Wanderung Südafrika 2017 (siehe Terra Afrika)
Für den Morgen schlägt Bill eine Wanderung zu Felszeichnung der San
in den Felsen über dem Doring River vor. Da der Tag warm zu werden
verspricht und die Wanderung ein wenig Kletterei im schattenlosen
Gelände erfordert, starten wir nach einer Tasse Kaffee und einem vom
Bill am Morgen frisch gebackenen Muffin um 7:30 Uhr. Der Abstieg von der
Oudrif Farm zum Doring River und
die Überquerung des nur noch wenig Wasser führenden Flusses sind
harmlos. Der Gegenanstieg im felsigen Gelände bereitet dagegen einige
Mühe.- Fotogalerie Morning Hike mit Bill
Nach ca. 30 Minuten befinden wir uns an einer Gruppe von Felszeichnungen unter einem Überhang.
Bill ist über die Geschichte der San
('Buschmänner') und ihre Art zu malen ausgezeichnet informiert. Bill
erklärt, dass die Zeichnungen mindestens 1.500 Jahre alt sein müssen,
vermutlich aber deutlich älter sind. Vor 1.500 Jahren drang das
nomadische Hirtenvolk der Khoi aus Wüstenregionen in diese Gegend vor
und verdrängte die nomadische Jägerkultur der San.
Da Khoi aufgrund ihrer Herkunft aus Wüsten keine Felszeichnungen
anfertigen, finden bestehende Felszeichnungen seit 1.500 Jahren keine
Fortsetzungen. Nahezu vernichtet wurde die Ethnie der San durch
europäische Siedler. Europäer betrachteten San nicht als Menschen, sondern wie lästige oder auch gefährliche Tiere, die es auszurotten galt.
Während Tiere in Felsmalereien der San
naturalistisch dargestellt sind, haben Menschen unnatürliche
Proportionen und sind häufig als Mensch-Tier-Zwitterwesen abgebildet.
Wie alle Zeichnungen hinterlassende prähistorische Kulturen haben San
ihre Träume gemalt und Visionen dargestellt, die sie in Trancezuständen
erlebten, erklärt Bill. Einige exponierte Figuren stellen vermutlich
Schamanen dar, die in Trance Verbindungen zur Geisterwelt aufnahmen und
Rat für die Bewältigung des Lebens einholten. Schamanen hatten große
Verantwortung für das Überleben des Stamms und nahmen eine bedeutende
Rolle ein.
Im Unterschied zur verbreiteten arroganten Denkweise abendländischer Kultur, sehen San Menschen nicht als ‚Krone der Schöpfung’ an der Spitze einer hierarchisch gedachten Ordnung der Natur. San
betrachten die Natur als horizontal geordnet und jedes Leben als
gleichwertig. Für San lebten in Tieren ihre Ahnen fort. Wenn sie Tiere
jagten, opferten sich Ahnen für das Überleben der San, die ihrerseits ihre Ahnen mit der Jagd ehrten.
Felsmalereien zeigen mitunter Übermalungen, die von unterschiedlichen
Clans in unterschiedlichen Zeiträumen stammen. Ursprünglich waren die
Felszeichnungen farbiger, aber nur die Rote Farbe hat sich mit dem Fels
verbunden und blieb darum erhalten. Köpfe wurden weiß gemalt. Weiße
Farbe war weniger dauerhaft. Reste sind nur selten erhalten, weshalb die
Figuren meistens kopflos sind. Eine vollständige Entschlüsselung der
Zeichnungen ist nicht möglich, weil die Kultur untergegangen ist und
kein Wissen hinterlassen hat. Auf überlebende Reste der San-Kultur
werden wir in einigen Tagen im Kgalagadi Nationalpark in der Kalahari
treffen und einige Wochen später noch einmal in der Central Kalahari
Botswanas.
Die komplizierte Klicksprache der San
erforschte im 19. Jahrhundert ein deutscher Linguist, der im Gefängnis
von Kapstadt San interviewte. Ihm verdanken wir Informationen über die
Bedeutung der 35 unterschiedlichen Klicklaute.
Wir besuchen mit Bill noch eine weitere Gruppe von Felszeichnungen und
kehren nach 1,5 Stunden hoch interessanter Wanderung zur Oudrif Farm
zurück, an der Jeanine mittlerweile das Frühstück vorbereitet hat. Auf
Empfehlung von Jeanine unternehmen wir nach dem Frühstück einen Ausflug
zum Traveller’s Rest Farm Stall. Auf dem Privatgelände der Farm sind
zahlreiche Felszeichnung der San erhalten. - Post des Ausflugs: Sevilla Rock Art Trail by Traveller's Rest in den Cederberg Mountains
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