Dienstag, 27. Juli 2004

TMR 2004: Grächen - Saas Fee, unterwegs mit den Boten des Todes










Etappe 3, Dienstag 27.07.2004: Grächen - Saas Fee

Länge:                                        18 km
Gehzeit lt. Beschreibung:           6:45 Std.
Tatsächliche Gehzeit:                 Fahrt mit Bus und Eisenbahn via Visp nach Saas Fee
Unterkunft:                                 Hotel Waldesruh, Saas Fee

Nach erholsamer Nacht im komfortablen Hotel Gädi treffen wir uns um 8:00 Uhr zu einem ausgiebigen Frühstück. Der Tisch ist nett gedeckt. Das Frühstücksbuffet ist sehr verlockend. Der Kaffee ist besonders gut und Gisa ist begeistert von dem Brotangebot. Das Wetter ist wieder wie gemahlt. Wir erwarten einen perfekten Tag.

Anna telefoniert am Morgen mit Paul und kündigt an,dass wir ihn abholen werden. Paul hat bereits gefrühstückt, seine erste Mahlzeit seit dem Frühstück des Vortages. Jetzt fühlt er sich schon viel besser. Lisa kommt etwas später zum Frühstück und bringt eine neue Hiobsbotschaft mit: Arthur, Vater unserer amerikanischen Freundin Anne B., ist überraschend verstorben. Das trifft uns tief. Was ist nur los? Verfolgt uns ein Fluch? Traurigkeit legt sich über unsere Euphorie vom Morgen.

Die Ortschaft Grächen gefällt uns. Eine gute touristische Infrastruktur ist zu erkennen, aber abseits der Hauptverkehrsströme geht es recht beschaulich zu. Grächen scheint uns ein guter Standort für Wanderungen in den Bergen und Ausflüge in die Umgebung zu sein. Mit dem Hotel Gädi haben wir ebenfalls eine gute Wahl getroffen. Der Patron ist freundlich, hilfsbereit und entgegenkommend. Mit Anna, die gestern ohne Paul im Hotel eingetroffen ist, rechnet der Patron statt des Einzelzimmers ein halbes Doppelzimmer ab, weil er meint, dass Anna bereits "genug Pech hatte".

Um 11:15 Uhr fährt unser Bus ab nach St. Niklaus, wo wir in die Eisenbahn nach Visp umsteigen. Um 12:30 Uhr haben wir das Krankenhaus in Visp erreicht. Bevor wir Paul mit der Nachricht vom Morgen unter einen neuen Schock setzen, schicken wir Anna zunächst vor, und wir folgen etwas später. Paul berichtet munter von seinen Krankenhauserlebnissen. Er fühlt sich gut untergebracht und versorgt. Dank einer asiatischen Krankenschwester, die in Köln im Klösterchen ihre Ausbildung absolviert hat, besteht sogar eine Anbindung an die Heimat. Pauls Krankenhausentlassung wird nach Auswertung der Laborbefunde und Arztgespräch voraussichtlich gegen 15:00 Uhr sein. Wir stärken uns in der Krankenhauskantine und beschließen dann, dass Anna bei Paul bleibt, Lisa auf ein Arztgespräch wartet, während sich Gisa, Karl und Katrin mit Hund auf den Weg nach Saas Fee machen. Über Handy wollen wir in Kontakt bleiben.

Gisa und Karl holen Katrin mit Hund in einem Straßencafé der hübschen Ortschaft ab. Gemeinsam gehen sie zum Bahnhof und holen Informationen für die Weiterreise nach Saas Fee ein. Die Auskunft verweist sie zum Busterminal der Linie 1, wo um 15:30 Uhr der nächste Bus nach Saas Fee abfahren soll. Lisa ruft an und berichtet, dass das Arztgesrpäch stattgefunden habe und sie sich auf dem Weg zu uns befände. Die Arztauskünfte seien insgesamt positiv und es lägen keine besorgniserregenden Befunde vor. Allerdings soll Paul sich in der Belastung etwas zurückhalten. Von ärztlicher Seite sind Tagestouren unterhalb von 3.000 m mit kleinem Gepäck gestattet. Damit verbietet sich für Paul die Fortsetzung der Tour!

Bis zur Abfahrt des Busses haben wir noch mehr als eine Stunde Zeit. Mangels anderer Sitzgelegenheiten an der Haltestelle nutzen wir die Bordsteinkante als Bank. (Die Beschriftung „Saas Fee“ als Ziel der Buslinie 1 ist übrigens nicht in Spiegelschrift angebracht, sondern entspringt einer Laune des Fotolabors.) Anna ruft an und informiert uns darüber, dass sie sich mit Paul auf dem Weg zum Bahnhof befindet. Karl geht ihnen entgegen und trifft sie gut gelaunt in der Fußgängerzone. Diesmal passt alles zusammen. Der Bus kommt pünktlich um 15:30 Uhr und nach einer Stunde Fahrzeit treffen wir gemeinsam in Saas Fee ein. Mit einem einem Fußweg durch den autofreien Ort erreichen wir in 15 Minuten das Hotel  und stellen fest, dass der Name "Waldesruh" nicht enttäuscht. Das  Hotel liegt sehr ruhig am Waldrand mit Blick auf die Viertausender der  Mischabelgruppe und die umgebenden Gletscher. Die Zimmern sind komfortabel, wir fühlen uns für die beiden nächsten Tage sehr gut untergebracht.

Unser Gespräch kreist auch heute um das Thema "Essen", ein für uns wichtiger Aspekt des Lebens, dem wir einen hohen Stellenwert  eimessen.  Über Tag sind wir genügsam, aber spätestens am Abend brauchen wir ein gutes Essen, da kennen wir keinen Spaß. Heute haben Gisa und Karl die Auswahl des Restaurants übernommen. Nach einer Runde durch Saas Fee entscheiden sie sich für das Restaurant „Mistral“. Die Wahl erweist sich als gut! Küche, Ambiente und Service genügen unseren Ansprüchen. Paul lässt es sich nicht nehmen, auf seine Rückkehr zur Gruppe einen Aperitif auszugeben. Nach zwei anstrengenden und auch grenzwertigen Tagen können wir den heutigen Abend ganz besonders genießen.

Auf dem Rückweg nehmen Anna, Paul, Gisa und Karl noch einen Umweg über die Hotelbar, die eigentlich gerade geschlossen werden sollte. Bei einem Dôle wird über die weitere Planung gesprochen. Mit einem Tagesticket wäre per Bus ein Ausflug nach Macunaga möglich, wo wir uns treffen könnten. Paul kann sich für diese Idee nicht so recht begeistern. Klar ist bereits, dass Anna und Paul sich bald in Richtung Zermatt zurück bewegen wollen und dort auf unsere Rückkehr warten werden. Anna möchte uns am letzten Tourentag am Kleinen Matterhorn treffen und mit uns auf das Breithorn gehen. Paul und Karl beraten sich über ein für unseren Abschlußabend angemessenes Restaurant in Zermatt. Paul hat bereits eine Adresse im Kopf, die mit 17 Gault Millau-Punkten bewertet ist. Dort wird er reservieren, was aber vorerst eine Überraschung bleiben soll.

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