht. Da der Eifelsteig bei Wanderern verdientermaßen hohe Aufmerksamkeit genießt, bedarf es schon starker Argumente, um Wanderer etwas abseits vom Eifelsteig nach Monreal zu ziehen. Die Monrealer haben ihre Aufgaben bestens erledigt und mit dem "Monrealer Ritterschlag" einen neuen Wanderweg erschlossen, den eine Jury der Zeitschrift "Wandermagazin" unter mehr als 100 Konkurrenten zum "Schönsten Wanderweg Deutschlands 2011" erklärt. Höchste Zeit, sich vor Ort selbst ein Bild zu machen, das uns nicht enttäuschen wird. In einer wärmeren Jahreszeit wollen wir die Tour wiederholen.

Impressionen von Monreal Link zum Internetportal von Monreal

Historischer Ortskern von Monreal am Elzbach
Nach einer Anreise von 100 km und einer guten Stunde Fahrzeit treffen wir in Monreal ein. Einen Parkplatz zu finden, bereitet kein Problem. Wir scheinen nämlich heute die einzigen Touristen in der Ortschaft zu sein. Uns kann das nur Recht sein.
Durch die Ortschaft fließt der Elzbach, ein 53 km langer Nebenfluss der Mosel. Auf unserer Wanderung werden wir noch erleben, wie der Elzbach malerisch in seinem natürlichen Bett durch die Landschaft mäandert. Bevor wir zu unserer Wanderung starten, schauen wir uns erst einmal den historischen Ortskern an. Auf unserem Rundgang wollen wir möglichst noch eine Wanderkarte der Region erstehen. Der Ort ist jedoch am frühen Vormittag wie ausgestorben. Geschäfte sind geschlossen, soweit wir welche ausmachen können. Wir befinden uns offensichtlich in der Off-Season. Während der Saison dürfte es hier deutlich anders ausschauen.




Ruinen Philippsburg und Löwenburg über Monreal
Oberhalb der Ortschaft liegen die beiden Burgruinen "Löwenburg" und "Philippsburg", die im 13. Jahrhundert die beiden verbrüderten Grafen von Virneburg errichten ließen. Die Brüder sollen sich nicht immer grün und auch sonst recht streitbar gewesen sein. Obwohl Monreal auf dem Gebiet des Erzbistums Trier liegt, sind die Verbindungen zum Kurfürstentum Köln stärker. Heinrich II. von Virneburg wird zunächst Domprobst von Köln, ehe er im Jahr 1300 zum Erzbischof von Trier gewählt wird, obwohl Heinrich II. von Virneburg mehrfach Überfälle auf die nahe gelegene kurtrierische Stadt Mayen verübte. Auf welchem Wege dieses Wahlergebnis erzielt werden konnte, lässt sich mit etwas Phantasie ausmalen. Der Papst verweigert jedoch die Ernennung. 1304 wird Heinrich II. schließlich zum Erzbischof von Köln gewählt, aber erst 1306 vom Pabst bestätigt. Nachdem die Kölner Bürger 1288 den Kölner Erzbischof, Siegfried von Westerburg, in der Schlacht von Worringen besiegt und vertrieben haben, hat Heinrichs II. nun die Aufgabe, das Erzstift von Köln nach dem Machtverlust zu konsolidieren.  

Elzbrücke mit Statue des Brückenheiligen "Nepomuk"
Die streitbaren Grafen von Virneburg lassen Monreal mit einer Stadtmauer wehrhaft befestigen. Die Ortschaft erlangt 1306 Stadtrechte und 1642 Marktrechte. 1545 stirbt das Virneburger Grafengeschlecht aus. Der Trierer Kurfürst vergibt das Lehen nicht neu, sondern setzt einen eigenen Amtmann ein.
Die Befestigungsanlagen erweisen sich im "Dreißigjährigen Krieges" als zu schwach. Schwedische Truppen erobern 1632 den Ort und richten schwere Schäden an. Den Rest erledigen 1689 französische Truppen, nachdem die Stadt zwischen die Fronten des "Pfälzischen Erbefolgekrieges" geraten ist.
Wie Monschau gelangt Monreal ab dem 17. Jahrhundert dank seiner Tuchindustrie zu einem Wohlstand, dessen Spuren noch heute sichtbar sind, obwohl die Tuchindustrie bereits im 19. Jahrhundert nicht mehr konkurrenzfähig ist und darum aufgegeben wird.




In Monreal entdecken wir mittelalterliche Spuren einer frühen Tourismusindustrie. Der Eifel-Hauptwanderweg 1 von Bonn nach Moselkern folgt nämlich dem historischen Jakobsweg, der auf dem Abschnitt von Köln und Bonn nach Trier durch Monreal führt. Bei der Pfarrkirche verweisen einige Symbole und Schrifttafeln auf den Jakobsweg, der sich inzwischen wieder großer Beliebtheit erfreut.






