Sonntag, 21. Oktober 2012

Sächsische Schweiz 2012 - Wo Tafelberge 'Steine' heißen, befindet sich das Elbsandsteingebirge

Pfaffenstein mit 'Barbarine' (Felsnadel links)
Typisch für das linkselbische Elbsandsteingebirge sind bewaldete Sandstein-Tafelberge, die in diesem sozialen Raum als 'Steine' bezeichnet werden. Mit dem 'Lilienstein' befindet sich zwar auf der rechten Elbseite der 'König der Steine', der jedoch eine Ausnahme bleibt.
Unsere Tour konzentriert sich heute auf linkselbische 'Steine' (westliche Elbseite). Im Morgennebel starten wir am 'Gohrisch', der jedoch kein Sandstein-Tafelberg ist, sondern ein Basaltfelsen vulkanischen Ursprungs. Erst bei der Fortsetzung begeben wir uns ab dem 'Papststein' in die Welt der 'Steine'. Ab Mittag setzt sich sonniges Wetter durch, das am 'Quirl' und am 'Pfaffenstein' im Zauber des Lichts die Magie verständlich macht, die sich im Volksglauben mit den 'Steinen' verbindet.
Link: Diashow der Fotoserie



Wir blicken auf Relikte und Zeugen erdgeschichtlicher Frühzeit und zugleich auf (Zwischen-) Ergebnisse langfristiger geologischer sowie erodierender Prozesse, die das Klima beeinflusst. Die morphologische und biologische Ausgestaltung der Landschaft ist lediglich ein tempörärer Zustand von Strukturen unter dem Einfluss langfristiger Prozesse. Die Komplexität dieser Zusammenhänge entzieht sich nicht nur simplen Erklärungen, sie liegt außerhalb unserer Wahrnehmung, weshalb wir auf 'Wissenschaft' zurückgreifen. Diese lehrt uns, dass je nach Bedingungskonstellation diese Tafelberge früher oder später abgetragen sein werden.
In der Gegenwart faszinieren uns 'Steine' als Aussichtsplattformen und wegen ihrer bizarren Gestalten und Strukturen. Aber die Bedeutung dieser Objekte erschöpft sich nicht in der naiv erfassbaren Morphologie ihrer Oberfläche. Für Interessierte enthalten 'Steine' erdgeschichtliche und sozialgeschichtliche Nachrichten vergangener Zeiten und geben Einblick in komplexe Zusammenhänge jenseits menschlicher Wahnehmungsfähigkeit.


Eingehen am Gohrisch

   
Motiv am Gohrisch
Das Plateau des 'Gohrisch' erschließen mehrere Routen, die über Anforderungen eines durchschnittlichen Wanderweges hinausgehen und auf einigen Abschnitten mit ihren Treppen, Leitern und Seilsicherungen durch den zerklüfteten Fels eher Klettersteigen gleichen, wenn auch sehr einfachen Klettersteigen.
Für den Aufstieg auf das Plateau wählen wir die anspruchsvollste und zugleich auch attraktivste Route durch die teilweise extrem enge 'Falkenschlucht, die sogar eine kleine Kaminkletterei verlangt und Lust auf mehr solcher Vergnügen weckt. Brenta-Abenteuer werden in der Erinnerung lebendig, obwohl die Brenta natürlich eine völlig andere Nummer ist. Aber vielleicht sollten wir im kommenden Sommer wieder einmal die Brenta ins Auge fassen. Es muss ja nicht gleich der Bocchette-Weg sein.





Aufstieg durch die Falkensschlucht
Einstieg in die Falkenschlucht
Aufstieg durch die Falkenschlucht


Abstieg vom Gohrisch
Motiv auf dem Gohrisch-Plateau
Die Aussicht auf dem 'Gohrisch' reicht heute nicht weiter als 50 m. Da es auch noch kühl und feucht ist, gibt es keinen Grund für einen ausgedehnteren Aufenthalt. Wir steigen über den 'Normalweg' ab, der im oberen Abschnitt einige Felsstufen auf primitiven Holzleitern überbrückt.









Intermezzo am Papststein

   
Motiv auf dem Papststeinplateau
Aufstieg zum Papststein
Wir parken unser Auto auf einem Parkplatz zwischen 'Gohrisch' und 'Papststein' so dass wir nur die Straße überqueren müssen, um den Aufstiegsweg zum 'Papststein' zu erreichen. Auf das Plateau führt eine Serie seniorenkompatibler Treppen. Tatsächlich treffen wir auf dem Rückweg auch viele ältere Herrschaften, die offenbar im Gasthaus auf dem Gipfelplateau lunchen wollen. Da die Sicht noch immer schlecht ist und Lunch noch nicht angesagt ist, kehren wir gleich wieder um. Insgesamt sind wir erst eine Stunde gegangen und fahren nun zunächst einige Kilometer weiter bis Pfaffendorf.



