Donnerstag, 16. Februar 2012

Winterwanderung um Putbus nach Süd-Westen

Motiv im Hafen von Lauterbach
Fürst-Malte-Allee
Das sonnige Winterwetter zieht uns trotz der Kälte in die Natur. Wir bleiben im Umfeld des Hotels, um die Umgebung im Südosten von Lauterbach und Putbus auf einer Wanderung zu erkunden. Abgesehen von einigen Schneeverwehungen bereitet die Schneeauflage kein besonderes Problem, aber die Strecke ist teilweise unangenehm vereist und Markierungen finden wir auch nicht dort, wo wir sie brauchen könnten. Wir verlaufen uns auf der Runde mehrfach und sind darum insgesamt 5 Stunden unterwegs. Zu bereuen haben wir nichts, denn die Runde ist ausgesprochen attraktiv.




Ebenso wie der Hafen von Lauterbach sind die Zufahrten zum Hafen völlig vereist. Hier wird sich heute nicht viel abspielen. Unser Weg ist zunächst die vereiste Straße nach Neuendorf entlang des vereisten Boddens. Auf einem Abschnitt der Straße gehen wir durch eine Allee mit alten Kopfweiden, wie sie häufig auf Rügen anzutreffen sind.










Bei Neukamp überqueren wird die Wasserverbindung zwischen Bodden und Wrechener See auf einer Holzbrücke, von der sich schöne Ausblicke nach allen Seiten anbieten. Im Bereich der Brücke halten sich zahlreiche Wasservögel ein Wasserloch frei.










Neukamp besteht lediglich aus einer kleinen Ansammlung hübscher Häuser an der Dorfstraße sowie dem Komplex des Hotels Nautilus. In der warmen Jahreszeit muss es in dieser naturnahen Landschaft noch erheblich attraktiver sein. Wir werden uns Neukamp vormerken.










Eine geeignete Einkehrmöglichkeit finden wir in Neukamp nicht. Bei Neukamp endet die am Bodden entlang verlaufende Straße. Unsere Route auf der Dorfstraße führt uns nun in westliche Richtung. Das nächste Etappenziel heißt nicht ganz überraschend "Altkamp". Ein Picknickplatz lädt zu einer kurzen Rast ein, obwohl wir ohne Picknick unterwegs sind, weil wir einkehren wollten.









Altkamp erweist sich lediglich als eine große Hofanlage, an der wir vorbeiziehen und erst einmal den Anschlussweg verfehlen. Nach einigem Hin und Her kämpfen wir uns schließlich über Felder und durch Schneeverwehungen in die vermutete Richtung vor, die sich dann auch als erfolgreich erweist.










Im Zentrum von Kasnevitz stoßen wir auf die im 14. Jahrhundert erbaute St.-Jacobi-Kirche, deren aktueller Kirchturm allerdings aus dem Jahr 1768 stammt und neu errichtet werden musste, weil der Vorgänger im Jahr 1641 einstürzte. Das Phänomen eingestürzter Kirchtürme ist in Brandenburg und Vorpommern mehrfach anzutreffen. Vermutlich war die Statik der Türme zu riskant. Den Innenraum von St. Jacobi würden wir gerne besichtigen. Wie bei den meisten protestantischen Kirchen ist die Kirchtür auch hier verschlossen.
Kasnevitz vermittelt uns die Anmutung eines verwaisten DDR-Dorfes, das wie ein Freilichtmuseum wirkt. Besucher werden weder abschreckt noch angezogen, aber in seiner nachlässigen Lieblosigkeit dokumentiert das Dorf eine emotionale Armut, die uns ein wenig schaudern lässt.



In Putbus treffen wir in der Nähe der Orangerie gegenüber dem Schlosspark auf das einladend wirkende 'Café am Park'. Wir erleben keine Enttäuschung. Nicht nur die Einrichtung, sondern auch Kaffee, Kuchen und Service sind vorbildlich. Wir werden wiederkommen.










Das Schloss Putbus wurde zwischen 1960 und 1964 nach einer langen und wechselvollen Geschichte aus ideolgischen und finanziellen Gründen abgetragen. Ein Gemälde im Café am Park vermittelt zumindest einen Eindruck des ehemaligen Schlosses.










Von den historischen Gebäuden ist im Schlosspark von Putbus neben Marstall und Schlosskirche nur noch die 1824 erbaute Organgerie erhalten. Nach 1945 wurden die Räume als Wohnungen für Umsiedlerfamilien genutzt. Später waren hier Stadtbibliothek und Kurverwaltung untergebracht. 1996 wurde das Hauptgebäude rekonstruiert und dient seit dieser Zeit als künstlerisches Ausstellungszentrum der Insel Rügen.








Das 1891/92 zur Schloßkirche umgebaute Gebäude entstand 1844-46 mit der Eröffnung des Seebadebetriebes nach Bauplänen von Friedrich August Stüler und Johann Gottfried Steinmeyer als ein Kursaal, der als Speise-, Spiel- und Tanzsalon genutzt wurde. Der Badebetrieb in Putbus verlor mit der aufkommenden Konkurrenz der Seebäder Binz, Sellin und Göhren an Bedeutung, so dass der Bedarf für einen Kursaal nicht mehr vorhanden war und das Gebäude umgewidmet wurde.







Als Rückweg wählen wir nicht die kürzeste Variante, sondern nehmen noch einen Schlenker  über Neuendorf mit, um die zugleich stillen wie auch intensiven Eindrücke der winterlichen Boddenlandschaft im Licht des frühen Abends aufzunehmen.


1 Kommentar:

  1. In Gedanken bin ich die ganze Strecke mitgegangen, da es sich um meine Heimat handelt und ich in dem schönen Dörfchen Neuendorf aufgewachsen bin. Ich finde diese Wanderroute hier sehr objektiv aber dennoch liebevoll beschrieben. Und irgendwie wird mir selbst wieder mehr bewusst, in welch schöner Gegend ich doch aufgewachsen bin. Vielen Dank dafür.

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