Samstag, 22. August 2015

Marteller Höhenweg Teil 3 - Das Beste zuletzt: Genuss-Tour auf dem Breitbichl-Grat von der Göflaner Scharte zum Kreuzjöchl

Marteller Höhenweg auf dem Breitbichl-Grat
Nach Etappe 1 (Post vom 12.08.2015) und Etappe 2 (Post vom 20.08.2015) vollenden wir heute den Marteller Höhenweg mit dem Gratweg zwischen Göflaner Scharte und Kreuzjöchl. Während wir auf den beiden ersten Etappen alleine unterwegs waren, begegnen uns heute auf dem Breitbichl-Grat wenige entgegenkommende Wanderer. Warum der großartige Marteller Höhenweg kaum begangen wird und Wanderer auf dem Breitbichl-Grat ausschließlich in Gegenrichtung unterwegs sind, bleibt ein Rätsel, das uns immer wieder verwundert. Andererseits steigert dieser Sachverhalt die Attraktivität der Route, weil wir einsame Strecken lieben. Es mag daher klüger sein, die Wanderung still zu genießen und nicht zu beschreiben, aber wer motiviert ist, findet den Marteller Höhenweg auch ohne unsere Posts, und wer nicht interessiert ist, den wird auch kein Post motivieren. (13,5 km, 940 Höhenmeter, 4:40 Std. Gehzeit, Anforderung bis T3 lt. SAC-Wanderskala) - Diashow der Fotoserie



Gasthof Hasl am Nördersberg
Die Rundwanderung startet in 1.550 m Höhe am Vinschgauer Nördersberg beim Gasthof Hasl, den wir ab Göflan auf durchgehend asphaltierter Höfestraße erreichen. Vom Gasthof Hasl kann die Wanderung im Uhrzeigersinn (beginnend in östlicher Richtung auf Weg Nr. 1) oder gegen den Uhrzeigersinn (beginnend in westlicher Richtung auf Weg Nr. 2) unternommen werden. Wir bevorzugen die West-Variante, bei der wir an der Göflaner Scharte bereits 60 % der Strecke zurückgelegt haben und die nachfolgende Genusswanderung auf dem Breitbichl-Grat den steilen Anstieg zur Scharte belohnt.







Kohlplatzhütte am Kohlplatz
Auf dem ersten Abschnitt gewinnen wir auf Almböden und durch Kiefernwälder kaum an Höhe, bis nach ca. einer Stunde die Kohlplätze erreicht sind (1660 m), an denen wir auf den Göflaner Marmorweg treffen. 11 Stationen des Themenwegs vermitteln mittels Bild-Text-Tafeln und teilweise auch Objekten den Marmorabbau in früheren Zeiten. Am Kohlplatz wurde ehemals Holzkohle für eine Schmiede gewonnen, die Werkzeuge für den Marmorabbau bearbeitete. In der erhaltenen Kohlplatzhütte wohnten damals Waldarbeiter.








Marmorweg zur Göflaner Alm
In südlicher Richtung folgen wir vorerst nur moderart ansteigend dem aus Marmorschotter bestehenden Göflaner Marmorweg (Weg Nr. 3) durch Almengelände und erblicken bald die bewirtschaftete Göflaner Alm (1826 m), in der ehemals die Schmiede der Marmorbrüche betrieben wurde. Neben den Almengebäuden ist Abraummaterial des mittlerweile erschöpften Alpbruches aufgehäuft. In der Gegenwart wird Marmor ca. 400 m höher im Mitterwandbruch abgebaut. Für eine Einkehr liegt die Göflaner Alm zu früh für uns. Nach 1:20 Std. Gehzeit benötigen wir keine Rast.








Bremsrutsche am Göflaner Marmorweg
Jenseits der Göflaner Alm steigt der Wanderweg nun kräftig an. Eine Station des Göflaner Marmorwegs demonstriert, wie ehemals bis zu 8 t schwere Marmoblöcke auf Geleisen aus Lärchenstämmen mittels Bremsrutschen und menschlicher Muskelkraft ins Tal transportiert wurden.
Während der Weg Nr. 3 in das Gelände des Marmorbruchs führt, zweigt auf 2007 m Höhe unser Weg 3a etwas oberhalb der Bremsrutsche weiter ansteigend in östlicher Richtung ab.