Wanderung auf dem Monrealer Ritterschlag Link zur Tourenbeschreibung

Das Wanderportal "Traumpfade Rhein-Mosel-Eifel-Land" stellt im Internet eine hervorragende Tourenbeschreibung online zur Verfügung. Mit der Druckversion sind wir bestens ausgestattet. Der Mangel einer Wanderkarte wirkt sich glücklicherweise nicht nachteilig aus, denn die Streckenführung ist perfekt markiert. Weshalb jedoch für die Strecke von 13,7 km immerhin 5:25 Stunden Gehzeit angegeben sind, erschließt sich uns nicht, trotz der etwas mehr als 500 Höhenmeter, die im Aufstieg wie im Abstieg zu bewältigen sind. In einigen Stunden werden wir klüger sein. Der für heute angekündigte Sonnenschein stellt sich bisher noch nicht ein. Aber das kann ja noch werden.






Nach etwas mehr als 2 km Strecke treffen wir auf "Uschi's Hofladen" im Schnürenhof. (Das mit einem Apostroph getrennte Genitiv-S empfinden wir als unnötig, gemäß der neuen deutschen Rechtschreibung ist es aber erlaubt.) Der Laden öffnet nur dienstags und samstags von 9 - 12 Uhr sowie freitags von 10 - 19 Uhr. Wir haben Glück, heute ist nämlich Freitag. Überwiegend werden Metzgereiprodukte aus eigener Hofproduktion angeboten, also Fleisch und Wurst. Daneben gibt es Eier, Käse, Butter, Honig und Fruchtaufstriche. Wir kaufen etwas Wurst für unser Picknick sowie Butter und Honig für zu Hause. Auf Nachfrage erfahren wir, dass die Butter erst gestern hergestellt worden ist und sich etwa eine Woche hält, aber eingefroren werden kann. Die Qualität der Butter erweist sich später als ausgezeichnet, während uns der Honig enttäuschen sollte, weil sein Geschmack nichtssagend ist.

Picknick am Juckelsberg
Nach einer sehr schönen, abwechslungsreichen und nur mäßig anspruchsvollen Strecke erreichen wir nach ca. 1,5 Stunden den Juckelsberg, an dem etwa die halbe Strecke bewältigt ist. Die Sonne hält sich noch immer versteckt, aber wir haben inzwischen Hunger. An einem Aussichtpunkt steht diese schöne Bank genau richtig. Hier wollen wir unser Picknick einnehmen und stellen zunächst fest, dass wir heute schlecht ausgestattet sind. Einige Posten sind vorzumerken, damit wir uns bei nachfolgenden Touren verbessern können. Die Wurst aus "Uschi's Hofladen" versöhnt uns mit unseren eigenen Schwächen. Länger halten wir es hier jedoch nicht aus, denn es wird uns bald kalt. Nach einem moderaten Anstieg gelangen wir ca. 15 Minuten später zu einem weiteren von mehreren Highlights der Strecke.




Blick auf Hochbermel und Thürelztal
Das großartige Panorama des "Thürelzblicks" bietet Aussicht auf den Hochbermel und in das Thürelztal. In unserer Phantasie stellen wir uns dieses Panorama im Sonnenschein vor. Wir sind uns sicher, dass sich allein für diese Aussicht bereits eine Wiederholung der Wanderung lohnt. Aber weitere Highlights liegen noch vor uns.
Die Strecke erweist sich nun mit einem ständigen Auf und Ab und einigen etwas steileren Passagen im Vergleich zur ersten Hälfte als etwas anspruchsvoller, was wir begrüßen. Schließlich reisen wir nicht 100 km für einen Spaziergang und einige schöne Eindrücke an, sondern wollen die Route auch körperlich erfahren.
Auf einem gut ausgebauten steilen Hang geht es hinab in das Thürelztal. Über einen schmalen Felskamm folgt der Weg dem Bachverlauf. Kurz vor der Augstmühle kommt uns ein älter Herr entgegen, der uns mit der Frage begrüßt: "Na, wie gefällt ihnen der Wanderweg?" Wir sind voll des Lobes über den Weg und die Infrastruktur.


Augstmühle
Unsere einsamer Wanderer taut auf. Er outet sich als Einheimischer und reiht Geschichte an Geschichte aus seinem eifeler Nähkästchen. Unser neuer Bekannter weiß zu berichten, wie der Weg entstanden ist, welche Schwierigkeiten es gab, und welche Erweiterungen vorgesehen sind. Seine Berichte aus einem Füllhorn eifeler Historie greifen nahtlos ineinander, und ein Ende ist noch lange nicht abzusehen. Wir werden unruhig und wollen weiter. Andererseits wollen wir nicht unhöflich sein, und interessant sind die Informationen eines Insiders ohnehin. Ehe wir weiterziehen, macht er uns darauf aufmerksam, dass wir gleich auf eine Kapelle treffen werden, die privat restauriert worden ist. Seinen eigenen Beitrag verschweigt unser Bekannter natürlich nicht. Und auf die vermutlich 250 Jahre alte Eiche sollen wir achten, für die er Denkmalschutz angeregt habe, der jedoch von bürokratischen Hürden verhindert worden sei. Wir entfernen uns bereits, während er noch schnell das "Café Plüsch" im Ort empfiehlt. Die Betreiber hätten die Hotelfachschule absolviert und so würden wir auch empfangen.  