Umrundung des Quirl

   
Königsstein
Pfaffenstein mit Felsnadel Barbarine (links)
Bei der Anfahrt in Richtung Pfaffendorf lösen sich endlich die Wolken auf und geben den Blick auf die 'Steine' vor uns frei. Das angekündigte sonnige Wetter lockt an einem Sonntag nicht nur uns in diese Gegend. In Pfaffendorf finden wir keinen Parkplatz und stellen das Auto nicht ganz legal am Ortsrand ab.





Quirl
Da vermutlich die meisten Wanderer zum 'Pfaffenstein unterwegs sind, auf dem ein Gasthaus zur Rast einlädt, gehen wir zunächst zu dem weniger besuchten 'Quirl' und hoffen, dass sich der Andrang am 'Pfaffenstein' später beruhigt hat.












Königsstein
Auf unserem Weg zum 'Quirl' blicken wir auf den 'Königsstein' mit seiner mächtigen Festungsanlage. Vermutlich wird dort heute ein großer Auftrieb sein. Das Plateau ist leicht und sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. In Verbindung mit Restaurants und Museen zieht die Festung auf dem 'Königsstein' ein Massenpublikum an. Wir wollen touristischen Massenbetrieb nicht verurteilen, schließlich tragen wir selbst zu diesem Phänomen bei. Aber bei einem Besuch des 'Königssteins' sollte man auf einen Touristenstrom gefasst sein, der mit der 'Bastei' vergleichbar ist. 








Motiv am Quirl
Diebeskeller am Quirl
Am 'Quirl' folgen wir den Hinweisen zum 'Diebeskeller', der größten Höhle der Sächsischen Schweiz gilt. Archäologische Funde weisen menschliche Anwesenheit bis zur Steinzeit nach. Der steinerne Tisch im Vordergrund wurde 1755 anlässlich einer kurfürstlichen Jagdgesellschaft eingerichtet. Die Höhle ist frei zugänglich. Ohne Taschenlampe ist aber kaum etwas zu sehen.
Wir folgen dem Weg entlang weiterer kleiner Höhlen und steigen zuletzt auf das größte geschlossene Sandsteinplateau der Sächsischen Schweiz, das bis Mitte des 19. Jahrhunderts landwirtschaftlich genutzt wurde.


Aufstieg zum Pfaffenstein

   
Blick auf Königsstein und Lilienstein
Blick auf den Pfaffenstein vom Quirl
Der hinter uns liegende 'Königsstein' und der 'Lilienstein' mögen die imposantesten 'Steine' der Sächsischen Schweiz sein, als spannender empfinden wir jedoch den 'Pfaffenstein', dem wir uns jetzt nähern.








Motiv am Pfaffenstein
Der 'Pfaffenstein' ist stark zerklüftet, aber das Plateau ist dank mehrerer Wege erschlossen. Treppen und Leitern erleichtern die Zugänglichkeit. Heute sind alle Alters- und Leistungsklassen am 'Pfaffenstein' unterwegs, aber glücklicherweise scheinen mehr Wanderer abzusteigen als aufzusteigen. Den Abstecher zur Felsnadel 'Barbarine', das von Mythen umwobene Symbol der Sächsischen Schweiz, brechen wir erfolglos ab. Vor Leitern mit Einbahnstraßenverkehr stauen sich nämlich Trauben wartender Wanderer.








Gasthaus am Pfaffenstein
Am Gasthaus auf dem 'Pfaffenstein' finden wir sogar noch Plätze an einem Tisch, müssen jedoch lange auf den Service warten, der sich bei diesem Ansturm am Limit befindet. Bei der Bedienung glauben wir eine gewisse Resignation auszumachen. Jedenfalls zieht sich unser Aufenthalt länger hin, als wir ihn beabsichtigt haben.











Blick vom Plateau des Pfaffensteins auf den Königsstein
Ehe wir absteigen, unternehmen wir einen Rundgang über die Aussichtspunkte auf dem Plateau. Dank seiner zentralen Lage bietet der Pfaffenstein in alle Richtungen eindrucksvolle Panoramen und Ausblicke auf etliche Tafelberge.












Der Abstiegsweg durch das 'Nadelöhr' ist ein weiteres Highlight des 'Pfaffensteins'. Namengebend ist eine enge Felsöffnung, die mit Rucksack intensiveren Felskontakt herstellt. Der nachfolgende Abstiegsweg ist steil, aber bei diesen Wetterbedingungen unschwierig zu gehen. Nach 2,5 Stunden Gehzeit ist die Runde abgeschlosssen. Die Gesamtgehzeit dieser 'Premiumtour' liegt bei 3,5 Stunden.

Nadelöhr am Pfaffenstein
Abstiegsweg vom Pfaffenstein
Abstiegsweg vom Pfaffenstein

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