Geröllfeld unter der Göflaner Scharte
Weg 3a führt zunächst in einem Bogen durch Kiefernwald um den Fuß eines von der Weißwand herabziehenden Bergrückens und setzt sich fort in einem nicht schwierigen Geröllfeld, das sich unter dem steil aufragenden Nordhang der Weißwand gebildet hat. Vom Geröllfeld blicken wir nun auch zur etwa 200 m höher liegenden Göflaner Scharte, an der wir auf den Marteller Höhenweg treffen.










Rast an der Göflaner Scharte
Blick von Göflaner Scharte auf Vinschgau und Sonnenberg
Die Göflaner Scharte vor Augen, arbeiten wir uns auf steilen Serpentinen hart, aber fair, schwitzend und keuchend zum 'Schartengipfel' empor, den wir nach 2:50 Std. (ab Haslhof) erreichen (2400 m). Nach redlicher Arbeit genießen wir eine wohlverdiente Rast und das Panorama an der Scharte.











Marteller Höhenweg auf dem Breitbichl-Grat
Über die Göflaner Scharte führt der Marteller Höhenweg aus Richtung Martelltal (Weg Nr. 23). Auf 2 Etappen sind wir bis zur Göflaner Scharte gelangt (Posts vom 12.08.2015 und vom 20.08.2015). Als 'Sahnehäubchen' des Marteller Höhenwegs werten wir den vor uns liegenden Abschnitt auf dem Breitbichl-Grat zum Kreuzjöchl. Der Gratweg ist komfortabel zu gehen, gut markiert und bietet grandiose Ausblicke. Unschwierige ausgesetzere Passagen sind z.T. mit Seilsicherungen versehen. Bei guter Fernsicht reicht der Ausblick weit in den Alpenraum. Die Fernsicht ist heute nicht optimal, aber immer noch gut genug, um unsere Begeisterung für diesen Weg erneut zu entfachen. Auf dem Grat bemerken wir interessante geologische Formationen, die uns mangels Wissen verschlossen bleiben.





Marteller Höhenweg auf dem Breitbichl-Grat
Der Gratweg erreicht nach ca. 30 Minuten Abstieg die Baumgrenze und weitere 30 Minuten durch Kiefernwald absteigend das Kreuzjöchl (2053 m), ein Übergang zwischen Vinschgau und Martelltal, an dem wir den nach Morter führenden Marteller Höhenweg verlassen, um auf Weg Nr. 1 zum Haslhof zurückzukehren. Der Weg durch Kiefernwald ist meistens steil und bietet wenig Aussicht oder Abwechslung, aber der 500 m tiefer liegende Haslhof ist mit 50 Minuten Abstieg (ab Kreuzjöchl) bald erreicht.

 







Rast am Haselhof
Nach 1:50  Std. Abstieg von der Göflaner Scharte bzw. 4:40 Std. Gesamtgehzeit kehren wir zum Haselhof zurück, den wir seit mehr als 20 Jahren besuchen. Die Jungbäuerin erkennt uns spontan und kommentiert unsere Ankunft mit den Worten "alle Jahre wieder". 'But not the same procedure as every year', ließe sich ergänzen. Die Altbäuerin werden wir in der Küche nicht mehr antreffen. Sie ist letztes Jahr im Alter von 81 Jahren aufgrund einer Krebserkrankung verstorben, erfahren wir von der Jungbäuerin. Das Alter geht auch an uns nicht spurlos vorüber. Der Aufstieg hat in diesem Jahr 10 Minuten mehr Zeit gekostet als vor 2 Jahren, was uns dank starker positiver Emotionen nicht beeindruckt.






Rast am Haslhof
Röstkartoffeln mit Speck und Spiegeleiern aus eigener Produktion sind zum Preis von 5,50 € ein aus der Zeit gefallenes Angebot, das uns beide sättigt. Unsere Rechnung über 10,50 € rundet die Jungbäuerin auf 10 € ab. Großzügiges Trinkgeld quittiert ein 'Vergelt's Gott'. Wechselseitig beteuern wir, dass es uns gut geht, ehe wir uns bis zum nächsten Jahr verabschieden.  

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