Samstag, 18. Juni 2016

Wer kein Ziel hat, kann auch keines erreichen - Dämmerungsschleife 24 Stunden von Rheinland-Pfalz - 24 km, 1.077 m Höhenmeter

Transparent am Schulhof Hennweiler

2_Daemmerungsschleife_2016_blau.jpgSchulhof Hennweiler nach der Tagesschleife Gegen 15:00 Uhr haben wir die 1. Runde beendet (Post Runde 1). Bis zum Start in die 2. Runde lassen wir uns 1,5 Stunden Zeit, um das von Gauls Catering gesponserte ausgezeichnete Abendessen ab 16:00 Uhr nicht zu verpassen.
Im Hinblick auf die Organisation der Verpflegungsstellen empfiehlt der Veranstalter, zwischen 17:00 und 18:00 Uhr in die 2. Runde über 24 km zu starten. Mittlerweile drohen dunkle Wolken mit neuem Ungemach. Um 16:30 Uhr brechen wir auf, weil wir die Wetterentwicklung nicht abwarten wollen und die Runde im Tageslicht beenden möchten.
Post Tagesschleife - Fotogalerie Pause nach Tagesschleife - Fotogalerie 24km Dämmerungsschleife

 

Motivationsspruch auf der DämmerschleifeRegenguss und Gewitter nahen auf der Dämmerschleife Von Hennweiler geht es einige Kilometer auf morastigen Wegen bergab in das Hahnenbachtal. Gewitter nahen, ziehen aber glücklicherweise nicht über uns hinweg. Der nächste Regenguss trifft uns dagegen mit Wucht. Zum Glück ist er nur von kurzer Dauer, versorgt aber schlammige Wege mit Nachschub.




Häppchen am Forellenhof nach 6,5 km Nach 6,5 km erreichen wir im Hahnenbachtal das Hotel und Restaurant Forellenhof. Inzwischen ist die Wolkendecke aufgerissen. Aufgrund der frühen Startzeit vermuten wir, dass angekündigte Forellenhäppchen noch nicht angeboten werden. Wir täuschen uns. Vor dem Haus sind auf einem Tisch Platten mit gebackener Forellentarte und Nussbrot mit Forellenaufstrich angerichtet. Eine freundliche Dame lädt zum Probieren ein. Obwohl wir erst vor weniger als 2 Stunden die Abendmahlzeit eingnommen haben, greifen wir gleich zweimal zu, weil uns die Häppchen schmecken. So darf sich die Runde gerne fortsetzen. Wir nehmen uns vor, das Restaurant morgen zu besuchen.





Unsere Wünsche werden nicht erhört. Kaum haben wir den Forellenhof verlassen, als Schleusentore sich zu öffnen scheinen, um Wassermassen von oben auf uns ergießen. Spontan fühlen wir uns an etliche Schottlandreisen erinnert, auf denen wir derartige Wetter oft erlebt haben. Am nächsten Verpflegungspunkt bei Kilometer 8 an der Ruine Schmidtburg gießt es noch immer wie aus Kübeln. Da vor Ort keine Unterstellmöglichkeiten existieren, greifen wir nur eine Flasche Apfelschorle und setzen unseren Weg fort. Die nächsten ca. 7 km (im Roadbook als "tolles Geläuf" beschrieben) sind kein Wanderweg, sondern eine pausenlose Abfolge großer und kleiner Schlammlöcher, die als Wanderweg markiert sind. Schwere Forstfahrzeuge haben ganze Arbeit geleistet. Um nicht im Schlamm zu versinken, müssen wir mitunter Bypässe im Wald suchen. Wir beginnen, die Doppeldeutigkeit des "tollen Geläufs" zu verstehen. Fotos sind jetzt nicht mehr bzw. wären nur noch mit Unterwasserkamera möglich.

2. Verpflegung am Sportheim Woppenroth nach 14 km In Richtung Woppenroth lässt der Regen allmählich nach. Die Wege bleiben schlammig. Am Sportheim Woppenroth erreichen wir nach 14 km Schlammschlacht die nächste Verpflegungsstelle. "Der Schlamm ist jetzt vorbei", erklärt einer der anwesenden Betreuer. Wir trauen ihm nicht und tun recht daran. Weitere Schlammpassagen folgen. Sie sind lediglich kleiner als zuvor.
Über die Standardverpflegung hinaus bietet der Sportverein ein breites Verpflegungsprogramm gegen Bezahlung. Uns reicht Apfelschorle. Während mehrere Blasen an Füßen versorgt werden, könnten uns vielleicht rockige Rhythmen aufmuntern. Stattdessen versuchen drei Alphornbläser einzuschläfern.





Höhe bei WoppenrothHöhe bei Woppenroth Nach einer flach abfallenden Passage folgt ein ca. 4-5 km langer Anstieg durch Wald zum höchsten Punkt der Strecke in 565 m Höhe. Um 21:00 Uhr erreichen wir den buchstäblich aussichtlosen Scheitelpunkt im Wald. Erst auf dem Abstieg nach Hennweiler verlassen wir den Wald und schauen auf eine Landschaft in dramatischer Abendstimmung.



Verpflegung nach der SchlammschlachtVerpflegung nach der Schlammschlacht Um 22:00 Uhr beenden wir die Runde nach 5,5 Std. Gesamtzeit (5 Std. Gehzeit). Eine Mischung von schwerem Wetter, langen und kurzen Passagen im schlammigen Gelände und schmerzenden Blasen an den Fürßen hat an unserer Motivation genagt. Die Routenführung durch tiefes Gelände schlammanfälliger Täler macht bei der aktuellen Wetterlage keine Freude. Die Euphorie der 1. Runde löste sich zunächst langsam und mit zunehmender Distanz beschleunigt auf. Vielleicht handelt es sich auch um Selbstmitleid, das uns weitere Schlammschlachten auf 23 km Nachtschleife verbietet. Nach Runde 2 streichen wir die Segel. Insgesamt 54 km Distanz und 2.735 Höhenmeter sind in 10:50 Std. zurückgelegt, kein Grund zur Unzufriedenheit. Als Belohnung gönnen wir uns Junkfood und Bier.

Fazit
Von der Idee zur Neuauflage im nächsten Jahr haben wir uns verabschiedet. Das Konzept der Routenorganisation gefällt uns nicht. Das Wetter und seine Auswirkungen liegen selbstverständlich nicht in der Verantwortung der Ausrichter. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die Auswahl der Strecken verantworten die Veranstalter. Wetter- und schlammanfällige Strecken durch dunkle Wälder als 2. und 3. Runde anzusetzen, halten wir für keine gute Idee und betrachten sie als schlechte Werbung für die Region. Persönlich würden wir außerdem einen Start am Abend bevorzugen, wie er seit 58 Jahren bei den 100 km von Biel praktiziert wird.

Unser Fazit ist persönlicher Art und beansprucht keine Allgemeingültigkeit. Bei allen Einwänden können wir die bei vielen Teilnehmern verbreitete Begeisterung für das Event durchaus nachvollziehen. Die Veranstaltung ist nicht nur liebevoll organisiert, die Organisation grenzt an Perfektion. Sponsoren unterstützen die Veranstaltung großzügig und ermöglichen ein kleines Startgeld. Dass Teilnehmer nicht nur nehmen, sondern mit einer Spende zugunsten von Kinderhilfsorganisationen auch geben, ist mehr als fair. 

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