Dienstag, 3. August 2004

TMR 2004: Auf Walserspuren auf das Breithorn, Dach unserer Tour

Am Morgen brummt der Kopf noch etwas, aber es gibt keine Gnade. Da heute eine lange Etappe mit viel Höhendifferenz vor uns liegt, finden wir uns um 7:00 Uhr zum Frühstück ein. Für italienische Verhältnisse wird ein sehr ordentliches Frühstücksbuffet angeboten. Lediglich das Brot kann nicht mithalten. Es ist vom Vortag und schmeckt altbacken. Um 8:00 Uhr brechen wir von dieser gastlichen Hütte auf, in der wir für einen Halbpensionspreis von 35 € pro Pension verwöhnt worden sind. 

Die Wetterprognose kündigt eine Verschlechterung unseres bisher optimalen Wetters an. Das gefällt uns gar nicht. Wir haben nämlich unsere Route so angelegt, dass wir morgen die Chance haben, zum zum Abschluss unserer Tour auf das Breithorn zu steigen. Außer für Gisa und Karl wäre das Breithorn mit einer Höhe von mehr als 4.000 m für alle anderen der Gruppe der erste Viertausender. 



Etappe 8
Dienstag, 03.08.2004
Rif. Ferraro (2.072 m) in Résy bei St. Jacques - Fiery (1.890 m) - Gran Lago (2.808 m) - Colle Cima Binache (2.982 m) - Testa Grigia (3.478 m)
Länge
11 km
Gehzeit lt. Beschreibung
4:30 Std.
Tatsächliche Gehzeit
5 Std.
Unterkunft
Rifugio Guido del Cervino auf der Testa Grigia (3.478 m)

Zunächst steigen wir auf einem Waldweg von Résy etwa 200 m zu der alten Walsersiedlung Fiery ab, wo wir einer Französin mit Orientierungsproblemen helfen. Ab Fiery wartet ein langer Anstieg, der uns auf einem wunderschönen Weg an den Spuren ehemaliger Walserhöfe vorbei in die Höhe führt. Unser Gehtempo harmoniert heute nicht besonders gut. Gisa und Karl gehen darum voraus und halten dabei Ausschau nach geeigneten Pausenstationen. Etwa jede Stunde wird eine Pause eingelegt. 



Kurz bevor wir den Übergang in fast 3.000 m Höhe erreichen, sehen wir unter uns den Gran Lago und darüber die Flanke des Ventina-Gletschers. Auf dem Übergang schauen wir dann auf das Skigebiet oberhalb von Breuil, das im Sommer einer unwirklichen Mondlandschaft gleicht. Zu erkennen ist auch schon die Testa Grigia am Rand des Rosa-Plateaus.

Erleichtert stellen wir fest, dass die Seilbahn zur Testa Grigia in Betrieb ist, so dass uns der Aufstieg bis auf fast 3.500 m erspart bleibt, zumal sich auch das Wetter immer mehr verschlechtert. Wir haben nur noch einen kurzen Abstieg zur Mittelstation der Seilbahn vor uns.

Die Bergstation Testa Grigia setzt sich aus einem Ensemble mehrere Häuser zusammen, von denen eines unsere Hütte ist. Neben der Seilbahnstation befinden sich noch Wetter- und Antennenstationen. Unsere Hütte, die unmittelbar neben der Bergstation liegt, profitiert von der Infrastruktur profitiert und ist für diese Höhe durchaus komfortabel und gemütlich eingerichtet. Außer uns befinden sich in der Hütte noch vier weitere Übernachtungsgäste, die aber später eintreffen. 


Die Aussicht ist trotz der Wolkenbildung großartig und lockt uns immer wieder nach draußen . Auf dem Gletscher befindet sich ein Sommerskigebiet, auf das wir von der Hütte schauen. Dahinter liegt das 3.883 m hohe Kleine Matterhorn. In dem Gipfelaufbau befindet sich ein Stollen, in dem die Bergstation der Seilbahn liegt. Das andere Ende des Stollens führt auf den Gletscher rechts vom Gipfel. Morgen werden wir uns das aus der Nähe anschauen, weil wir unseren Abstieg nach Zermatt mit dieser Seilbahn geplant haben



Per SMS tauschen wir Nachrichten mit Anna aus, die morgen mit auf das Breithorn steigen möchte und darum Kontakt mit dem Bergführer aufgenommen hat. Unsere deutsch sprechende Hüttenwirtin Sabrina hat Informationen über eine weitere Wetterverschlechterung, und tatsächlich setzen auch Regen und Graupel mit Gewitter ein.
Den Bergführer werden wir auch ohne Gipfelbesteigung in Anspruch nehmen. Auf dem Weg zur Seilbahn am Kleinen Materhorn müssen wir einen sehr spaltenreichen Gletscher queren, und der Bergführer bringt die fehlende Gletscherausrüstung mit. Anna informiert uns, dass der Bergführer für den Fall, dass die  Breithornbesteigung nicht möglich ist, uns anrufen wird, um uns für die Gletscherpassage nicht bereits zur vereinbarten Zeit von 7.00 Uhr, sondern später abholen wird. 
Zum Abendessen gibt es Pasta, Braten mit Blumenkohl (schon wieder) sowie als Dessert Kuchen. Sabrina rechnet für die Nacht oder spätestens für den nächsten Tag mit Sturm. Trotz der schlechten Aussichten vereinbaren wir für 6:00 Uhr das Frühstück und begeben uns um 21:00 Uhr in die Betten. Ein erholsamer Schlaf stellt sich jedoch nicht ein.

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