Barbarakepelle bei der Augstmühle
Heilige Barabra mit St. Blasius und St. Apollinaris
Unser Freund hat die Figuren der Heiligen Barbara, begleitet  von St. Blasius und St. Apollinaris, nicht nur gereinigt, er hat auch ihren kunsthistorischen Wert prüfen lassen. "Bauernkunst", lautete die Auskunft. Für das Entrosten der Eisengitter hat er ebenfalls gesorgt. "Mit der Flex ging es nicht, da wäre nichts mehr übrig geblieben". Im Dorf kenne er jemanden "auf Unfallrente", der "nebenher" Metallarbeiten mache. Der habe zig Stunden mit Sandstrahl das Gitter gereinigt und einen Preis unter Freunden von 20 € gemacht.


Elzbach bei der Augstmühle
Kurz nach der Augstmühle queren wir auf einer Holzbrücke den Elzbach und stoßen bald auf eine weitere Markierung des Jakobwegs. Wir folgen eine Weile dem Lauf des Elzbaches und befinden uns bereits wieder kurz vor Monreal, als uns Hinweise auf einer Tafel eine Entscheidung anbieten. Monreal können wir entweder auf dem bequemen Talweg erreichen oder einen längeren Panoramaweg nehmen, der über die Burgen führt und noch einmal einen kräftigen Ansteig abverlangt. Wir entscheiden uns für die Panorama-Variante.


Monreal mit Ruine Philippsburg und Ruine Löwenburg
Wir steigen noch einmal ca. 100 m auf und queren ein Wiesengelände, bis wir den bequemen Panaromaweg erreichen. Nach einigen Kehren blicken wir vor uns auf die beiden Burgruinen und unter uns auf Monreal.
Ob die Philippsburg lediglich ein Vorposten der größeren Löwenburg war, ist historisch strittig. Eine andere Version erklärt die Philippsburg als Reaktion Philipps auf den Bau der Löwenburg durch seinen Bruder Heinrich, weil dieser die Löwenburg ohne Erlaubnis errichten ließ.
Wie auch immer, inzwischen hat die Gechichte diese historischen Fragen überholt, und die beiden Burgen der zerstrittenen Brüder liegen friedlich als Ruinen in der Landschaft.
 




Löwenburg
Philippsburg
Von beiden Burgen sind noch aussagekräftige Reste erhalten, so dass sich die ursprüngliche Gestalt der Anlagen und ihre Ausmaße ncoh erkennen lassen. Von der Löwenburg können wir die etwas unter ihr liegende Philipssburg gut überblicken.








Café Plüsch
Monreal aus Richtung der Löwenburg
Das dringend empfohlene Café Plüsch ist im historischen Ortskern nicht zu verfehlen. Es befindet sich in einem restaurierten Haus, das 1744 im  barocken Stil erbaut worden ist. Innerhalb des Cafés ist der Gästeraum zwar sehr verwinkelt und etwas verkramt, vermittelt aber einen durchaus sympathischen Eindruck. Ein großer Kachelofen spendet gemütliche Wärme, die wir jetzt brauchen können.
Die Hotelfachausbildung gibt sich uns jedoch nicht zu erkennen, denn Gäste scheint man heute eher nicht zu erwarten. Wir haben den Eindruck, im Wohzimmer der Familie zu sitzen und das Familienleben zu stören. Die Chefin beschäftigt sich mit der Wäsche und ihr Mann spricht intensiv mit den beiden halbwüchsigen Söhnen, mit denen es offenbar Einiges zu klären gibt. Einen Kaffee erhalten wir schließlich doch noch, brechen dann aber bald wieder auf, da wir das Familienleben nicht weiter stören möchten und noch die benachbarte Ortschaft Mayen besuchen wollen. Die Sonne erblicken wir erst kurz vor der Rückkehr nach Köln.

1 Kommentar:

  1. Wir waren Mitte August auf dem Ritterschlag bei bestem Sommerwetter unterwegs. Aber ich muss sagen, dass der Weg auch im Winter seine schönen Seiten zu haben scheint: Das macht Lust, die Strecke auch noch mal in den Wintermonaten zu erkunden. Und im Cafe Plüsch kann man dann ja auch einkehren :-)

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