Die Ankunft in Cangas de Onís, touristisches Zentrum der Picos in Asturien, hätten wir uns schlechter kaum ausmalen können. Es regnet in in Strömen, die Wetterprognose ist ungünstig, Straßen sind aufgrund von Sportveranstaltungen gesperrt, Wanderkarten sind erst wieder am Tag unserer Abreise zu erhalten (Post der Anreise vom 8.06.2018). Am Abend schlägt die Wetterentwicklung um. Für den nächsten Tag ist sonniges, trockenes Wetter angekündigt. Trotz spärlicher Informationen und fehlender Wanderkarten wollen wir diese Chance im Nationalpark Picos de Europa in der Umgebung von Poncebos nutzen. - Fotoserie: Wanderung in den Picos de Europa
Bei der Ankunft in Poncebos stellen wir auch hier Verkehrseinschränkungen durch eine Sportveranstaltung und eine generelle Parkplatzknappheit fest. Poncebos liegt nicht nur am beliebten GR-202 (Routa de la Reconquista), hier beginnt auch der stark frequentierte Wanderweg durch die Cares-Schlucht (Garganta del Cares). Zusätzlich führt heute ein Ultra-Berglauf durch Poncebos. Teilnehmer des Laufs treffen jedoch nur in großen Abständen ein, so dass von der Straße lediglich eine Läufergasse abgeteit ist und Ordner den Verkehr regeln. Freie Parklätze sind nicht zu finden. Wie viele andere Besucher parken auch wir das Auto am Rand einer engen Straße.
Ohne Wanderkarte sagen uns Ortsnamen auf Wegweisern nichts, so dass wir zunächst eine Kurzwanderung zu einem Aussichtspunkt im winzigen Bergdorf Camarmeña unternehmen. Im Dorf gruppieren sich eine Handvoll Häuser für 19 Einwohner um die kleine Kirche. Am Mirador blicken wir zum legendären Naranjo de Bulnes, der als bedeutendster Berg der Picos de Europa gilt (siehe 1. Foto oben).
Nach 1:20 Std. sind wir zurück am Auto und folgen der Straße, auf der etliche Wanderer unterwegs sind. Eine Tafel hinter einem Tunnel verschafft Aufklärung. Die Straße führt zur Cares-Schlucht (Garganta del Cares). Mittlerweile ist es zu spät, um zu einer längeren Wanderung in der Schlucht aufzubrechen. Als Alternative bietet sich ein Abschnitt auf dem GR-202 bis zum Bergdorf Bulnes an. In dem Bergdorf ohne Straßenanbindung leben 42 Einwohner. Seit einigen Jahren besteht jedoch eine Standseilbahn nach Poncebos, die durch einen Tunnel im Fels führt.
Nach ca. einstündiger Wanderung macht ein Wegweiser an einer Abzweigung zu der ca. 100 m über uns liegenden Bar Mirador Lallende aufmerksam. Das muss Bulnes sein, sagen wir uns und arbeiten uns mühsam auf dem steil ansteigenden Hang in die Höhe. Nach 1:30 Std. Gehzeit im ständigen Anstieg verkünden wir an der Bar im Kauderwelsch die Bestellung von alkoholfreiem Bier. Ah, Deutsche, antwortet der Wirt auf deutsch. Später stellt sich heraus, dass er 10 Jahre in Stuttgart in einer Firma für Glasreinigung gearbeitet hat, seit 2010 zurück im Dorf ist und seitdem die Bar betreibt. Außerdem erfahren wir, dass Bulnes aus 2 Teilen besteht, "Bulnes unten" und "Bulnes oben". Die Bar liegt in "Bulnes oben". Der letzte Anstieg war somit ein zusätzliches Bonbon.
Für den Rückweg nach Poncebos wählen wir eine Schleife über "Bulnes unten". Das Dorf lebt vor allem vom Tourismus am GR-202 (Routa de la Reconquista). Die Standseilbahn ermöglicht einen Besuch in Turnschühchen oder Flip-Flops und verschafft regen Publikumsverkehr, den 3 Bars und ein Albergo versorgen.
Praktische Informationen
- Anfahrt von Congas de Onís nach Poncebos: Ca. 50 km, 1:00 Std.
- Die beschriebene Wanderung startet hinter dem 1. Tunnel auf der Cares-Route und verläuft auf dem GR-202 (Routa de la Reconquista)
- Die Route ist auch ohne Wanderkarte kaum zu verfehlen.
- Streckenlänge: 3-5 km je Hin- und Rückweg)
- Gehzeit bis Bulnes oben: 1:30 Std., Rückweg über "Bulnes unten": 1:40 Std.
- Höhendifferenz: ca. 500 m
- Anforderungen: moderat mit wenigen kurzen, steilen Passagen, Wanderstöcke sind hilfreich
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