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Abtei Mariawald |
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Wegpunkte auf unserer Wanderroute |
Der Winter wollte bei unserer
Wanderung um den Rurstausee vor zwei Wochen noch nicht aufgeben. Er zeigte sich jedoch bereits zahm. Gemäß Prognose soll heute endlich der Frühling triumphieren. Wir sind bereit und unternehmen eine weiträumige Tour um die Urfttalsperre im
'Nationalpark Eifel', der erst im Jahr 2004 als 14. und jüngster
Nationalpark Deutschlands eingerichtet wurde. Auf Abschnitten des
'Eifelsteigs' und des
'Wildnis-Trails' begegnen wir Zeugnissen der jüngeren Kulturgeschichte, deren Wurzeln in prähistorische Zeiten zurückreichen. Natur und Kultur verschmelzen zu einer attraktiven Rundtour mit Einkehroptionen an der Staumauer der Urfttalsperre, in der 'Burg Vogelsang' und im 'Kloster Marienwald'. Wir nutzen diese Gelegenheit, um neue Wanderschuhe zu testen und um erste Gehübungen mit einem GPS-Gerät zu unternehmen, das wir für eine bevorstehende
USA-Reise in
'Wildernes Areas' von New Mexico und Arizona benötigen, um dort nicht verloren zu gehen.
Diashow mit Fotos der Tour
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Ranger-Treffpunkt an der Kermeter Höhe | |
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Schneereste an der Kermeter Höhe |
Wir starten unsere Wanderung an einem Ranger-Treffpunkt des Nationalparks. Einrichtungen der
'Kermeter Höhe' erinnern mit ihrem breiten Informationsangebot positiv an Infrastruktur von Nationalparks der USA. Zugang und Parkplatz sind im Unterschied zu den USA kostenlos. Das Wetter zeigt sich am Morgen noch steigerungsfähig. Wir treffen auf Schneereste, aber die Temperatur liegt um 9:30 Uhr immerhin bei 12 Grad. Sonnig mit angenehmen 22 Grad wird es erst am Nachmittag.
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Motiv an der Urfftalsperre |
Die erste Wegmarke unserer Route erreichen wir nach 2,5 km, die Staumauer der Urfttalsperre. Die im Zeitraum 1905-1910 errichte
Urfttalsperre war zu Beginn des letzten Jahrhunderts der größte Stausee Europas. Ihre Staumauer war bis 1912 die höchste Staumauer Europas. Gewaltig kommen uns die Dimensionen nicht vor.
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Markierungen von Eifelsteig und Wildnis-Trail |
Nach Überquerung der Talsperre treffen wir auf den
'Eifelsteig' und folgen vorerst dessen
4. Etappe von Einrur nach Gemünd, die sich auf diesem Abschnitt mit dem
'Wildnis-Trail' deckt, der mit dem
'Nationalpark Eifel' neu eingerichtete wurde.
Ein längerer und teilweise auch kräftiger Anstieg leitet uns auf die
'Dreiborner Hochfläche', die erst seit dem Jahr 2006 wieder z.T. öffentlich zugänglich ist. Von 1946 bis 2005 war die
'Dreiborner Hochfläche' militärisches Sperrgebiet, das zunächst von englischen Besatzern und später vom belgischen Militär als Übungsgelände genutzt wurde. Im Jahr 2001 trainierten hier noch belgische Truppen den Straßen- und Häuserkampf für einen NATO-Einsatz im Kosovo. Im Gelände werden Reste von Munition und Kampfmitteln vermutet, weshalb strenge Wegepflicht besteht.
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Wüstung Wollseifen auf der Dreiborner Hochfläche |
Auf der Höhe liegt die gespenstische
'Wüstung Wollseifen'. Als Besatzer zwang englisches Militär 1946 ca. 500 Einwohner mit einer Frist von 3 Wochen zur Räumung des Dorfes, weil ein militärisches Übungsgelände eingerichtet werden sollte. 1950 übernahm belgisches Militär das Gelände. Bis 1950 durften ehemalige Bewohner einmal jährlich zu Allerheiligen ihre Verstorbenen auf dem Dorffriedhof besuchen. Inzwischen war der Friedhof aufgrund von Militärübungen so stark verwüstet, dass die Verstorbenen auf Friedhöfe außerhalb des Geländes umgebettet wurden.
Die Dorfkirche bietet nach Sanierungsmaßnahmen äußerlich wieder ihr ursprüngliches Bild. Bis auf die Dorfkirche und das ehemalige Schulgebäude sind Häuser dieser 'Geisterstadt' fast vollständig zerschossen. Erhalten sind Ruinen von Hausattrappen, die für militärische Übungszwecke errichtet worden sind.
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Burg Vogelsang im Nationalpark Eifel |
Im Abstieg von der
'Dreiborner Hochfläche' streifen wir das Gelände eines weiteren zwangsgeräumten Dorfs. Die 'Wüstung Vogelsang' ist kaum wahrnehmbar, während auf dem Hügel 'Erpenscheid' der Komplex der ehemaligen
'NS-Ordensburg Vogelsang' das Gelände dominiert. Wir treffen auf eine Baustelle. Die Anlage wird zum
Nationalparkzentrum des
'Nationalparks Eifel' umgebaut. 2014 sollen das neue Forum und einige Nebeneinrichtungen eröffnet werden. Als privater Investor möchte unser Freund Harry in dem Komplex seine
'Astronomie-Werkstatt "Sterne ohne Grenzen" ansiedeln. Harry ist aktives Mitglied der
'International Dark-Sky Association' und engagiert sich mit großem Einsatz für die Errichtung eines 'Sternen-Reservats' im
'Nationalpark Eifel'. In Europa bestehen aktuell nur zwei 'Sternen-Reservate' in Ungarn. Die Erfolgsaussichten für ein weiteres 'Sternen-Reservat' in der Eifel sind positiv, weil auch die Politik Nutzen erkennt, von dem sie ebenfalls profitieren könnte.
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Victor-Neels-Brücke über die Urft |
Ohne Aufenthalt wandern wir bergab in das Urfttal. Eine imposante Hängebrücke stellt für Fußgänger und Radfahrer seit dem Jahr 2009 eine für die Infrastruktur des Nationalparks wichtige Verbindung zwischen beiden Uferseiten der
Urft her. Benannt ist die
'Victor-Neels-Brücke' nach einem belgischen Kommandanten des 'Camp Vogelsang', der mit dieser Geste für sein soziales Engagement geehrt wurde.
Nicht weit von hier liegen an der Urft Relikte römischer Geschichte in
'Germanien'. Die
römische Wasserleitung von der Eifel nach Köln, ein Meisterwerk römischer Baukunst, begann an der
Urft.
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Kleine Schlange im Nationalpark Eifel |
Mittlerweile ist die Wolkenschicht dünner geworden. Sonniges Wetter breitet sich aus und lockt wechselwarme Tiere aus Verstecken. Auf der Etappe zwischen Urft und
'Abtei Mariawald' erblicken wir eine etwa 40 cm lange Schlange, die sich in der Sonne aufwärmt. Abgesehen von Vögeln sind uns keine weiteren wilden Tiere auf der Wanderung begegnet.
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Abtei Mariawald |
Unser letztes Zwischenziel, das Zisterzienser-Kloster
'Abtei Mariawald', erreichen wir nach 3,5 Stunden Gehzeit. Mit gutem Gewissen leisten wir uns hier eine ausgiebige Pause und würden gerne das Kloster erkunden. Geführt wird das Kloster von 'Trappisten', die als
'Zisterzienser der strengeren Observanz' bezeichnet werden. Möglicherweise ist es der Ordensregel geschuldet, dass sich das Kloster als ziemlich abweisend gegenüber Besuchern präsentiert. Andererseits finanziert sich das Kloster aus einer Likörfabrik sowie aus dem Betrieb von Gaststätte, Klosterladen, Buchverlag. Diesen Widerspruch müssen Mönche und Besucher aushalten.
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Rast an der Abtei Mariawald |
Gerdezu legendär ist der Ruf der von der Gaststätte des Kloster angebotenen Erbensuppe. Wie fast alle anderen Gäste folgen auch wir diesem Ruf. Die Erbsensuppe ist tatsächlich gut, sie reicht jedoch nicht an die Qualität vieler Linsensuppen heran, die wir in Hütten des Elbsandsteingebirges probiert haben. Diese Wertung ist natürlich rein subjektiv.
Der Rückweg von der
'Abtei Mariawald' zu unserem Startpunkt am Parkplatz
'Kermeter Höhe' folgt auf einem Abschnitt der dritten Etappe des
'Wildnis-Trail'. Hoch zufrieden beenden wir nach einer weiteren Stunde Gehzeit durch wunderschöne Buchen- und Eichenwälder diese attraktive Runde.
Unsere Fazits
Nachdem sich der vorletzte Kauf von Wanderschuhen als ein 159 € teurer Flopp erwies, bewähren sich heute die neuen Wanderschuhe zu unserer Zufriedenheit.
Ein GPS benötigen Wanderer auf den perfekt markierten Wegen nicht. Wir sind mit dem GPS aus Übungszwecken unterwegs und erkennen, an der Schwelle einer steilen Lernkurve zu stehen, eine Erfahrung, die uns motiviert und nicht deprimiert. Dem GPS können wir immerhin die Informationen von 5:13 Std. Dauer und 693 m Höhenunterschied (jeweils im
Aufstieg und im Abstieg) abgewinnen. Nach Abzug aller Aufenthalte beträgt
die reine Gehzeit für sportliche Wanderer etwa 4.5 Stunden.
Hinsichtlich ihrer technischen und konditionellen Anforderungen ordnen wir die Route für sportlich trainierte Wanderer als moderat ein. Erwähnenswerte Schwierigkeiten sind nicht anzutreffen.
Die von uns konzipierte Wanderroute werten wir mit Höchstnoten eines Premiumwegs, den wir spätestens dann wiederholen wollen, wenn das
Nationalparkzentrum und die
'Astronomie-Werkstatt "Sterne ohne Grenzen" in der Burg Vogelsang eröffnet sind. Bis dahin sind wir fit genug, um die Runde als GPS-Tour dokumentieren zu können.
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